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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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unheildrohend aus. Eines Morgens wurde ich vor Sonnenaufgang durch ein lautes Geschnatter vor dem Hause aus dem Schlaf geweckt; als ich auf die Terrasse hinaustrat, sah ich einundvierzig Nashornvögel in den Bäumen auf der Wiese sitzen. Sie sahen eigentlich nicht wie Vögel aus, sondern wie ein phantastisches Spielzeug, das ein Kind auf die Zweige gesetzt hatte. Sie waren vollkommen schwarz, von einem leuchtenden, edlen, afrikanischen Schwarz, einer tiefen, in Jahrhunderten eingesogenen Schwärze, wie alter Ruß, an dem man plötzlich begreift, daß eigentlich an Eleganz und Eindringlichkeit und Kraft keine Farbe sich mit Schwarz messen kann. Die Nashornvögel schwatzten höchst vergnüglich miteinander, aber doch mit einer gewählten Gespreiztheit wie Erben nach einem Begräbnis. Die Morgenluft war klar wie Kristall, die düstere Gesellschaft war gebadet in Frische und Sauberkeit, hinter den Bäumen und den Vögeln stieg die Sonne wie eine mattrote Kugel herauf. Man fragt sich beklommen, was für ein Tag wohl kommen mag nach solch einem Morgen.
    Die Flamingos sind die zartgefärbtesten aller afrikanischen Vögel, rosig und rot wie ein fliegender Blütenzweig des Oleanderbuschs. Sie haben unvorstellbar lange Beine und bizarre, gezierte Krümmungen der Hälse und Leiber, als gebiete ihnen eine ausgeklügelte, herkömmliche Etikette, alle Bewegungen und Haltungen so unbequem wie möglich zu gestalten.
    Ich reiste einmal von Port Said nach Marseille auf einem Schiff, das eine Ladung von hundertundfünfzig Flamingos an Bord hatte, die für den Jardin d’Acclimatisation in Marseille bestimmt waren. Sie steckten in großen schmutzigen Kästen mit leinenbespannten Wänden, je zehn zusammen, eng aneinandergedrückt. Der Wärter, der die Vögel befördern mußte, erzählte mir, er rechne damit, zwanzig Prozent von ihnen auf der Fahrt zu verlieren. Sie waren nicht geschaffen, solch ein Dasein zu ertragen, bei schwerem Seegang verloren sie das Gleichgewicht, brachen sich die Beine und wurden von den anderen Vögeln im Käfig zertrampelt. Nachts, wenn der Wind im Mittelmeer auffrischte und das Schiff mit großen Stößen gegen die Wogen prallte, hörte ich bei jedem Stoß die Flamingos im Dunkeln schreien. Jeden Morgen sah ich den Wärter ein oder zwei tote Vögel heraustragen und über Bord werfen. Die edlen Wächter des Nils, die Brüder der Lotosblüte, die über die Landschaft dahinsegeln wie ein Wölkchen in der Abendröte, waren nun ein schlaffes Bündel von rosa und roten Federn mit zwei langen, dünnen Stöcken daran. Die toten Vögel schwammen noch eine Weile auf dem Meer, hopsten auf und nieder im Kielwasser des Dampfers und versanken.

Pania
    Die schottischen Windhunde, die seit ungezählten Generationen mit Menschen leben, haben sich einen menschlichen Sinn für Humor angeeignet und können lachen. Ihre Vorstellung von Witz ist ähnlich der der Eingebore nen, die sich freuen, wenn etwas schiefgeht. Dieser Art des Humors ist wohl kaum beizukommen, es sei denn durch die Kunst oder die Ordnung der Kirche.
    Pania war Dusks Sohn. Ich ging mit ihm einmal am Teich spazieren, wo eine Reihe hoher, schlanker Eukalyptusbäume wuchs, als er plötzlich davonsprang, auf einen der Bäume zulief, wieder halbwegs zu mir zurückkam und mir bedeutete, ich solle nachkommen. Ich ging zu dem Baum hin und sah eine Servalkatze im Geäst sitzen. Die Servalkatzen sind schlimme Hühnerräuber; ich rief einem vorbeigehenden Toto zu, mir aus dem Haus mein Gewehr zu holen, es brachte mir’s, und ich schoß die Katze herunter. Sie fiel mit einem großen Plumps aus der Höhe herab, und Pania machte sich augenblicks über sie her, schüttelte und beutelte sie und war sehr glücklich über das Abenteuer.
    Einige Zeit später kam ich auf demselben Wege am Teich vorbei, ich war auf der Hühnerjagd gewesen, hatte aber nichts geschossen, und Pania und ich waren recht niedergeschlagen. Plötzlich raste Pania zu dem entferntesten Baum der Reihe, umbellte ihn mit der größten Aufregung, rannte zu mir zurück und wieder an den Baum. Ich war froh, daß ich mein Gewehr bei mir hatte und daß wieder eine Servalkatze in Aussicht war, denn sie haben ein nettes, geflecktes Fell. Ich lief auf den Baum zu. Als ich hinaufsah, hockte eine schwarze Hauskatze, recht verärgert, so hoch es ging, im schwankenden Wipfel des Baumes. Ich ließ mein Gewehr sinken. »Pania«, sagte ich, »du Idiot, das ist doch eine Katze.«
    Als ich mich zu Pania umwandte, stand er ein

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