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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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es jetzt nicht. Also pass auf, ich zeige es dir einmal.“ Er legte die Azalee auf seinen Schoss, die Hand obendrauf, und dann verschwand das Bild von dem Baby. Auf dem schwarzen Glas vor uns erschien eine große Feier in vollem Gange. Überall waren Menschen, äh Werwölfe, Lykaner, was auch immer. Riesige Lagerfeuer türmten sich über den ganzen Platz. Ich entdeckte Prisca, die zwischen all den anderen Frauen in der Festmitte tanzte. Auch Domina war bei ihr, und ein paar andere Frauen, die ich im Lager gesehen hatte, aber die meisten waren mir unbekannt. Durch die Musik, das Feuer und den Rauch verhüllt, bekam das ganze eine mystische Note. Ich sah eine Handvoll Frauen, die sich von dem Rest trennte, zu einigen Schalen liefen, die am Rand aufgebaut waren, und sich damit unter die Männer mischten. Die Schalen enthielten verschiedene Farben. Sie benutzen sie, um sich und die Männer mit kunstvollen Zeichnungen zu bemalen. Linien, Schnörkel, und Ranken …
    „Und jetzt du. Du legst deine Hand einfach hier rauf, so.“ Er legte ein etwa handgroßes, schwarzes Holzstück in einer Ovalen Form auf mein Bein, und zeigte mir wie ich die Finger richtig auf das aus Metall eingelassene Muster legten musste. „Jetzt musst du dir einfach vorstellen, was du uns Zeigen willst, und es erscheint auf dem Flimmerglas.“
    „Du meinst … alles, also nicht nur meine Erinnerung?“
    „Natürlich. Du kannst die auch Dinge ausdenken. Es gibt Wesen, die sich ganze Geschichten ausdenken, und damit jede Menge Geld machen.“
    Aha, märchenhafte Drehbuchautoren, Produzenten und Schauspieler in einem. Interessant.
    „Aber am besten fängst du erst mal mit etwas an, das du bereits kennst, das ist einfacher.“
    „Okay.“ Ich dachte darüber nach, was ich ihnen zeigen sollte, und das erste was mir auf der Wand erschien war ein übergroßes Bild von Veith, genauso wie ich ihn das erste Mal gesehen hatte. In voller Pracht, nackt im Türrahmen. Ich zog meine Hand so hastig weg, dass die Azalee auf den Boden fiel. Doch das Bild verschwand nicht, sondern blieb einfach stehen. Mir war das so peinlich, dass mir ganz heiß wurde, und als dann auch noch ein paar kicherten, wurde ich auch noch rot.
    „Keine Sorge“, beschwichtigte Pal mich. „Wenn ich eine Frau wäre, würde ich wahrscheinlich abends mit seinem Bild unter meinem Kissen einschlafen. Natürlich erst, nachdem ich es abgenutscht hätte.“ Er verzog die Nase. „Und ich nicht mit ihm verwand wäre.“
    Eine Frau neben Pal, mit blondem Haar, das sie zu zwei langen Zöpfen geflochten hatte, nickte eifrig. „Oh ja, wie recht du hast. Bei Veith kann das weibliche Geschlecht schon mal auf unanständige Gedanken kommen.“ Ein träumerischer Ausdruck trat in ihr Gesicht.
    „Siehst du, also kein Grund sich zu schämen. Hier …“, er legte mir die Azalee zurück aufs Knie, „…versuch es einfach noch mal.“
    Okay. Ich hatte mich bereits bis auf die Knochen blamiert, schlimmer hätte es nur kommen können, wenn Veith selber anwesend wäre. Ich ließ meinen Blick vorsichtig durch den Raum schweifen, nicht dass er sich doch in irgendeiner Ecke versteckt hatte.
    „Er ist nicht hier“, sagte Pal, als er meine Gedanken erriet.
    Also gut, auf zu einem neuen Versuch. Doch dieses Mal legte ich meine Hand erst auf die Azalee, als ich mir überlegt hatte, was ich zeigen wollte. Auf dem Bildschirm erschien Pal, so wie ich ihn das erste Mal gesehen hatte, im Bad, mit nichts als einem Handtuch um die Hüfte. Er drehte sich langsam zu mir – und zu allen anderen im Raum – um.
„Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?“
    Von hinten kamen ein paar Pfiffe, als die prächtige Männerbrust auf dem Flimmerglas zu Schau gestellt wurde.
    „Domina?“
    „Sie müssten grau sein“,
hörte ich dann meine eigene Stimme, völlig abgerückt von der Welt. Ich ließ die Erinnerung laufen, bis sich Veith zu uns gesellte. Dann dachte ich ganz schnell an etwas anderes. Wieder erschien Pal. Auf der Leinwand stieß ich mir das Knie am Tisch.
    „Oh, das hat bestimmt wehgetan.“
    Das Bild wechselte nach draußen. Die kleine Tess in meinen Armen, wie sie mir das Gesicht ableckte, und dann waren wir an dem Bach den Pal mir hatte zeigen wollen, wo wir das Pärchen überraschten, und wieder wurde gepfiffen. Die Erinnerungen vermischten sich. Dann waren wir auf dem Dachboden, wo Pal seine kleine Modenschau für mich abzog, und auch wie er lachte, nachdem er mir erklärt hatte, was es mit diesem roten

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