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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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etwas damit gerechnet, das … was? Dass sie es sich anders überlegen würden, und mich wie mit sich zurück in den Wald nahmen? Okay, Schluss mit Tagträumen. Die Realität sah folgendermaßen aus: Sie hatten sich um mich gekümmert, und dafür gesorgt, dass ich gut untergebracht war. Sogar an einem Ort, wo man mir helfen konnte.
    Irgendwie schmeckte dieses kleine Trostpflaster trotzdem bitter. Sie hätten sich ja wenigsten verabschieden können.
     
    °°°
     
    Porentiefrein erhob ich mich aus der Badewanne, die wie ein großes, gewölbtes Ahornblatt aussah – ein Herbstblatt, in schönen Gelb und Rottönen –, und wickelte mich mit dem Handtuch von dem Keramikstil ein. Diese unglaubliche und einmalige Badewanne, der große Spiegel, und die rötlichen Fliesen unter mir gehörten zu meinem persönlichen Badezimmer. Zumindest solange ich hier wohnte.
    Vor einer knappen Stunde hatte Erion mir mein Zimmer für meinen Aufenthalt in diesem Haus gezeigt, und dieses unfassbare Badezimmer – äh Feuchtraum – gehörte dazu. Ich hatte es mir nicht nehmen lassen,  mir den Dreck von gestern vom Körper zu schrubben, und war entsetzt darüber gewesen, wir verschmutzt ich wirklich aussah. Wie der letzte Penner. Jetzt strahlte ich wieder Reinheit aus. Mein weißblondes Haar war wieder genau das, weißblond, und meine Haut war sauber.
    Barfuß tapste ich zu der Spiegelwand, und sah einmal mehr dieses fremde Gesicht. Langsam wurde es mir vertrauter, aber noch immer war das nicht ich. Diese Person im Spiegel war wie eine Bekannte, der ich mich nur langsam annähern konnte. Würde dieses Gefühl der Befremdlichkeit irgendwann verschwinden, oder würde ich fortan damit leben müssen? Nein, spätestens wenn ich meine Erinnerung zurückgewonnen hatte, würde alles wieder in normalen Bahnen laufen. Hoffentlich.
    Ich rubbelte mir mein kurzes Haar trocken, und verließ dann im Handtuch das Badezimmer. Das Licht, das von den Magieadern in der Wand ausging – und auch für eine angenehme Raumtemperatur sorgte –, verlosch von alleine. Erion hatte mir erklärt, wie das funktionierte. Lampen suchte man in diesem Haus – sie auch in allen anderen Magierhäusern – vergeblich. Sie arbeiteten mit der Magie, formten sie, und machten sie sich auch auf diese Art zu nutzte. So hatten sie die Magie auch in ihren Wänden eingearbeitet, um sie jederzeit nutzen zu können. Eine Verlängerung der Magieadern aus der Erde, wie Erion mir erklärt hatte – was auch immer das bedeutete.
    Es sah aus wie leuchtende Längsstreifen in der Wand. Wunderschön, und auch sehr angenehm für die Augen.
    Mein Schlafzimmer war sehr unpersönlich. Schwarz und weiß waren hier die dominierenden Farben. Ein flaches, offenes Bett im Style eines Futons, mit einem seidenen Überhang, der mit Trotteln versehen war. An der Wand hinter dem Bett hing ein großer, Rahmenloser Spiegel, der den eigentlich großen Raum noch größer erscheinen ließ. Auch hier waren in die Wände die Magieadern eingelassen, die bei meinem Eintritt anfingen, sanftes Licht abzugeben. Es war noch nicht gänzlich dunkel, aber die Dämmerung war bereits weit fortgeschritten, und ohne Licht würde ich wahrscheinlich über meine eigenen Füße stolpern.
    Außer dem Bett mit den Nachtschränkchen gab es hier noch einen Frisiertisch, eine kleine Couch mit Tisch, eine große Kommode, und einen Kleiderschrank, der jetzt mein Ziel war.
    Laut Erion war er mit Klamotten gefüllt, und da nicht mal sagen konnte, ob meine Kleidung sich noch retten ließ, musste ich mir das Zeug erst mal antun. Hauptsache es beinhaltete mehr Stoff, als die Werwölfe für nötig hielten.
    Bei den Gedanken an ihnen, kniff ich die Lippen zusammen. Ich hätte wissen müssen, dass sie sich einfach so aus den Staub machten. Warum auch sollten sie sich weiter mit mir abgeben? Ich war nicht mehr länger ihr Problem. Sie hatten ihre Pflicht erfüllt, also bye bye, Talita. Doch von Pal hätte ich das nicht erwartet. Er war mein … was? Vertrauter? Freund? Guter Bekannter? Ich musste mir diesen Käse aus dem Kopf schlagen. Pal war nichts anderes als ein besser Gefangenenwärter. Zwar ein netter, aber trotzdem nur ein Aufpasser. Er hatte keinerlei anderes Interesse an mir, tat es auch noch so weh, das einzusehen.
    Entschlossen schob ich die Gedanken beiseite, und machte mich an das innere des Kleiderschranks. Auf einer Stange hingen mehrere Stücke, die für Frauen gedacht waren. Kleidung, die eine Mischung aus langen Gewändern und

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