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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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kleinen Gruppen ein, zu dreien oder auch zu zwölf oder fünfzehn – wie sich eben die Freunde verabredet oder unterwegs zueinander gesellt hatten. Viele von diesen Tänzern wanderten fünfzehn Meilen weit her, um an der Ngoma teilzunehmen. Wenn sie zu mehreren reisten, brachten sie ihre Flöten und Trommeln mit, so daß in der Nacht eines großen Tanzes alle Straßen und Wege im Lande von Musik erklangen und erdröhnten, als würde vor dem Angesicht des Mondes ein riesiges Schellenspiel gerührt. Am Eingang zum Tanzplatz hielten die wandernden Gruppen inne und warteten, bis ihnen der Ring geöffnet wurde; kamen sie von weit her oder waren es Söhne großer Nachbarhäuptlinge, so wurden sie bisweilen von einem der alten Squatterweiber oder von den führenden Tänzern oder von den Tanzordnern hereingeholt.
    Die Ordner der Ngoma waren junge Männer von der Farm, wie die anderen, nur hatten sie für die Einhaltung der Zeremonien des Tanzes Sorge zu tragen und taten sich auf ihre Würde viel zugute. Bevor der Tanz begann, stolzierten sie mit gerunzelten Brauen und strengen Mienen vor den Reihen der Tänzer auf und nieder und rannten, wenn der Kreis in Bewegung geriet, vom einen Ende zum anderen, um darüber zu wachen, daß alles nach Fug geschah. Sie schwangen eine wirksame Waffe, Bündel von Stäben, die sie an einem Ende brennend erhielten, indem sie sie von Zeit zu Zeit ins Feuer steckten. Sie hatten ein scharfes Auge auf die Tänzer, und sowie sie gewahr wurden, daß etwas Ungehöriges geschah, griffen sie sofort ein: mit schrecklichen Mienen und wildem Gebrüll schleuderten sie das ganze Bündel, mit dem brennenden Ende voraus, gegen den Leib des Übeltäters. Man konnte die Opfer unterm Streich zusammenknicken sehen, doch gaben sie nie einen Laut von sich. Es galt wohl nicht als ehrlos, mit Brandwunden von der Ngoma heimzukehren.
    Bei einem der Tänze standen die Mädchen in sittsamer Haltung auf den Füßen der jungen Krieger und faßten sie mit den Händen um die Hüften, während die jungen Leute die Arme an dem Kopf der Mädchen vorbei vorstreckten und mit beiden Händen ihren Speer hielten, den sie von Zeit zu Zeit emporhoben und mit aller Wucht in den Boden stießen. Es gab ein hübsches Bild, als hätten die jungen Frauen der Sippe vor irgendeiner großen Gefahr an der Brust ihrer Männer Zuflucht gesucht und als schützten die Männer sie, indem sie sie auf ihren Füßen stehen ließen, vor Schlangen oder sonstigen Gefahren aus der Tiefe. Der Tanz dauerte stundenlang, und die Gesichter der Tänzer nahmen den Ausdruck engelhafter Entrücktheit an, als wären sie wahrhaftig alle bereit, füreinander zu sterben.
    Es gab andere Tänze, bei denen die Tänzer zwischen den Feuern hinein- und wieder herausrannten und ein Vortänzer mehrmals sehr hohe Sprünge und Sätze vollführte und viele Speere geschwungen wurden; der Grundgedanke war, glaube ich, eine Löwenjagd.
    Bei der Ngoma wirkten außer den Flöten und Trommeln auch Sänger mit. Manche von den Sängern waren weithin im Lande berühmt und wurden von fern hergeholt. Ihr Gesang war mehr ein rhythmisches Rezitieren als ein Singen. Sie waren Improvisatoren und machten ihre Balladen aus dem Stegreif, der Chor der Tänzer war wendig genug, rechtzeitig einzufallen. Es war reizvoll anzuhören, wie die einzelne weiche Stimme sich in den Nachthimmel erhob und ihr in regelmäßiger Folge der rhythmische Ruf der vielen jungen Stimmen antwortete. Aber da der Gesang die ganze Nacht fortging, von Zeit zu Zeit von den einfallenden Trommeln wirksam gesteigert, so wurde er mit der Zeit lähmend eintönig und zugleich seltsam aufreizend, als würde man weder ertragen, ihn noch einen Augenblick länger forttönen, noch, ihn verstummen zu hören.
    Der berühmteste Sänger meiner Zeit kam von Dagoretti. Er hatte eine klare starke Stimme und war zudem selbst ein großer Tänzer. Beim Singen ging oder lief er im Inneren des Tanzringes mit langen gleitenden Schritten umher, bei jeder Bewegung halb hinkniend, die eine Handfläche an den Mundwinkel angelegt. Das geschah sicher, um den Schall zu verstärken, aber es wirkte so, als hätte er den Versammelten ein gefährliches Geheimnis anzuvertrauen. Er sah aus wie das leibhaftige Echo von Afrika. Er wußte bei seinen Zuhörern, je nach seinem Willen, eine heitere Stimmung oder kriegerische Begeisterung oder wahre Salven von Gelächter zu wecken. Er kannte ein prachtvolles Lied, einen Kriegsgesang, bei dem der Sänger, gleichsam von

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