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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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beobachtete er, wie Jonneth das kleine Tagebuch, das ihnen so viel Kummer bereitet hatte, aus der Innentasche seiner Militäruniform zog und triumphierend damit in der Luft herumfuchtelte, ehe er es an seinen Platz zurücksteckte.
    »Auf Wiedersehen, ihr Narren«, rief er und lachte.
    »Hat denn keiner mehr einen Pfeil?«, brüllte Ibrik niedergeschlagen.
    Keiner der noch lebenden Firunen konnte ihn an der Flucht hindern, denn keiner hatte noch Magie in sich. Jonneth hatte ihnen alles geraubt. Die Verzweiflung, die sich wie Gift in Kjorens Leib ausbreitete, war übermächtig. Er fühlte sich einer Ohnmacht nahe.
    Jonneth flog noch ein Stück höher und ließ seinen Blick über den Hof kreisen wie ein Künstler, der sein Werk betrachtete. Aus dem Augenwinkel sah Kjoren, wie Leroy das Schwert eines getöteten Soldaten vom Boden aufnahm. Kjoren hätte beinahe laut gelacht. Der Kampf ist vorbei und du kommst mit einem Schwert an! Ein wenig spät, mein Lieber. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
    Doch dann tat Leroy etwas Eigenartiges. Kjoren wusste nicht, ob es pure Berechnung oder die Tat eines Verzweifelten war. Leroy schleuderte das Schwert mit aller Kraft, die er dem ausgezehrten Körper nicht zugetraut hätte, in die Luft. Unter normalen Umständen hätte niemand mit einem mehrere Pfund schweren Gegenstand so hoch werfen können. Selbst mit einem leichten Wurfmesser wäre die Chance verschwindend gering gewesen, Jonneth zu treffen. Doch wie von Geisterhand geführt schnellte die Klinge des Schwertes mit der Spitze voran in die Luft und steuerte geradewegs auf Jonneth zu. Sie bohrte sich mit immenser Kraft in seinen Leib, als bestünde er aus Butter.
    Jonneth gab einen Laut des Entsetzens von sich. Nur einen Atemzug später fiel er von der Mauer wie ein Stein, seine gewaltigen Flügel lösten sich von einem Moment zum nächsten in Nichts auf. Metall und Magie, das vertrug sich nicht. Jonneth stieß einen Schrei aus und krachte auf dem Boden auf, ein mit weißen Blüten gespickter Strauch im Vorgarten des Palastes bremste seinen Fall.
    »Valanische Magie«, hauchte Elane an Kjorens Seite. »Leroy hat Metall bewegt. Ich habe ihm gezeigt, wie er sein Magisches Mal verwenden muss und jetzt hat er es tatsächlich geschafft.«
    Die Verwunderung ließ Kjoren sämtliche Schmerzen für den Augenblick vergessen. Auch Leroy starrte entgeistert auf die Szene wie alle anderen verbliebenen Valanen und Firunen. Vermutlich verstand er selbst nicht, was er soeben getan hatte. Er starrte auf seine Handflächen, als könnte er darin die Antwort auf all seine Fragen finden.
    Jemand deutete auf Jonneth, der stöhnend im Strauch hing. »Da! Er lebt noch!«
    Die Klinge hatte Jonneth nicht getötet. Sie steckte seitlich in seinem Unterleib. Jonneth zog das Schwert heraus. Er schrie, aber Kjoren vermutete, dass es ein Wutschrei war. Kaum hatte Jonneth die metallene Waffe von sich weggeschleudert, begann sein Körper erneut, bläulich zu schimmern. Kjoren setzte sich auf.
    Jäh sprang Elane auf und stürzte auf Jonneth zu. Er versuchte, sie am Ärmel zurückzuhalten, doch es war zu spät.
    »Ich töte dich, du Schwein«, rief sie im Brustton der Überzeugung. Sie ging mit bloßen Fäusten auf ihn los. Jonneth wandte ihr den Kopf zu, für einen kurzen Moment lag Überraschung in seinem Blick. Elane schaffte es tatsächlich, Jonneth mit der Faust einmal ins Gesicht zu schlagen, doch er erinnerte sich nur allzu schnell wieder an seine magischen Fähigkeiten. Er schleuderte Elane mit einer Geste von sich weg. Sie flog durch die Luft und kreischte. Kjoren sprang auf und machte einen Sprung zur Seite, um ihren Sturz abzufangen. Die Wucht ihres Aufpralls in seinen Armen riss sie beide hart zu Boden.
    »Elane!« Kjoren griff ihr unter die Achseln und schüttelte sie sanft, doch sie war benommen. Er selbst fühlte sich wie in Trance. Die Magie schwächte sie. Elane öffnete die Augen zu Schlitzen, schloss sie jedoch sofort wieder. Erneut wüteten Wellen aus Hass und Verzweiflung in Kjoren.
    Andere Firunen versuchten, sich Jonneth zu nähern, einige warfen mit Messern oder Pfeilspitzen nach ihm. Vermutlich hofften sie, zumindest seine Magie damit lähmen zu können, doch es war vergebens. Jonneth stieß alles, was sich ihm bis auf ein paar Schritte näherte, mit seinen blauen Blitzen von sich weg. Seine pechschwarzen Flügel begannen, sich zu materialisieren. Nur einen Herzschlag später stieß sich Jonneth vom Boden ab. Die tiefe Wunde

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