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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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wurde.“
    „Gott.“
    „Genau. Die Bibel erzählt uns diese Geschichte.“
    „Die Bibel?“
    „Unser Glaubensbuch. Naja, zumindest aus dem Teil der Welt, aus dem ich komme. Es gibt auch andere Glaubensrichtungen. Manche davon haben nur einen Gott, andere eine ganze Armee davon. Außer China, China hat keine Götter, nur Wesen mit gottähnlicher Kraft.“
    „Du redest davon, als würdest du selber nicht daran glauben.“
    „Tue ich auch nicht.“ Wir waren in der Zwischenzeit wieder auf dem langen Korridor, über den ich das Haus das erste Mal betreten hatte, nur dass ich dieses Mal nach rechts geführt wurde. „Ich glaube an die Wissenschaft, an die Evolutionstheorie.“
    „Ich würde ja nur zu gerne wissen, was das nun wieder ist, aber wir sind am Ziel.“ Er hatte vor einer hohen Eichentür mit sehr lebhaften Schnitzereien angehalten. Sie zeigten das bevorzugte Motiv in diesem Haus: die Jagt. Nur leider wurde hier mit Pfeilen auf Wölfe geschossen, sehr großen Wölfen. Einer der Jäger streckte triumphierend den Arm in die Luft, den Stiefel auf einen großen haarigen Leib gestellt. Die Augen des toten Wolfs auf mich gerichtet. Es war eindeutig, welche Art von Wolf hier stumm auf dem Holz gejagt wurde.
    „Wie makaber.“
    „Mein Vater lebt für die Jagt. Er darf Werwölfe nicht töten, aber kein Gesetzt verbietet ihm, sie nicht in seine Tür zu ritzen.“
    „Und ich hab mich schon gewundert, was Fang gegen ihn hat“, überlegte ich laut.
    „Werwölfe sind von Natur aus gegen jeden misstrauisch, der nicht ins Rudel hineingeboren wurde …“
    Da sagte mal jemand ein wahres Wort.
    „… und mit Magiern haben sie im Besonderen ihre Probleme.“ Er klopfte an die Tür.
    „Warum?“
    „Vor Jahrhunderten, als die Magier mächtiger wurden, breiteten sie sich aus, drangen auch in die Territorien der Werwölfe ein. Das haben die nicht besonders gut verkraftet.“
    „Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“
    Von drinnen ertönte ein gedämpftes „Herein“.
    Erion machte die Tür auf, und führte mich hindurch. Wir betraten ein Arbeitszimmer, mit dunkler Vertäfelung an den Wänden und Kirschparkett. Die Fenster waren mit weinroten Vorhängen gesäumt, und an den Wänden sammelten sich deckenhohe Bücherregale, alle voller Aktenordner. Nur wenige Bücher drückten sich dazwischen herum. In der Mitte des Raums stand ein protziger Schreibtisch aus dem gleichen Holz wie der Boden. Ungefähr in der Mitte des Tischs war eine runde, schwarze Glasplatte eingelassen. Alles in diesem Raum wirkte dunkel und bedrückend, einschließlich des Mannes, der sich hinter seinem Schreibtisch in den lederbezogenen Stuhl zurückgelehnt hatte. Ich glaubte zumindest dass es Leder war, es sah so aus, aber ganz sicher konnte man sich hier ja nicht sein.
    „Ja?“, fragte er unfreundlich.
    „Talita wollte wissen, ob du noch mit den Wölfen vom Wolfsbaumrudel beschäftigt bist“, sagte Erion.
    „Wie man sieht, nein.“
    Ja, das sah ich, und bereitete mir ein ganz mulmiges Gefühl. „Und wo … wo sind sie?“
    „Ich gehe mal davon aus, dass sie sich auf halbem Wege zurück in ihren Wald befinden.“
    „Sie sind gegangen?“ Ich schloss schnell den Mund, bevor noch ein „ohne sich von mir zu verabschieden?“ oder noch besser „ohne mich?“ hinterher rutschen konnte. Das hatte ich nicht erwartet. Na gut, von Fang schon, obwohl … nein, selbst von ihm nicht. Aber was mich am schlimmsten traf war die Tatsache, dass nicht mal Pal nach mir gesucht hatte, bevor er mich zurückgelassen hatte.
    „Ja sie sind weg. Und sobald ich herausgefunden habe was mit deinem Kopf los ist, wirst du es auch sein. Hoffentlich.“
    „Papá“, mahnte Erion. Vielleicht wollte er etwas rücksichtsvoll sein. Wenn ich so verloren aussah, wie ich mich fühlte, konnte ich ihm das nicht verübeln.
    „Nein, dein Vater hat recht. Je schneller ich herausfinde, was mit mir passiert ist, desto schneller kehrt für uns alle wieder Normalität ein.“
    „Genau“, stimmte Anwar mir zu. „Morgen werde ich Gaare damit beauftragen, sich mit dir zu befassen. Wenn einer herausfinden kann woher du kommst, und was mit dir geschehen ist, dann ist er es.“
    „Das klingt gut“, sagte ich tonlos. „Danke.“ Ich drehte mich um, und verließ das Büro. Es tat mehr weh zurückgelassen zu werden, als ich geglaubt hatte. Ich meine, ich wusste doch die ganze Zeit, dass sie mich hierherbrachten, weil sie mich loswerden wollten. Doch irgendwie hatte tief in mir drinnen

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