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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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machte er sich auf die Suche nach einem Betrieb, der eine ungelernte Arbeitskraft einstellen würde. Er war nie bei einem Meister in die Lehre gegangen, denn seit seinem siebzehnten Lebensjahr hatte er sein Leben in die Hände von Offizieren gelegt. Dennoch hielt sich Kjoren nicht für ungeschickt, er konnte hart zupacken und auf den Kopf gefallen war er auch nicht.
    Er sah sich um. Ihm gefiel die Siedlung nicht, aber der Gedanke, auf der Suche nach Arbeit bis nach Budford weiterzuziehen, gefiel ihm noch weniger. Je größer die Stadt, desto mehr Valanen. Und je mehr Valanen, desto wahrscheinlicher, dass jemand ihn als Deserteur entlarvte. Zudem trug er noch immer den Soldatenrucksack und die Uniformjacke bei sich, verräterische Dinge, auf die er leider nicht verzichten konnte.
    Kjoren beschleunigte seine Schritte und bog in eine Gasse ein, aus der das metallische Geräusch von Hammerschlägen auf einen Amboss dröhnte. Er duckte sich unter Wäsche hindurch, die zwischen den Häuserwänden auf gespannten Leinen zum Trocknen hing. Der schmale Weg machte nicht den Eindruck, als gäbe es hier eine Schmiede, doch die Hammerschläge wurden stetig lauter. Kjoren hätte den Eingang der Werkstatt beinahe übersehen, denn er war nicht mehr als ein Loch in der Häuserwand, vor das man einen Vorhang gespannt hatte. Nicht einmal ein Schild wies darauf hin, dass es sich um den Eingang einer Schmiede handelte.
    Er schob den Vorhang beiseite und steckte den Kopf in den dahinter liegenden Raum. Hitze schlug ihm entgegen. Er sah kaum etwas, lediglich eine kleine Lampe baumelte von der Decke und im hinteren Teil des Raumes glimmten Kohlen in einer Feuerstelle. Ein Mann bearbeitete ein glühendes Hufeisen mit einem Hammer auf dem in der Mitte des Raumes stehenden Amboss. Als das Tageslicht durch den beiseite gezogenen Vorhang fiel, hielt er in der Bewegung inne und hob den Kopf. Sein dichtes dunkles Haar klebte an seiner Stirn.
    Kjoren räusperte sich. »Entschuldigen Sie die Störung. Ich hörte die Hammerschläge und hatte gehofft, hier eine Schmiede vorzufinden.«
    Der Mann nickte, bedeutete Kjoren mit einer Geste, einen Moment zu warten und bearbeitete das Hufeisen, bevor es erkaltete. Er hob es mit einer Zange vor sein Gesicht und betrachtete sein Werk mit einem zufriedenen Lächeln. »So müsste es passen«, knurrte er. »Das Eisen war der alten Shelly zu breit.« Abermals hob er den Kopf. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    Kjoren machte einen Schritt nach vorn über die Türschwelle. Der Valane musterte ihn von oben bis unten. Er gab sich Mühe, ruhig und gefasst aufzutreten. »Ja, vielleicht können Sie das. Ich bin auf der Suche nach Arbeit. Mein Name ist … Leroy.« Es war der einzige valanische Name, der ihm spontan einfiel. Hätte er dem Schmied seinen wahren Namen genannt, hätte dieser nicht nur sofort über seine Abstammung Bescheid gewusst, sondern ihn womöglich sogar verpfiffen. Vermutlich fahndete man bereits nach einem Mann mit dem Namen Kjoren. Er bezweifelte zwar, dass sich der Befehl schon bis in die Provinz herumgesprochen hatte, doch er ging lieber auf Nummer sicher.
    Der Mann lachte tief und dröhnend. »Arbeit? In Feddys? Hier haben wir kaum selbst genug zu fressen. Die meisten Valanen fahren nach Budford, um dort zu arbeiten und ihre Einkäufe zu erledigen. Ich betreibe die Schmiede überwiegend privat. Ich kann Ihnen keine Arbeit anbieten.«
    Kjoren nickte nicht übermäßig enttäuscht, er hatte mit einer solchen Antwort gerechnet. Er wollte um jeden Preis vermeiden, in Budford nach Arbeit zu suchen, denn dort stieg die Gefahr, gefangen genommen zu werden. Aber was, wenn ihm nichts anderes übrig blieb?
    »Ich danke Ihnen für Ihre Zeit«, sagte Kjoren. »Wie weit ist es noch bis nach Budford? Ich bin seit Tagen unterwegs und hatte gehofft, endlich ein Dach über dem Kopf und Arbeit zu finden.«
    Der Valane wischte sich die dreckverschmierten Hände an der Schürze ab. »Budford ist noch mindestens einen Tagesritt von hier entfernt. Vorausgesetzt, Sie haben ein kräftiges und schnelles Pferd.«
    Einen Tagesritt? Zu Fuß würde er mindestens drei Mal so lange brauchen.
    Der Schmied schien seine Überraschung zu bemerken, denn er fügte an: »Wenn Sie dem Bach folgen, der direkt in den Abgrund mündet, erreichen Sie eine Pferdevermietung. Der Besitzer heißt Mort. Er hat keine prächtigen Schlachtrösser, überwiegend Zugpferde. Wenn Sie ein Pferd mieten wollen, sagen Sie ihm, Riley schickt

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