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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Wahrscheinlich trugen sie selbst schuld an ihrer Gefangennahme. Der Offizier hatte den König und den Kronrat aufgescheucht, nur um ihnen von zwei befreiten Valanen zu erzählen?
    Es war nicht das erste Mal, dass sich Firunen gegen sie auflehnten und mitunter sogar Geiseln nahmen, aber ein Offizier musste mit derlei Scharmützeln allein zurechtkommen.
    »Das würde bedeuten, dass sie seit mehr als zwanzig Jahren verschollen gewesen wären«, sagte König Adoran.
    Elane merkte auf. Waren Mr. Breel und Mr. Redland etwa bekannte Gesichter am Königshof?
    »Das ist richtig«, pflichtete Hauptmann Lenry bei, »und sie ließen nicht von dieser Behauptung ab. Sie gaben an, im Besitz handfester Beweise zu sein.«
    Elane warf ihrem Onkel einen flüchtigen Seitenblick zu. Sein Gesicht hatte bereits bei der Erwähnung der Namen ein leichtes Erstaunen gezeigt, doch jetzt zog er die Stirn kraus und nichts als Skepsis lag in seinen Augen, als er in die Runde blickte.
    »Mr. Breel und Mr. Redland bestanden darauf, diese Versammlung einberufen zu lassen. Ich habe versucht, sie davon abzuhalten, einen Antrag auf Anhörung zu stellen, weil ich es als aussichtslos betrachtet habe, aber sie haben dennoch darauf bestanden. Ich kann mir nicht erklären, wie sie es schaffen konnten, die Sekretäre und Berater von der Dringlichkeit ihres Anliegens zu überzeugen. Es muss sich um etwas wirklich Wichtiges handeln.« Ihm war anzumerken, dass er sich darüber ärgerte, über den Sachverhalt nicht aufgeklärt worden zu sein.
    Der König nickte und bedeutete Lenry mit einer Geste, sich zu setzen. »Mr. Breel, Mr. Redland?« Die Männer hoben die Köpfe. Erst jetzt bemerkte Elane, dass die Augen des einen Mannes trüb und leer waren. Er schien blind zu sein.
    »Wenn es stimmt, was Sie behaupten, wäre es eine Sensation, Sie nach so langer Zeit lebend gefunden zu haben«, sagte Adoran. »Mir ist bereits durch meinen Hofsekretär mitgeteilt worden, dass es damals unter der Herrschaft meines Bruders einen Koch und einen Kammerdiener mit diesen Namen gegeben hat . N ach dem Stand der alten Akten sollen sie bei dem Attentat während der Taufzeremonie meiner Nichte getötet worden sein. Mehrere Zeugen haben die Identität dieser beiden Männer jedoch bestätigt, sodass ich mich bereiterklärt habe, Sie anzuhören. Mir ist sehr daran gelegen, den damaligen Tathergang lückenlos aufzuklären, mag er auch Jahrzehnte in der Vergangenheit liegen. Bitte schildern Sie mir, was Sie in der Gegenwart meiner Sekretäre zu Protokoll gegeben haben?«
    Elane fuhr es eiskalt durch die Glieder. Nur selten hatte ihr Onkel das Attentat erwähnt, bei dem ihre Eltern umgekommen waren. Dieses Thema war tabu.
    Der Mann mit der hässlichen Narbe räusperte sich. »Mein Name ist Tivor Breel«, sagte er mit fester Stimme. »Wir sind damals nicht getötet worden. Man hat uns gefangen genommen und verschleppt, ebenso wie König Alloret.«
    Plötzlich schwoll die Lautstärke im Saal an. Empörte Ausrufe und Laute des Entsetzens hallten durch den Raum, bis der König ihnen mit einer Geste gebot, still zu sein. »Ihnen ist bewusst, wie weitreichend Ihre Behauptung ist, Mr. Breel?«
    »Durchaus, Eure Majestät. Aber es ist die Wahrheit. Wir waren zehn Männer und Frauen, als die Firunen uns nach Eld brachten. König Alloret war einer von uns. Man hat ihn gefoltert, doch mir ist unbekannt, weshalb. Nach wenigen Wochen der endlosen Qual hat er sich selbst gerichtet.«
    Mr. Breel senkte seinen Kopf. Eine beängstigende Stille breitete sich aus. König Adoran bemühte sich, ruhig zu bleiben, doch Elane kannte ihren Onkel gut genug, um den verborgenen Zorn hinter seinen funkelnden Augen zu erkennen. Seine Frau Celesa zeigte indes keinerlei Emotionen. Elane hatte die Worte von Tivor Breel verstanden, aber ihre Bedeutung war noch nicht zur Gänze bis in ihr Bewusstsein gesickert. Hatte er gerade von ihrem leiblichen Vater gesprochen? Ärger brandete durch sie hindurch. Er log, und das auf dem Rücken ihrer verstorbenen Eltern.
    »Haben Sie einen Beweis hervorzubringen?«, fragte der König.
    Jemand aus dem Kronrat hob den Arm. Adoran nickte ihm zu, um ihm die Erlaubnis zum Sprechen zu erteilen.
    »Eure Majestät, das ist doch eine ruchlose Behauptung! Der damalige König, Ihr werter Bruder, ist gestorben, weil er feige ermordet worden ist. Wir haben ihn königlich aufgebahrt und niemand hat gesehen, dass es Gefangene gegeben hat. Ich verlange eine Bestrafung für diese Lüge.« Der ältere

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