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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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gepocht, aber Arthur hatte sich geweigert. Stattdessen übergab er sie nun Ana. »Du kannst sie besser brauchen als ich«, erklärte er. »Falls sie dir noch einmal zu nahe kommen, dann weißt du, was du tun musst.«
    Ana hielt die Waffe prüfend in den Händen – und Emilia war erleichtert, dass die Freundin nun nicht mehr schutzlos durch Punta Arenas laufen musste. »Glaubt mir, ich werde nicht zögern, notfalls zu schießen!«, erklärte Ana, ehe sie – wie immer grußlos – in die Nacht huschte.
    Eine Weile blieben Emilia und Arthur steif nebeneinander stehen, etwas verlegen und nach den vielen eifrigen Worten, mit denen Arthur und Ana berichtet hatten, was geschehen war, schweigend. Erst als Arthur sich ebenfalls unschlüssig zum Gehen wandte, erklärte Emilia, dass er doch gewiss eine Unterkunft für die Nacht brauchte. Und noch ehe sie ihm die Gelegenheit gab, ihr zu antworten, eilte sie schon die Treppe hoch, um frische Bettwäsche zu holen und ein Gästezimmer vorzubereiten. Nur aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass er ihr zögernd folgte, an der Tür des Zimmers stehen blieb und ihr zusah, wie sie rasch ein Bett für ihn überzog.
    Emilias Gedanken gingen zurück zu Ana. Insgeheim hatte sie sich all die Monate davor gefürchtet, dass die Männer Rache nehmen würden – und sie ahnte, dass sie es nicht bei diesem einen Versuch bewenden lassen würden. Allerdings – nachdem Esteban so feige davongelaufen war, würde Jerónimos Wut zunächst ihm gelten, nicht den Frauen.
    Nachdem sie das Bett fertig bezogen hatte, blickte sie unsicher hoch. Sie konnte sich die Scheu nicht recht erklären, aber es fiel ihr schwer, Arthur, der so unerwartet und plötzlich wieder in ihrem Leben aufgetaucht war, ins Gesicht zu sehen oder gar mit ihm zu reden, obwohl ihr manche Frage auf den Lippen lag: Wie es ihm wohl die letzten Monate ergangen war? Was er getan hatte, ehe er Ana zu Hilfe geeilt war? Und was trieb ihn eigentlich wieder hierher nach Punta Arenas?
    Ihr ging auf, dass sie fast gar nichts von ihm wusste – nur, dass er Hamburger und Apotheker war und eigentlich nach Valparaíso hatte reisen wollen.
    Ihr Blick huschte unauffällig über seine Gestalt. Er wirkte etwas schlanker, braungebrannt, und um den Mund hatten sich Falten eingegraben, die sie beim letzten Mal noch nicht an ihm gesehen hatte. Sie ließen ihn etwas erwachsener wirken und auch ernsthafter. Die Lippen hielt er fest aufeinandergepresst. Etwa trotzig? Weil er sich immer noch darüber ärgerte, dass sie ihm damals diesen Streich gespielt hatte?
    Unsinn!, schalt sie sich. Nach der Nacht, da Balthasar Rita gefunden hatte, war das gewiss vergessen.
    Warum aber wirkte er so steif und sah an ihr vorbei, als wäre sie eine Fremde? Vorhin hatte sie sich ehrlich gefreut, ihn wiederzusehen, doch nun bereute sie das – wollte sie doch nicht diejenige sein, die ein Zusammentreffen genoss, während es ihm offenbar zuwider war.
    Doch als sie nun selbst stur die Lippen aufeinanderpresste und entschied, wortlos zu gehen, da murmelte er plötzlich ein »Danke!«.
    Sie war so überrascht, dass ihr beinahe das schmutzige Laken entglitt, das sie in den Händen hielt.
    »Warum bedankst du dich bei mir?«, fragte sie schroff. »Du hast Ana gerettet … nicht umgekehrt.«
    Er zuckte die Schultern. »Wenn du es so siehst … Ich meinte nur das Bett.« Er deutete mit dem Kinn darauf.
    »Das ist keine Gefälligkeit, sondern meine Art, Geld zu verdienen«, erklärte sie eine Spur rüder, als sie wollte. Schon im nächsten Augenblick tat es ihr leid, und etwas versöhnlicher fügte sie hinzu: »Eins muss man dir lassen. Du bist immer dann zufällig zugegen, wenn es gilt, meinen Freundinnen zu helfen.«
    Er sah hoch, und erstmals trafen sich ihre Blicke für länger als die Dauer eines Wimpernschlags.
    »Nur dir habe ich bis jetzt nicht helfen können«, sagte er leise. Etwas blitzte in seinen Augen auf, was sie nicht zu deuten wusste, etwas Lebendiges, Starkes, das sie dazu brachte, ihre Lippen zu einem Lächeln zu verziehen, auch wenn sie nicht wusste, was an seinen Worten so lustig sein sollte.
    »Bei was auch!«, rief sie aus. »Ich habe mich bis jetzt gut selbst durchgeschlagen.«
    Das Funkeln in seinen Augen verschwand. Nachdenklich blickte er sie an. »Ich habe noch nie eine Frau gesehen, die sich so stark gibt wie du und …«
    Er brach ab, und sie wollte schon zu einer selbstbewussten Entgegnung ansetzen, doch plötzlich musste sie an ihre letzte

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