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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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sich aus dem Kampflärm heraus. Kjoren öffnete die Augen einen Spaltbreit. Nathan war verschwunden. Verwirrt richtete er seinen Blick auf das Wiesel, das reglos auf dem Kiesweg lag. Ein langer Speer ragte aus seinem Rücken.
    Ibrik zog seinen Speer aus Nathans Rücken und stürzte sich zurück ins Kampfgeschehen. Kjoren bedankte sich mit einem Nicken. Seine Knie zitterten und er konnte kaum glauben, dass er noch lebte. Doch wo war Svorolf? Hastig wandte er den Kopf. Sein Vater kämpfte noch immer gegen den Soldaten, doch er war nicht mehr allein. Jemand war ihm zu Hilfe gekommen. Elane. Kjorens Herz machte einen Sprung. Weshalb versteckte sie sich nicht? War sie wahnsinnig? Sie war nur mit einem Ast bewaffnet, der nicht viel länger als ihr Arm war. Damit versuchte sie verzweifelt, die Schläge ihres Gegners abzuwehren. Aber ihre Augen funkelten voller Entschlossenheit. Gemeinsam mit Svorolf gelang es ihr recht gut, doch sie hatten nicht den Hauch einer Chance, einen Treffer zu landen.
    Kjoren machte einen Sprung in ihre Richtung. Er war von dem Gedanken beseelt, den Personen, die er am meisten liebte auf dieser gottverlassenen Welt, um jeden Preis zu helfen. Doch ein gewaltiger blauer Blitz schoss durch die Luft. Das Licht blendete ihn, mehrere Sekunden lang sah er nichts als ein verschwommenes Farbenmeer.
    Jonneth.
    Schlagartig verstummten alle Kampfgeräusche. Als sich das Bild vor seinen Augen schärfte, hätten seine Beine beinahe unter ihm nachgegeben, so sehr schockierte ihn das, was er sah. Jonneth stand mitten auf dem Hof, doch er hatte nichts mehr mit dem Valanen gemein, der er einst gewesen war. Sein Gesicht zeigte eine von Hass und Wahnsinn verzerrte Grimasse, seinen Körper umgab ein bläuliches Schimmern. Doch das eindeutig Befremdlichste und Sinnwidrigste an dem Anblick waren die gewaltigen pechschwarzen Flügel, die im wahrsten Sinne des Wortes alles andere in den Schatten stellten. Erst auf den zweiten Blick erkannte er den Körper, den Jonneth sich über die Schulter gelegt hatte.
    »Mein Weib«, dröhnte er mit einer jenseitigen Stimme, »behalte ich!« Er lachte, tief und emotionslos, sodass Kjoren das Blut in den Adern gefror.
    Elane! Er hat Elane.
    Kjoren ballte hilflos die zitternden Hände zu Fäusten. Innerhalb eines Atemzugs hatte Jonneth Elane über mehrere Yards zu sich geholt. Magie! Mit nur einer Handbewegung hatte Jonneth seine Macht demonstriert.
    Alle, Valanen wie Firunen, die in Jonneth‘ Nähe gestanden hatten, waren durch den blauen Blitz zurückgeworfen worden. Obwohl er hinter dem Einflussbereich des Angriffs gestanden hatte, hatte auch er die gewaltige Druckwelle gespürt.
    »Elane«, rief er aus voller Kehle. Seine Stimme kippte.
    Jonneth wandte seinen Blick auf ihn. »Du widerliches Stück Dreck hast kein Recht, eine Valanenfrau zu besitzen. Sie gehört mir, und ich mache mit ihr, was ich will!« Jonneth schlug mit seinen pechschwarzen, seltsam unstofflich wirkenden Flügeln, die ihn entfernt an eine riesige Fledermaus erinnerten, einmal auf und ab. Er erzeugte einen Windstoß, der aber nichts im Vergleich zu dem starken Sturm war, der fortwährend über Yel fegte. Jonneth war zwar randvoll mit gestohlener firunischer Magie, aber er würde sie wohl kaum kontrollieren können. Vielleicht war dies ihre Chance. Dennoch blieb er unberechenbar, sie durften ihn nicht unterschätzen.
    Gespenstische Stille beherrschte den Innenhof von Valburg. Alle Soldaten und Firunen hatten ihre Schwerter und Gewehre gesenkt, um Jonneth ehrfürchtig oder voller Furcht dabei zu beobachten, wie er seine Flügel entfaltete und ihnen seine Macht demonstrierte. Elane zappelte und kreischte, sie wand sich in seinem Griff wie ein Aal. Doch Jonneth hielt sie mit Leichtigkeit. Er war viel stärker als er es hätte sein dürfen. Er verfügte über ein gewaltiges Magiepotenzial.
    Kjorens Blick wurde abgelenkt. Hinter Jonneth, bislang versteckt in einer Nische der Außenmauer, kam eine Gestalt zum Vorschein, vermutlich erstaunt, dass die Kampfgeräusche schlagartig verstummt waren. Heiße Wut kochte in ihm auf. Leroy! Dieser elende Feigling! Hatte sich nicht einmal in den Kampf getraut, sondern es vorgezogen, sich zu verstecken! Kjoren widerstand dem Drang, ihn laut anzubrüllen. Jonneth hatte Leroy noch nicht bemerkt. Vielleicht konnte es dem Milchgesicht gelingen, den Magiedieb von hinten anzugreifen, ihm ein Messer in den Körper zu rammen, aus Metall, das die firunische Magie lähmte. Ein letzter Funken

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