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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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zu danken, daß wir eine große, eindrucksvolle Zeremonie auf der Farm erlebten.
    Als der Weltkrieg ausbrach und die Massai davon hörten, wallte das Blut des alten Kriegsvolkes auf. Sie träumten von Schlachten und Gemetzel und sahen den Glanz der Vergangenheit noch einmal aufleuchten. Ich war in den ersten Monaten des Krieges, allein unter Eingeborenen und Somali, mit drei Ochsenfuhren unterwegs und führte für die englische Regierung auf dem Treckweg Transporte durch das Massaireservat. Wenn die Leute in einem entlegenen Gebiet hörten, daß ich kam, scharten sie sich mit leuchtenden Augen um mich und hatten hundert Fragen über den Krieg und über die Deutschen – ob es wahr sei, daß sie aus der Luft kämen! Sie brannten in ihrem Herzen auf Gefahren und Tod. Nachts umschwärmten die jungen Krieger in voller Kriegsbemalung mit Speeren und Schwertern mein Zelt und stießen, um mir zu zeigen, wer sie in Wahrheit seien, ein kurzes Gebrüll aus, Löwengebrüll nachahmend.
    Aber die englische Regierung hielt es nicht für geraten, die Massai zum Krieg gegen Weiße heranzuziehen; sie verbot den Massai jede Kampfhandlung und vernichtete ihre schönsten Hoffnungen. Die Kikuju durften als Träger am Feldzug teilnehmen, aber die Massai mußten die Waffen ruhen lassen.
    Erst im Jahre 1918, als für alle übrigen Eingeborenen der Kolonie die Wehrpflicht eingeführt wurde, hielt es die Regierung für angezeigt, auch die Massai einzuberufen. Ein Offizier von den afrikanischen Schützen wurde mit seinem Regiment nach Narack geschickt, um dreihundert Morani zur Armee auszuheben. Inzwischen hatten die Massai das Interesse am Krieg verloren und weigerten sich einzurücken. Die Morani verschwanden in den Wäldern und im Busch. Bei der Verfolgung feuerten die afrikanischen Schützen versehentlich auf ein Manyatta und töteten zwei alte Weiber. Zwei Tage darauf war das ganze Massaireservat in offenem Aufruhr, Scharen von Morani strichen durchs Land, töteten etliche indische Kaufleute und brannten mehr als fünfzig Duken nieder. Die Lage war ernst, und die Regierung wünschte nicht, sie auf die Spitze zu treiben. Lord Delamere wurde ausgeschickt, mit den Massai zu verhandeln, und schließlich kam ein Kompromiß zustande. Den Massai wurde gestattet, die dreihundert Morani selbst zu benennen; für die Verwüstungen im Reservat sollten sie mit einer gemeinsamen Geldstrafe davonkommen. Kein Moran ließ sich daraufhin blicken; inzwischen machte der Waffenstillstand der ganzen Sache ein Ende.
    Während sich all dies ereignete, wußten sich einige von den alten, großen Massaihäuptlingen der englischen Militärbehörde nützlich zu erweisen, indem sie durch junge Leute die Bewegungen der deutschen Truppen im Reservat und an der Grenze auskundschaften ließen. Da nun der Krieg zu Ende war, wünschte die Regierung sich für ihre Dienste erkenntlich zu zeigen. Sie schickte eine Anzahl von Medaillen, die unter den Massai verteilt werden sollten, und Berkeley, der die Massai so gut kannte und die Massaisprache beherrschte, sollte zwölf von diesen Medaillen überreichen.
    Meine Farm lag an der Grenze des Massaireservats, und Berkeley schlug vor, zu mir zu kommen und die Medaillen vor meinem Hause zu übergeben. Er fühlte sich recht unsicher und sagte, er habe keine Ahnung, was von ihm erwartet werde. Eines Sonntags fuhren wir miteinander tief ins Reservat hinein und sprachen mit den Leuten in den Manyattas und ließen die betreffenden Häuptlinge zu einem bestimmten Tag auf die Farm bestellen. Berkeley hatte in jungen Jahren als Offizier gedient und war, wie man sich erzählte, der schneidigste junge Offizier seines Regiments gewesen. Aber als wir gegen Abend heimfuhren, sprach er zu mir von Militärberuf und -gesinnung und entwickelte Ideen, wie sie nur ein Zivilist haben kann.
    Die Überreichung der Medaillen, die im Grunde keine sonderliche Bedeutung hatte, wurde zu einem Ereignis von großem Ausmaß und Gewicht. Auf beiden Seiten wurde es mit viel Weisheit, Takt und Schläue so gewendet, als gelte es, einen welthistorischen Akt, eine große symbolische Geste zu vollführen:
     
    »… Seine Lichtheit und seine Schwärzlichkeit Begegneten sich mit vieler Herzlichkeit.«
     
    Die alten Massai waren mit ihrem Gefolge oder in Begleitung ihrer Söhne erschienen. Sie ließen sich auf der Wiese nieder und tauschten bisweilen ihre Meinung über die Kühe aus, die da grasten; vielleicht hatten sie die zaghafte Hoffnung, daß sie in Anerkennung

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