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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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in der Nähe. Ihr fielen immer wieder die Augen zu, doch Angst zerfraß sie viel zu sehr, als dass sie ernsthaft an Schlaf dachte.
    Nachdem die drei Gottesdiener ihr kärgliches Mahl mit ihnen geteilt hatten, setzte Cirnod sich zwischen Leroy und Kjoren auf den Stamm. Elane rieb sich die wunden Fußgelenke und lauschte.
    Cirnod räusperte sich. »Es tut mir leid, dass ich euch eine Lüge auftischen musste«, flüsterte er.
    Kjoren knurrte. Plötzlich schien er seine Sprache wiedergefunden zu haben. »Eine Lüge? Uns hat niemand belogen. Sie haben uns stundenlang ohne Informationen festgehalten. Da wäre mir eine Lüge beinahe lieber gewesen.«
    Cirnod wies Kjoren mit einer Handbewegung an, leiser zu sprechen. »Nein, nein. Ich meine eine andere Lüge. Ich habe nicht vor, euch zu den Armeen des Königs zu bringen. Es stimmt, sie sind schon auf dem Weg hierher. Und es stimmt, dass mich ein Bote erreicht hat, der mir von eurer Ankunft berichtete. Aber dieser Bote arbeitet nicht für den König.« Cirnod lächelte selbstzufrieden. Auch Leroys Neugier schien geweckt, denn er hob den Kopf von der Brust und starrte Cirnod an, als hätte er einen Geist gesehen.
    Cirnod ließ seinen Blick zwischen Leroy, Kjoren und Elane hin- und herwandern, als wollte er sich vergewissern, dass sie ihm auch zuhörten. »Unsere beiden Begleiter sind meine einzigen Verbündeten auf Ceregrym. Ich musste den anderen Priestern den Grund für unsere Abreise glaubwürdig vorspielen. Vorrangig richtete sich die Lüge an sie.« Cirnod deutete auf den Mann, der gerade ein weiteres Stück Holz auf das Feuer legte. Er nickte freundlich. »Sein Name ist Brynn«, sagte Cirnod. »William ist mein zweiter Verbündeter.« Der Mann, der mit ihnen auf dem Baumstamm saß, nickte ebenfalls zum Gruß. Elane kam sich vor wie in einer Abenteuergeschichte aus ihren Kindertagen. Aus den düsteren Schatten der Bäume flatterte eine Krähe hinab und setzte sich auf einen Felsbrocken nahe dem Feuer. Sie beobachtete die Gruppe mit neugierigen, seltsam wissenden Augen.
    »Auf Ceregrym soll niemand von unserem Frevel erfahren«, sagte Cirnod. Elane wandte ihren Blick von der Krähe ab und dem seltsamen Priester mit dem langen Ordenszopf zu. »Doch jetzt sind wir weit genug fort, um offen reden zu können«, fuhr er fort. »Wir achten darauf, uns abseits der Wege zu bewegen. Unter keinen Umständen wollen wir den Männern des Königs begegnen. Wir werden unabhängig von ihnen nach Lyn übersetzen.« Cirnod lächelte stolz.
    »Was hat das zu bedeuten?«, brummte Leroy mit offensichtlicher Skepsis. »Was haben Sie mit uns vor?«
    »O bitte, nennt mich Cirnod. Bloß keine Höflichkeiten.« Wieder dieses Grinsen. »Ich stehe auf eurer Seite. Ich weiß von Cyles’ – ich meine natürlich Leroys – wahrer Abstammung. Und nichts wäre mir lieber, als die Ordnung in Yel wiederherzustellen.«
    Elane blinzelte, als hätte sie sich verhört, weil sie Cirnod mit einmal verschwommen sah. Was zum Henker bedeutete das nun wieder?
    »Glaubt bloß nicht, dass wir in der Einsamkeit von West- Fenn nichts mitbekommen. Meine Krähe Jinna ersetzt mir Augen und Ohren. Seit Jahrzehnten benutze ich diese Vögel, um informiert zu bleiben.« Cirnod deutete auf den großen Vogel, dessen Gefieder im Feuerglanz metallisch schwarz schimmerte und der ihrem Gespräch zu lauschen schien. Cirnod sah Leroy mit einem euphorischen Funkeln in den Augen an. »Ich weiß seit dem Tag der Trauerfeier, als man dich vergiften wollte, dass du lebst. Ich habe immer gedacht, du seist beim lang zurückliegenden Attentat auf König Alloret ums Leben gekommen, damals, als du noch ein Säugling warst. Doch dem ist nicht so, dem b armherzigen Gott sei Dank. Jetzt schöpfe ich wieder Hoffnung. Die Venells sind seit jeher eine fürchterliche Familie! Sie auf dem Thron zu sehen, würgte mich seit Langem, ein Frevel an unserer Würde, gegenüber dem ganzen Land.«
    Leroy verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich möchte aber nicht auf den Thron. Warum versteht das bloß keiner? Außerdem ist der Gegner zu mächtig und ich habe keinerlei Beweise.«
    Cirnod legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Sei nicht albern. Der Rat der Obersten steht genauso wenig hinter Jaham wie wir. Wenn es eine Möglichkeit gibt, deinen Anspruch zu beweisen, dann werden sie alles daransetzen, Jaham zu stürzen. Du kannst nicht tatenlos zuschauen, wie er die Firunen abschlachtet! Dein Vater ist doch selbst einer.«
    Elane fragte sich, was Cirnod wohl

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