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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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Farm kam; es ist ein besonderes Glück, einem Manne, den man gern hat, gute Sachen vorzusetzen, die man selbst gekocht hat. Zum Dank gab er seine Gedanken über das Essen und viele andere Dinge in der Welt zum besten und sagte mir, er habe niemals besser gespeist.
    Der Prince of Wales hat mir die Ehre erwiesen, bei mir auf der Farm zu speisen, und hat meine Cumberlandsoße gerühmt. Dieses einzige Mal hörte auch Kamante aufmerksam zu, als ich vom Lob seiner Kochkunst berichtete, denn die Schwarzen haben einen sehr hohen Begriff von Königen und lieben es, von ihnen zu sprechen. Noch viele Monate später überkam ihn das Verlangen, das Lob noch einmal zu kosten; unvermittelt fragte er mich, wie in einem französischen Schulbuch gefragt wird: »Hat dem Sohn des Sultans die Soße zum Schwein geschmeckt? Hat er sie ganz aufgegessen?«
    Kamante gab mir auch außer der Küche Beweise seines guten Willens. Er war bestrebt, mir im Rahmen seiner Vorstellungen von den Gütern und Gefahren des Lebens zu helfen.
    Eines Nachts, nach Mitternacht, trat er plötzlich, mit einem Windlicht in der Hand, stumm, als verrichte er eine Pflicht, in mein Schlafzimmer. Es muß kurze Zeit nach seinem Eintritt bei mir gewesen sein, denn er war noch ganz klein und stand neben meinem Bett mit seinen weitgespreizten Ohren wie eine dunkle Fledermaus, die ins Zimmer gehuscht war, oder wie ein afrikanischer Wichtelmann, mit der Laterne in der Hand. Er sprach sehr feierlich. »Msabu«, sagte er, »ich glaube, du solltest aufstehen.« Ich setzte mich verdutzt im Bett auf; wenn etwas Ernstliches passiert wäre, dachte ich mir, würde doch Farah kommen, um mich zu holen; aber als ich Kamante sagte, er solle wieder gehen, regte er sich nicht von der Stelle. »Msabu«, sagte er wieder, »ich glaube, du solltest aufstehen. Ich glaube, Gott kommt.« Als ich das hörte, stand ich auf und fragte ihn, warum er das glaube. Er führte mich mit gemessenem Ernst ins Eßzimmer, das nach Westen, dem Gebirge zugewandt, lag. Durch die Glastüre erblickte ich ein seltsames Schauspiel. Im Gebirge loderte ein mächtiges Steppenfeuer, das Gras brannte vom Gipfel des Berges bis zur Ebene herab und bildete, vom Hause aus gesehen, eine fast senkrechte Linie. Es sah wahrhaftig aus, als ob eine gigantische Gestalt sich bewege und auf uns zukomme. Ich blieb eine Weile stehen und schaute hinaus, Kamante stand lauschend neben mir; dann begann ich ihm den Vorgang zu erklären. Ich glaubte, ihn damit zu beschwichtigen, denn ich dachte, er sei entsetzlich erschrocken. Aber meine Erklärung machte gar keinen Eindruck auf ihn; er hielt offenbar seine Aufgabe für erfüllt, er hatte mich gerufen. »Mag sein«, sagte er, »daß das so ist. Aber ich dachte, du solltest aufstehen, falls es Gott war, der kam.«

Der Wilde im Hause der Weißen
    In einem Jahr blieb der große Regen aus.
    Das ist ein furchtbares, gewaltiges Erlebnis, und der Farmer, der es durchgemacht hat, wird es nie vergessen. Noch Jahre später, fern von Afrika, im feuchten Klima des Nordens, wird er nachts beim Geräusch eines plötzlichen Regenschauers erwachen und aufschreien: »Endlich, endlich!«
    In gewöhnlichen Jahren setzte die große Regenzeit in der letzten Woche des März ein und hielt an bis Mitte Juni.
    Bis zum Beginn des Regens wurde die Welt täglich immer heißer und dürrer, sie fieberte wie in Europa vor einem schweren Gewitter, nur noch heftiger. Die Massai, meine Nachbarn auf dem anderen Flußufer, legten um diese Zeit Feuer an die strohdürre Steppe, um beim ersten Regen neues grünes Gras für ihr Vieh zu haben, und die Luft über den Steppen bebte von den mächtigen Flammen, die langen regenbogenfarbigen Rauchschwaden wälzten sich über das Gras, und die Hitze und der Brandgeruch wogten herüber auf das bebaute Land wie aus einem Hochofen. Riesenhafte Wolken ballten sich und zergingen wieder über der Landschaft, ein leichter, ferner Regenschauer malte schräge blaue Streifen überm Horizont. Alles dachte nur den einen Gedanken.
    Eines Abends dann, kurz vor Sonnenuntergang, verengte sich die Umwelt rings um einen, die Berge traten näher und deutlicher hervor, verheißungsvoll tiefblau und grün gefärbt. Etliche Stunden später trat man hinaus und sah, daß die Sterne verschwunden waren, und fühlte, wie die Nachtluft weich und schwer und des Segens voll war.
    Wenn dann ein rasch anschwellendes Rauschen über die Köpfe hinging, dann war es der Wind in den hohen Bäumen des Waldes, aber nicht der

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