Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
Vom Netzwerk:
gehalten wurde. Seine Füße steckten in Sandalen. Es erschien ihr unpassend für die Jahreszeit, aber anscheinend war er die strengen Winter im Norden gewohnt. Er trat einen Schritt beiseite und wies sie mit einer Handbewegung an, einzutreten. Hinter ihnen fiel die Tür krachend ins Schloss.
    »Kommt bitte mit«, sagte der Mann im Priestergewand. Eiligen Schrittes ging er voran. Elane warf ihren Begleitern einen verwirrten Blick zu, doch sie zuckten nur die Achseln. Sie hatte niemals geglaubt, dass es so einfach werden würde, das Kloster zu betreten, aber wenn sie ehrlich war, brachte das auch noch nicht viel. Schnell hastete sie hinter dem Priester her, bevor er in einer Tür verschwand.
    Innerhalb der Klostermauern war es kaum wärmer als draußen. Nur wenige Lampen beleuchteten die Flure, das Licht leuchtete nur gedämpft. Elane lief ein Schauder über den Rücken, der nicht nur mit der geringen Temperatur zu begründen war. Dieses Gebäude verströmte eine schaurige, wenig heimelige Atmosphäre. Die spartanische Einrichtung ließ alles verlassen und düster wirken, ungeliebt. In den grauen und leeren Fluren hallten ihre Schritte gespenstisch, nirgends hing Dekoration an den Wänden. Mehrere verschlossene Türen zweigten von den Gängen ab, deren Decken so hoch waren, dass die Geräusche mehrfach widerhallten.
    Der Priester ging eine Treppe hinauf, um mehrere Ecken herum und kam plötzlich vor einer unscheinbaren Tür zum Stehen. Er hatte während des Weges kein Wort gesprochen, er hatte sich nicht einmal umgedreht. Er blickte kurz nach rechts und links, als wollte er sich vergewissern, dass ihn niemand sah, und öffnete die Tür. Er ließ Elane und ihren Begleitern den Vortritt.
    Sie betraten einen kleinen Raum, der trotz eines Schreibtisches und zwei Stühlen keine behagliche Atmosphäre versprühte. Ein roter runder Teppich lag in der Mitte auf dem Fußboden, aber auch er vermochte nicht für Gemütlichkeit zu sorgen. Es gab ein Fenster, aber nur wenig Tageslicht drang durch das schmale quadratische Loch. Die Mauern des Klosters waren einfach zu dick. An der Wand glimmte ein beinahe heruntergebranntes Feuer in einem Kamin. Der Priester legte ein Scheit nach, nickte Elane zu und verließ eilig den Raum. Ihr entging nicht, dass ein Riegel von außen vorgeschoben wurde. Hastig stürzte Kjoren zur Tür und rüttelte daran, doch sie ließ sich nicht öffnen.
    »Na wunderbar«, stieß er hervor und versetzte der Tür einen wütenden Tritt. »Jetzt haben wir uns von einem Priester zum Narren halten lassen!«
    Leroy räusperte sich. »Du warst doch derjenige, der an die Tür geklopft hat und um Schutz bat, ohne das wir uns vorab über das Vorgehen einig waren«, sagte er, ohne seine Missbilligung zu verhüllen.
    Kjoren verbrannte ihn mit einem zornigen Blick. »Weil du dich nicht getraut hättest, überhaupt etwas zu unternehmen!«
    Elane legte beiden eine Hand auf die Schultern. »Nun regt euch bitte nicht so auf. Niemand hat einen Fehler gemacht. Vielleicht gibt es gar keinen Grund zur Beunruhigung. Es ist doch möglich, dass die Priester mit Fremden vorsichtig sind. Hätte er uns ein Feuer im Kamin gemacht, wenn er uns etwas Böses wollte?« Sie deutete auf d as frische Scheit. »Wir warten einfach ab, was als Nächstes geschieht.« Elane empfand nicht halb so viel Zuversicht, wie sie Leroy und Kjoren zu vermitteln versuchte. Waren sie zu gutgläubig gewesen? Wer würde schon damit rechnen, von einem Priester verraten und verkauft zu werden? Sie zwang sich zur Ruhe. Bislang verlief alles nach Plan, auch, wenn sie keinen richtigen besaßen. Das Glück durfte sie jetzt nicht verlassen. Und vielleicht war es wirklich so, wie sie gesagt hatte: Die Priester ließen lediglich Vorsicht walten im Umgang mit Fremden.
    Leroy und Kjoren ersparten sich weitere Kommentare. Zähneknirschend ließen sie sich auf den Stühlen vor dem Schreibtisch nieder. Elane lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Wand nahe am Kamin. Die Wärme tat gut, legte jedoch einen Mantel aus Müdigkeit um ihre Schultern.
    Die Zeit verging schleppend. Sie konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, wie lang sie schweigend gewartet hatten, aber irgendwann wurde der Riegel vor der Tür beiseitegeschoben. Zwei Männer kamen eilig herein, auch sie trugen dunkelgrüne Priestergewänder. Über dem Arm des einen hingen saubere Kleidungsstücke, die er auf den Teppich in der Mitte des Raumes legte. Der andere Mann balancierte ein Tablett. Der Duft von gebackenem Brot

Weitere Kostenlose Bücher