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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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hundertfünfzig Morgen.
    Ein himmelblau blühendes Flachsfeld ist ein wunderschöner Anblick, und es gibt kein befriedigenderes Material als die Fasern des Flachses, zäh und gleißend und ein klein wenig fettig anzufühlen. Die Phantasie folgt ihm auf seinem Weg in die Welt und stellt sich die Linnen und Hemden vor, die daraus gewoben werden.
    Aber den Kikuju war nicht im Handumdrehen und ohne ständige Überwachung die nötige Sorgfalt beim Raufen, Rösten und Schwingen beizubringen, und so brachte uns der Flachsbau keinen Gewinn.
    Die meisten Farmer des Landes versuchten sich in den Jahren in derlei Projekten, und manchen kam schließlich der rettende Gedanke. Ingrid Lindström in Njoro erlebte den Lohn ihrer Mühe, als ich schon fortgezogen war; nachdem sie sich mit ihren Gemüsen, Schweinen, Rizinusbüschen und Sojabohnen abgequält hatte, alles fehlgehen sah und unter Tränen wieder aufgeben mußte, rettete sie sich und den Ihren die Farm durch den Anbau von Pyrethrum, das nach Frankreich versandt und dort zu Parfüms verarbeitet wurde.
    Aber ich hatte kein Glück mit meinen Unternehmungen, und als das dürre Wetter kam und der Wind von der Athisteppe einfiel, welkten die Kaffeebäume, die Blätter wurden gelb, und an einigen Stellen der Farm traten schlimme Kaffeekrankheiten auf.
    Um der Kaffeepflanzung aufzuhelfen, versuchten wir, die Felder zu düngen. Ich war in alten europäischen Vorstellungen vom Landbau aufgewachsen, und es ging mir immer gegen den Strich, einem Boden Ernten abzuverlangen, ohne ihm Dünger zuzuführen. Als die Squatter auf der Farm von dem Plan hörten, halfen sie alle zusammen und brachten aus ihren Rinder- und Ziegenhürden den Mist von Jahrzehnten herbei. Es war eine brüchige, torfige Masse, die leicht zu handhaben war. Wir pflügten zwischen den Reihen der Kaffeebäume mit kleinen, neuen Pflügen, vor die nur ein Ochse gespannt wurde, Furchen auf, und wo wir nicht mit Wagen in die Pflanzungen einfahren konnten, trugen die Weiber den Dünger in Säcken auf dem Rücken herbei und leerten ihn in die Furchen, einen Sack an jeden Baum, so daß die Ochsen mit den Pflügen auf dem Rückweg die Furchen wieder zudecken konnten. Es war eine erfreuliche Arbeit, und ich setzte große Hoffnungen auf sie, aber der Lauf der Dinge brachte es mit sich, daß wir den Erfolg der Düngung nicht mehr erlebten.
    Unsere eigentliche Not war der Mangel an Kapital; es war in der Anfangszeit vertan worden, ehe ich die Leitung der Farm übernahm. Wir konnten keine grundlegenden Verbesserungen vornehmen und mußten von der Hand in den Mund leben; in den letzten Jahren wurde das unsere ständige Lebensform.
    Hätte ich Kapital gehabt, dann hätte ich den Kaffee aufgegeben, die Bäume umgehauen und mein Land mit Waldbäumen bepflanzt. Bäume wachsen in Afrika ungeheuer rasch, in zehn Jahren kann man unter hohen blauen Gummibäumen und australischen Akazien wandeln, die man selbst in der Regenzeit in Kästen aus der Baumschule geholt hat, zwölf Bäumchen in jedem Kasten. Ich hätte, wie mir schien, in Nairobi einen guten Markt für Bau- und Brennholz gehabt. Es ist eine edle Beschäftigung, Bäume zu pflanzen, man denkt noch Jahre später mit Befriedigung daran zurück. Einst waren weite Strecken der Farm mit Urwald bestanden, aber sie waren, ehe ich die Farm übernahm, den indischen Händlern zum Abholzen verkauft worden. Das war ein trauriger Handel. Ich selbst hatte in den Jahren des Mangels den Wald auf dem Gelände der Aufbereitung als Brennholz für die Dampfmaschine schlagen müssen, und der Wald mit seinen ragenden Stämmen und seinem lebendigen, schattigen Grün hat mich im Traum verfolgt: keine Tat in meinem Leben habe ich so bereut wie das Fällen dieses Waldes. Von Zeit zu Zeit, wenn ich die Mittel aufbringen konnte, bepflanzte ich Streifen Landes mit Eukalyptusbäumen, aber viel kam dabei nicht heraus. Es hätte auf diese Art fünfundzwanzig Jahre gedauert, ehe ich die Hunderte von Morgen aufgeforstet und die Farm in einen rauschenden Wald verwandelt und eine rationelle Verwaltung und eine eigene Sägemühle am Fluß errichtet hätte. Die Squatter freilich, die andere Zeitbegriffe hatten als die weißen Siedler, sahen mit Zuversicht der Zeit entgegen, wo wir alle, wie einst in alten Tagen, Brennholz im Überfluß aus den Wäldern holen könnten, die ich nun bald pflanzen würde.
    Ich erwog den Plan einer Rasserinderherde und einer eigenen Molkerei auf der Farm. Wir lagen in einem gefährdeten Gebiet,

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