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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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nehmen.« Bei dieser Gelegenheit geschah es, daß er von meiner Zukunft in Europa sprach. Ich würde da vielleicht glücklicher werden als auf der Farm und fern von der Sorte Kultur, die in Afrika jetzt aufkomme. »Weißt du«, sagte er, »dies Afrika neigt ungeheuer zum Sarkasmus.«
    Denys besaß ein Stück Land an der Küste, dreißig Meilen nördlich von Mombasa, am Takaungafluß. Da lagen die Ruinen einer alten arabischen Siedlung mit einem recht unansehnlichen Minarett und einem Brunnen – ein verwittertes Gerümpel grauer Steine auf salzigem Boden mit ein paar alten Mangobäumen in der Mitte. Er hatte sich dort ein kleines Haus gebaut. Ich habe eine Zeitlang in Takaunga gewohnt. Der Schauplatz bot die ganze unnahbare Reinheit, Unfruchtbarkeit und Großartigkeit der Meerlandschaft: vor einem der blaue Indische Ozean, im Süden die tiefe Schlucht des Takaunga und, so weit der Blick reichte, die lange, steile, buchtenlose Küstenlinie blaugrauer und gelber Korallenfelsen. Wenn das Meer in der Ebbe zurücktrat, konnte man vom Hause meilenweit seewärts wandern, wie über eine unermeßliche, etwas holprig gepflasterte Piazza, und seltsame langspießige Muscheln und Seesterne aufgreifen. Die Suahelifischer streiften an der Küste entlang, mit Lendenschurz und roten oder blauen Turbanen angetan, wie zu Zeiten des Seefahrers Sindbad, und boten vielfarbige, stachelige Fische zum Kauf an, deren einige recht schmackhaft waren. Am Ufer, unterhalb des Hauses, lagen tief ausgewaschene Höhlen und Grotten, in denen man im Schatten sitzen und auf das ferne Blinken des blauen Wassers schauen konnte. Wenn die Flut stieg, bedeckte sie die Höhlen bis an die Höhe, auf der das Haus stand, und im porenreichen Korallengestein sang und seufzte das Meer in der wunderlichsten Weise, als lebte der Grund unter den Füßen, und die langen Wogen brachen in die Schlucht des Takaunga ein wie ein anstürmendes Heer. Es war Vollmond, als ich in Takaunga war, und die strahlenden, stillen Nächte waren so vollkommen, daß das Herz erschauerte. Nachts blieben die Türen weit offen gegen das silberglänzende Meer, die fächelnde warme Brise wehte, leise wispernd, losen Sand auf die Steinfliesen des Bodens herein. Eines Nachts kam eine Reihe arabischer Daus dicht an der Küste vorüber, lautlos liefen sie vor dem Monsun, eine Kette brauner Segelschatten im Mondschein. Denys sprach zuweilen davon, Takaunga zu seinem Wohnort in Afrika zu machen und von dort aus auf Safari zu gehen. Als ich daranging, meine Farm aufzugeben, bot er mir sein Haus am Meere an, so wie er meines im Hochland gehabt hatte. Aber Weiße können auf die Dauer nicht ohne vielerlei Bequemlichkeiten an der Küste leben, und Takaunga war für mich zu tief gelegen und zu heiß.
    Im Mai des Jahres, in dem ich Afrika verließ, ging Denys für eine Woche hinunter nach Takaunga. Er dachte daran, ein größeres Haus zu bauen und sein Land mit Mangobäumen zu bepflanzen. Er wollte die Fahrt im Flugzeug machen und auf einem Umweg über Voi heimkehren, um zu sehen, ob es dort Elefanten für eine Safari gebe. Die Schwarzen hatten ihm nämlich viel erzählt von einer Elefantenherde, die von Westen her in die Gegend von Voi gekommen sei, und vor allem von einem riesigen Bullen, der doppelt so groß sei wie alle anderen Elefanten und dort ganz allein im Busch umherstreife.
    Denys, der sich selbst für einen außergewöhnlich nüchternen Menschen hielt, wurde zuzeiten von eigentümlichen Stimmungen und Ahnungen befallen; er sprach dann tagelang oder eine Woche lang gar nichts, wußte aber selbst nichts davon und war überrascht, wenn ich fragte, was mit ihm los sei. Die letzten Tage, bevor er zur Küste aufbrach, war er in dieser Weise geistesabwesend, wie in Kontemplation versunken; als ich jedoch davon sprach, lachte er mich aus.
    Ich bat ihn, mich mitfliegen zu lassen; ich stellte mir vor, wie herrlich es sein würde, das Meer wiederzusehen. Erst sagte er ja, dann änderte er seinen Entschluß und sagte nein. Er könne mich nicht mitnehmen; die Reise über Voi, sagte er, werde recht beschwerlich werden, er werde im Busch landen und übernachten müssen, es sei unbedingt nötig, daß er einen Schwarzen als Begleiter mitnehme. Ich erinnerte ihn an sein Wort, daß er sein Flugzeug mitgebracht habe, um mit mir über Afrika zu fliegen. Ja, sagte er, so sei es auch, und wenn es in Voi Elefanten gebe, dann wolle er mich, sowie er erst die Landungsstellen und Lagerplätze kenne, mitnehmen und sie

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