Jenseits des Spiegels
gar nicht zulassen – hoffte ich zumindest.
Erion wirkte nicht im Mindesten nervös. „Das mag sein, aber er wird dich nicht finden. Genau wie du folgt er einer falschen Spur. Weder er noch ein anderer der Lykaner hat es in den Letzten Monaten geschafft auch nur einen Hinweis darauf zu finden, wo die verschwundenen Wölfe stecken. Glaubst du wirklich, nur weil du jetzt hier bist, dass sich daran etwas ändern wird?“
Nein vermutlich nicht. Aber wie heißt es so schön? Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. „Veith wird uns finden, und dann wird er dir den Hals umdrehen!“, schleuderte ich ihm entgegen.
Das beeindruckte den Magier nicht im Geringsten. „Darauf lasse ich es gerne ankommen. Wenn du mich nun entschuldigst. Es war mir wie immer eine Freude, mich mit dir zu unterhalten, aber die Zeit drängt.“ Damit wandte er sich von mir ab, und ich konnte dabei zuschauen, wie der die Zelle mir gegenüber öffnete. Schon bevor er überhaupt die Finger am Gitter hatte, sprangen die Wölfe darin freudig auf, und drängten sich an der Tür. Sie sprangen am Gitter hinauf, fiepten ungeduldig, und waren regelrecht verzückt von Erions Anwesenheit.
Die Vierbeiner huschten hinaus auf den Gang, winselten um Aufmerksamkeit, freuten sich wenn ihnen kurz das Köpfchen getätschelt wurde, und wedelten mit ihren Ruten.
Kovu knurrte warnend, als einer von den Wölfen an unsere Zelle kam, und weil mir der Blick von diesem grauen Vieh nicht sonderlich gefiel, wich ich besser zurück, und ließ mich zurück an Kovus Seite auf die dünnen Decken gleiten.
Die nächsten Minuten verfolgten Kovu und ich, wie Erion die Zellen nacheinander aufschloss, und die Wölfe hinausließ. Sie freuten sich über ihn, rieben ihre Köpfe an seinen Beinen, und folgten sofort, als er ihnen den Befehl gab, die Scheune zu verlassen, und draußen auf ihn zu warten. Egal was er mit ihnen gemacht hatte, jetzt waren sie ihm hörig.
Als er die Zelle links gegenüber aufschloss, in der Julica am Gitter lag, und geduldig wartete, bis sie an der Reihe war, schob ich mich wieder nach vorne, und rief nach ihr. Weder meine Stimme, noch ihr Name lösten bei ihr irgendeine Reaktion aus. Und als ich die Hand durchs Gitter steckte, riss Kovu mich eilig zurück. Nur eine Sekunde, bevor Wolfzähne genau an der Stelle zusammenschlugen, wo ich gerade noch meine Hand hatte. Ein gräulicher Wolf funkelte mich an, und zog die Lefzen hoch.
Kovu knurrte, und zeigte ihm ebenfalls die Zähne.
„Er wollte mich beißen.“ Ich war viel zu geschockt, um wirklich ängstlich zu sein. Ich war eher sauer. „Der hätte mir die Hand abgebissen!“
„Ja, hätte er“, bestätigte Kovu.
„Darum ist es besser, wenn du alle deine Gliedmaßen bei dir im Käfig behältst.“ Kaj erschien vor meiner Zelle, die Arme verschränkt, und nichts als Verachtung für mich im Blick. „Außer natürlich sie bedeuten dir nichts, dann mach nur weiter so.“
Ein weiterer Schwall Wölfe lief durch den Gang. Heiseres Bellen, Fipsen und leises Knurren begleiteten sie, als sie Erion begrüßten. Unter ihnen entdeckte ich einen roten Riesen mit weißem Bauch, der sich an Erion lehnte, und einen anderen Wolf weg biss, der versuchte ihm seinen Platz streitig zu machen. „Pal!“
Der große rote Wolf drehte seinen Kopf in meine Richtung. Er legte den Kopf schief, als versuchte er meinen Anblick zu verarbeiten.
„Pal, ich bin´s, Talita. Pal.“
Er machte einen zögerlichen Schritt auf mich zu, aber dann gab Erion den Befehl, draußen zu warten, und er gehorchte ohne zögern.
„Nein, nein, nein!“ Ich rannte zurück ans Gitter, und sah ihm hinterher. „Pal, komm zurück, PAL!“
„Er wird nicht kommen“, sagte Kaj gleichgültig. „Jedenfalls nicht solange Erion es ihm nicht befiehlt. Er ist nichts weiter als eine hirntote Marionette mit jeder Menge Muskeln.“
„Er hat aber reagiert. Ich habe ihn gerufen, und er hat darauf reagiert!“ Das hatte ich mir doch nicht eingebildet, er hatte zu mir geguckt, als ich ihn gerufen hatte, ja sogar einen Schritt in meine Richtung getan. Ich hatte es genau gesehen!
„Das ist nur, weil er noch so neu ist. Am Anfang tun sie das alle, aber das vergeht schnell.“
Was sollte das heißen? Konnte ich ihn noch retten, hatte er noch eine Chance? Und was war mit Julica? Sie hatte nicht auf ihren Namen reagiert, hieß dass das für sie jede Hilfe zu spät kam? Klar, am Anfang mochte ich sie nicht besonders, aber ich würde nicht zulassen, dass sie in
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