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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Hoffnung blühte auf und erstarb jäh. Leroy würde nicht allein auf diese Idee kommen, außerdem wandte er sich gerade ab und entfernte sich einige Schritte. Der günstige Zeitpunkt war verstrichen. Idiot!
    Jonneth tat einen gewaltigen Flügelschlag und stieß sich vom Boden ab, doch Elanes Gewicht und seine Unerfahrenheit im Umgang mit firunischer Magie verhinderten, dass er sich länger als ein paar Sekunden in der Luft hielt. Die Firunen erwachten aus ihrer Starre und begannen wieder, auf ihre valanischen Gegner einzudreschen, andere stürzten auf Jonneth zu, der sie jedoch alle mit nur einer einzigen Handbewegung von sich wegstieß, ohne sie zu berühren. Es war einfach nur schrecklich. Kjoren hatte nie für möglich gehalten, dass Magie dies bewirken und man sie derart missbrauchen konnte. Ihm war jetzt alles egal – er musste Elane retten!
    Jonneth unternahm einen weiteren Versuch, abzuheben. Er hielt Elane in eisernem Griff und schien nicht einen Moment an den Gedanken zu verschwenden, sie zurückzulassen und ohne sie aufzubrechen, um ihm das Fliegen zu erleichtern. Kjoren mobilisierte seine letzten Kräfte und benötigte gerade einmal zehn lange Schritte, um in Jonneth’ Reichweite zu gelangen. Er streckte die Arme aus, krallte sich in Elanes schmutzige Kleidung und zerrte mit aller Kraft daran, bis der Stoff riss.
    Jonneth hatte den Angriff nicht kommen sehen, lockerte den Griff für den Bruchteil einer Sekunde und Elane fiel in Kjorens Arme.
    Nur aus einem Winkel seines Bewusstseins hörte Kjoren, wie hinter ihm jemand schrie.
    »Nein! Du Dummkopf! Was machst du da?«
    Einen Lidschlag später spürte er einen stechenden Schmerz in seiner rechten Schulter. Gleichzeitig holte Jonneth mit einer Hand aus und beförderte Kjoren mit Elane mit nur einer einzigen mühelosen Geste in hohem Bogen aus seiner Reichweite. Sie schlugen hart auf.
    »Behalte die dumme Schlampe! Euch nehme ich mir später noch vor. Sie ist zu fett, ich kann mit ihr nicht fliegen.«
    Jonneth’ Stimme klang seltsam verzerrt. Erneut warf er seine Magie auf sie. Kjoren rollte sich schützend über Elane, eine gewaltige Magiewelle ergriff sie und schleuderte sie erneut durch die Luft. Als er auf dem Boden aufschlug, übermannte ihn der Schmerz. Er heulte auf wie ein Wolf.
    Elane lag in seinen Armen und atmete schwer, doch sie schien unverletzt. Kjoren hatte sie auch beim Abrollen mit seinem Leib vor dem harten Aufprall geschützt.
    Jonneth schlug wild mit seinen gewaltigen schwarzen Flügeln, die den halben Hof überschatteten, und fluchte aufs Derbste, weil ihm das Fliegen nicht gelang. Doch wie lange noch? Kjoren schwindelte.
    Er wird entkommen.
    Elanes Stimme riss ihn aus einer nahenden Ohnmacht.
    »Kjoren, da steckt ein Pfeil in deiner Schulter!« Panisch nestelte sie an seinem Hemd herum. Sie hatte recht. Der Schaft eines Pfeils ragte aus seinem Schultergelenk hervor. Der Schmerz verhinderte, dass er auch nur einen klaren Gedanken formen konnte. Nur sehr langsam begriff er, was geschehen war.
    Jemand anderes beugte sich zu ihm herab. Ein glattes Gesicht, strohblonde mit Dreck verschmierte Haare, die dem Mann vom Kopf abstanden. Ibrik. Langsam schärfte sich das Bild. Der kleine Mann hielt einen Bogen in der einen Hand, mit der anderen Hand machte er eine wütende Geste.
    »So viel Dummheit ist mir selten untergekommen«, keifte er. »Der Pfeil hätte das Ungeheuer direkt ins Herz getroffen, wenn du nicht in einem Anfall von Heldenmut dazwischen gesprungen wärst. Jetzt steckt mein letzter Pfeil in deiner Schulter, du Idiot! Niemand kann das Mistvieh aufhalten.«
    Kjoren zwang sich in eine aufrechte Sitzposition. Ihm war speiübel und sein Kopf schmerzte wie ein Amboss, den man mit unerbittlichen Hammerschlägen malträtierte. »Ich wollte Elane ...« Seine Worte klangen seltsam undeutlich, das Sprechen fiel ihm schwer. Er entschied, vorerst zu schweigen. Er hatte alles verdorben! Die Vorwürfe, die er sich machte, schmerzten ihn beinahe mehr als der Pfeil in seiner Schulter, mehr als die Magiestöße. Warmes Blut lief an den Achseln entlang bis zur Hüfte hinab.
    Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge. Kjoren, Elane und Ibrik wandten zeitgleich den Kopf. Jonneth schwebte auf Höhe der oberen Mauerkante, seine Flügel schlugen in einem unerbittlichen Rhythmus auf und ab. Jetzt hatte er es also doch geschafft, Herr über die Magie zu werden und seinen Flug zu kontrollieren. Großartig! Alles war verloren. Beinahe teilnahmslos

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