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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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und einzelne Figürchen von Ordonnanzoffizieren kreuz und quer übers Feld galoppieren sieht. Eine Tagesngoma war auch eine höchst geräuschvolle Angelegenheit. Die Tanzmusik der Flöten und Trommeln ertrank zuweilen im Gebrüll der Zuschauer, und die Tanzmädchen selber stießen seltsame, langgedehnte, schrille Schreie aus, wenn bei einer bestimmten Tanztour der Männer ein Moran einen Sprung oder einen Speerschwung überm Kopf besonders prächtig vollführte. Ein unablässig plätschernder Strom von Geplauder entquoll den Scharen der Alten auf dem Rasen. Es war lustig, die alten zechenden Kikujuweiber zu beobachten, die, mit einer Kalebasse zwischen sich, in munteren Reden sich ergießend, die alten Tage wieder aufleben ließen, da sie noch selber im Ring der Tänzer mitgehüpft waren; die alten Gesichter wurden im Laufe des Nachmittags immer leuchtender vor Glück, je tiefer die Sonne sank und mit ihr auch die Tembo Pombe in der Kalebasse. Manches Mal, wenn sich zu einer der Gruppen ein alter Ehemann gesellte, wurde eines der Weiber so hingerissen von den Erinnerungen an die Tage der Jugend, daß sie torkelnd sich erhob und händeklatschend ein paar Laufschritte nach alter Ndito-Art vollführte. Die Masse achtete ihrer nicht, nur der kleine Kreis ihrer Zeitgenossen spendete begeistert Beifall.
    Die nächtlichen Ngomas dagegen waren auf einen ernsten Ton gestellt. Sie wurden nur im Herbst abgehalten, wenn der Mais geerntet war, und nur bei Vollmond. Ich glaube nicht, daß sie für die Leute eine religiöse Bedeutung hatten; doch mögen sie früher eine solche gehabt haben: das Gehaben der Tänzer und der Zuschauer hatte etwas Geheimnisvolles und Weihevolles. Diese Tänze mögen tausend Jahr alt sein. Einige davon, auf die die Mütter und Großmütter der Tänzer besonderen Wert legten, wurden von den Siedlern für anstößig gehalten und aus diesem Grunde gesetzlich verboten. Einmal, als ich von einer Ferienreise nach Europa zurückkehrte, waren fünfundzwanzig meiner jungen Krieger mitten in der besten Kaffee-Erntezeit von meinem Verwalter ins Gefängnis eingeliefert worden, weil sie bei einer nächtlichen Ngoma auf der Farm einen verbotenen Tanz aufgeführt hatten. Mein Verwalter teilte mir mit, der Tanz sei für seine Frau ein Ärgernis gewesen. Ich schalt die Ältesten der Squatter, daß sie ihre Ngoma bei dem Hause des Verwalters abgehalten hatten, aber sie klärten mich auf, es sei bei Kathegos Manyatta, vier oder fünf Meilen entfernt, getanzt worden. Ich mußte nach Nairobi fahren und die Sache mit unserem Bezirkskommissar besprechen, der die ganze Tanzgesellschaft wieder zum Kaffeepflücken auf die Farm entließ.
    Ein nächtlicher Tanz war ein schönes Schauspiel. Da war man nicht im Zweifel über den Umkreis der Bühne, er wurde von den Feuern gebildet und dehnte sich so weit, als das Licht leuchtete, ja, das Feuer selbst war das tragende Element der Ngoma. Es war zum Tanzen an sich nicht erforderlich, denn der Mondschein ist im afrikanischen Hochland wunderbar klar und weiß; es diente dazu, eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Es verwandelte den Tanzplatz eigentlich erst in eine Bühne, es verschmolz alle Farben und Bewegungen zu einer Einheit.
    Die Schwarzen übertreiben einen Effekt nur selten. Sie entfachten keine riesigen Scheiterhaufen. Das Brennholz wurde am Tage vorher von den Squatterweibern der Farm zusammengetragen, die sich wohl als die Gastgeberinnen der Veranstaltung fühlten, und wurde auf dem Tanzplatz in der Mitte des Kreises aufgestapelt. Die alten Weiber, die dem Tanzfest die Ehre ihrer Gegenwart erwiesen, nahmen nachts ihre Plätze um den Stapel in der Mitte ein und unterhielten von da aus einen Kreis von kleinen Feuern, wie einen Sternenkranz, die ganze Nacht hindurch. Die Tänzer dagegen sprangen und liefen außen um das Feuer herum, das nächtliche Dunkel des Waldes im Rücken. Der Platz mußte ziemlich groß sein, damit die Hitze und der Rauch den alten Zuschauern nicht in die Augen ging. Aber er war immerhin ein eingefriedeter Raum, wie ein großes Haus für alle, die darinnen waren.
    Schwarze haben kein Verständnis für Kontraste, die Nabelschnur zur Natur ist bei ihnen nicht ganz zerschnitten. Sie hielten ihre Ngomas nur bei Vollmond ab. Wenn der Mond sein Bestes hergab, taten sie das Ihre dazu. Indes die Landschaft badete im sanften mächtigen Licht des Himmels, fügten sie zu der großen Illumination über Afrika ihren kleinen rotglühenden Schein.
    Die Gäste trafen in

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