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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Sie.«
    »Wird er mir dann einen besseren oder einen schlechteren Preis machen?«
    »Keine Ahnung, aber dann weiß er, dass er mir einen Gefallen schuldet.« Riley grinste breit und offenbarte eine Zahnlücke. Kjoren verabschiedete sich und machte sich auf, den Bach zu finden, von dem Riley gesprochen hatte. Auf seinem Weg durch die Gassen zerbrach sich Kjoren den Kopf, wie er je lebend in Budford ankommen sollte. Seine Nahrungsvorräte reichten nur noch für einen Tag. Zu Fuß würde er Budford ewig nicht erreichen, weil er sich zu müde und erschöpft fühlte, um noch weitere drei Tage lang zu marschieren. Und ein Pferd mieten … ausgeschlossen, die wenigen Münzen, die er sich mühsam vom Mund abgespart hatte, würden mitnichten reichen, egal, wie niedrig der Preis auch sein mochte. Außerdem hatte er sich vorgenommen, die Stadtgrenze von Budford erst zu passieren, wenn er das Geld für die Überfahrt nach Derris zusammengespart hatte. Aber wie es aussah, blieb ihm nichts anderes übrig, als weiter zu ziehen, wenn er Geld verdienen wollte.
    Vermaledeite Zwickmühle!
    Kjoren entschied, sich erst einmal die Pferde anzusehen, bevor er sich Gedanken über das Geldproblem machte. Es war nicht verwunderlich, dass er den Bach erst nach dreimaligem Nachfragen fand, denn dieses Rinnsal als Bach zu bezeichnen, grenzte an Hohn. Das Wasser verströmte einen penetranten Geruch nach Verwesung und Unrat. Durch den Mund atmend folgte Kjoren dem Lauf, dennoch drehte sich ihm der Magen um.
    Die Pferdevermietung war indes nicht zu übersehen. Schon von Weitem sah er die Gäule, die entlang eines Zauns hübsch aufgereiht neben der Straße angebunden standen und darauf warteten, dass jemand sie von ihrem Schicksal erlöste. Viele Pferde sahen abgearbeitet aus, die meisten waren Zugpferde oder Ackergäule für schwere Feldarbeit. Die Tiere ließen die Köpfe hängen, nur wenige stellten die Ohren auf, als Kjoren an ihnen vorüber zu dem kleinen Bretterverschlag ging, der auf einem schroffen Felsen am Abgrund thronte. Jemand hatte ein Schild über die Tür genagelt. Morts Pferdevermietung stand mit schwarzer Farbe darauf geschrieben.
    Der Abgrund war ein gefährlicher Ort, um dort ein Haus zu bauen. Die meisten Leute vermieden es, zu nahe an die Kante zu gelangen. Sie hatten wohl schlicht Angst, hinunterzufallen. Kjoren konnte es ihnen nicht verübeln. Schon oft waren Valanen abgestürzt. Und nicht nur sie. Seit die Pflicht für Firunen bestand, die fürchterlichen Halsbänder zu tragen, die ihnen die Flugfähigkeit raubten, kamen auch sie des Öfteren durch einen Sturz zu Tode. Eine Schande!
    Kjoren hatte seinen Fuß noch nicht auf die unterste Stufe der zur Tür führenden Treppe gesetzt, da tauchte hinter dem Fenster der Hütte – es war nicht mehr als ein Loch in der Bretterwand mit einem Stück Segeltuch davor – das Gesicht eines Mannes im Spalt zwischen dem Stoff und dem Fensterrahmen auf. Kurz darauf öffnete sich die Tür und der Mann kam strahlend und mit ausgebreiteten Armen die Treppe herunter. Kjoren wich angesichts der extrovertierten Art einen Schritt zurück. Er hatte schon befürchtet, der hochgewachsene Valane mit dem dichten krausen Haar wollte ihn umarmen, doch er nahm die Hände wieder hinunter. Ein wabbeliger Bauch hing über dem Gürtel und er sah ihn aus kleinen Augen interessiert an. Auf Kjoren wirkte er wie ein Clown.
    »Willkommen bei Morts Pferdevermietung! Sie suchen ein Kutschpferd? Ein Pferd für Ihren Pflug? Sehen Sie sich nur um, hier bleiben keine Wünsche offen.«
    Der Text klang merkwürdig auswendig gelernt, als hätte er ihn schon zig Mal heruntergebetet. Kjoren griff in seine Hosentasche und wurde sich wieder einmal schmerzlich bewusst, wie wenig Geld er besaß.
    »Ich brauche bloß ein Pferd, mit dem ich nach Budford gelangen kann. Ich nehme sogar einen Esel. Das Billigste, das Sie mir anbieten können.«
    Mort zog die Stirn kraus. Er musterte Kjoren von oben bis unten. Wenn er Verdacht schöpfte, dass Kjoren ein fahnenflüchtiger Soldat war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Soso, Sie sind also einer von der geizigen Sorte.«
    »Ich bin momentan nur knapp bei Kasse.«
    Mort knurrte und führte Kjoren durch die Reihe der angepflockten Pferde. Er steuerte zielstrebig auf einen struppigen sandfarbenen Wallach zu, der betreten den Kopf hängen ließ. »Das ist Cliff. Den wollte ich eigentlich schon an einen Schlachter verkaufen. Aber ich dachte mir, es fragen so oft Leute nach

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