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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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Stück weit entfernt, sah mich an und schüttelte sich die Seiten vor Lachen. Als seine Augen meinen Blicken begegneten, sprang er auf mich zu, tanzte, wedelte mit dem Schwanz, jaulte, legte mir die Pfoten auf die Schultern, stupste mich mit der Nase ins Gesicht und sprang wieder davon, um seinem Gelächter freien Lauf zu lassen. Durch Gebärden gab er mir zu verstehen: Ich weiß, ich weiß. Es war eine zahme Katze. Ich wußte es ja gleich. Sei mir, bitte, nicht böse, es war sehr unartig von mir. Aber du ahnst nicht, wie komisch das war, als du mit erhobenem Gewehr auf die zahme Katze losgingst. Den ganzen Tag über befiel ihn immer wieder derselbe Übermut. Er wiederholte seine Sprünge, bezeigte mir die übertriebenste Zuneigung und ging dann beiseite, um sich ungestört auszulachen. Seine Zutraulichkeit hatte etwas Gewinnendes. Du weißt ja, sagte er, im ganzen Hause habe ich außer dir und Farah niemand, über den ich lachen kann.
    Sogar am Abend, als er vor dem Kamin schlief, hörte ich ihn im Schlaf leise knurren und winseln vor Lachen. Ich glaube, er hat sich noch lange Zeit, jedesmal, wenn wir an dem Teich und an den Bäumen vorbeikamen, an den Vorfall erinnert.

Esas Tod
    Esa, der mir während des Krieges genommen wurde, kam nach dem Waffenstillstand zurück und lebte wieder fröhlich auf der Farm. Er hatte ein Weib namens Mariammo, eine hagere, abgerackerte schwarze Frau, die das Brennholz fürs Haus herbeischaffte. Esa war der gutherzigste von meinen Dienstboten und zankte sich mit niemandem.
    Aber irgend etwas war in seiner Verbannung mit ihm vorgegangen; als er zurückkam, war er ein anderer. Manchmal fürchtete ich, er könnte mir unversehens sterben, wie eine Pflanze stirbt, der man die Wurzeln gekappt hat.
    Esa war mein Koch, aber er liebte nicht zu kochen, er wollte lieber Gärtner sein. Pflanzen waren das einzige, wofür er sich ein wirklich lebendiges Interesse bewahrt hatte. Aber da ich wohl einen anderen Gärtner hatte, aber keinen anderen Koch, behielt ich ihn in der Küche. Ich hatte ihm versprochen, ihm seine Gärtnerarbeit wiederzugeben, schob es aber von Monat zu Monat auf. Esa ging heimlich an den Fluß und dämmte sich ein Stück Land ein und bepflanzte es, mir zur Überraschung. Aber da er die Arbeit ganz allein machte und kein kräftiger Mann war, hielt der Damm nicht stand, und in der großen Regenzeit wurde die ganze Pflanzung weggeschwemmt.
    Die erste Störung seines stillen Nichtdaseins kam über Esa, als sein Bruder im Kikujureservat starb und ihm eine schwarze Kuh hinterließ. Da wurde es deutlich, wie sehr Esa vom Leben ausgesogen war; einem starken Erlebnis war er nicht mehr gewachsen. Besonders, scheint mir, vermochte er kaum noch Glück zu ertragen. Er erbat sich drei Tage Urlaub, um die Kuh zu holen; bei seiner Rückkehr merkte ich, daß er ruhelos und kribbelig war wie die Hände und Füße von Menschen, die im Frost erstarrt sind und in ein warmes Zimmer gebracht werden.
    Alle Schwarzen sind Hasardeure; in dem Wahn, den die schwarze Kuh über ihn gebracht hatte, daß ihm von nun an das Glück hold sein würde, erfaßte Esa eine blinde Zuversicht, er fing an, Luftschlösser zu bauen. Er gab sich dem Gefühl hin, daß das Leben noch vor ihm liege, und beschloß, nochmals eine Frau zu nehmen. Als er mir von seinem Plan erzählte, hatte er schon Verhandlungen mit seinem Schwiegervater angeknüpft, der an der Straße nach Nairobi wohnte und ein Suaheliweib zur Frau hatte. Ich versuchte, Esa von dem Gedanken abzubringen. »Du hast doch ein sehr liebes Weib«, redete ich ihm zu, »und dein Haar ist schon grau, du brauchst nicht noch eines. Bleibe bei mir und lebe hier in Frieden.« Esa nahm meine Worte nicht übel; der kleine, zarte Kikuju richtete sich steif in die Höhe und blieb, ohne sich deutlicher zu erklären, bei seinem Entschluß. Bald darauf brachte er seine neue Frau, Fatuma, auf die Farm.
    Daß Esa je gehofft hatte, aus seiner neuen Ehe werde etwas Gutes sprießen, bewies, daß er sein klares Urteil eingebüßt hatte. Die Braut war sehr jung, kalt und mürrisch, sie kleidete sich nach der Suahelimode und trug die Lüsternheit zur Schau, die ihr von der Mutterseite im Blute lag, aber ohne jede Anmut und Laune. Esas Gesicht jedoch strahlte vor Triumph und Zukunftsfreude, er benahm sich in seiner Naivität, als stände er an der Schwelle des Himmelreichs. Mariammo, die geduldige Dienerin, hielt sich im Hintergrund, als berühre sie all das nicht.
    Es mag sein, daß Esa

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