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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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hatte. Weil ihr eins niemand nehmen konnte – die Gewissheit, sich selbst ernähren, kleiden und sich ein Dach über dem Kopf schaffen zu können. Doch der Zauber währte nicht lange. Als er sich von ihr abwandte, zum Bett trat, schien er müde – und sie war es auch.
    »Du willst dich gewiss ausruhen«, sagte sie leise, »ich lass dich allein.«
    Zögernd ging sie zur Tür. Sie wusste nicht, was sie von ihm erwartete, nur, dass sie es bedauerte, das Zimmer zu verlassen, in dem die Last des Lebens kurz von ihr abgefallen war, und wieder in das eigene zu gehen, wo es trotz Ritas Anwesenheit so einsam war und so trostlos.
    »Emilia?« Er hielt sie erst auf, als sie schon auf den Gang getreten war.
    »Ja?«, fragte sie und kam zurück.
    Er sah sie nicht an, sondern betrachtete wieder seine Hände. »Was ich noch nicht gesagt habe … nicht ausreichend zumindest: Es war dumm, sehr dumm von mir, mit Balthasar zu wetten, dass ich dich verführen könnte.«
    Sie schüttelte den Kopf und machte eine abwehrende Bewegung. »Ach was! Du hast deine Zeche bezahlt …«
    »Aber du sollst wissen, dass ich dir nicht deine Ehre nehmen wollte! Nicht so wie diese beiden Bastarde, die deine Freundin …«
    Wieder hob sie abwehrend die Hand. »Wir vergessen es einfach, ja? Ab morgen tun wir einfach so, als würden wir uns zum ersten Mal begegnen.«
    Er lächelte zuerst, seufzte dann. »Es wird aber viel zu wenig Zeit bleiben, um uns kennenzulernen. Denn ich fahre morgen schon wieder zurück nach Valparaíso.«
    »Ach so …«
    Sie konnte das Bedauern in ihrer Stimme nicht verbergen, und plötzlich trat ein verschmitztes Lächeln auf sein Gesicht. Es erinnerte an den Arthur, wie sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, voller Leichtigkeit und Lebenslust, ein wenig oberflächlich und anmaßend, eitel und arglos. »Traurig?«, fragte er neckend.
    »Pah!«, stieß sie verächtlich aus.
    Er grinste wieder. Und plötzlich konnte sie nicht anders, sie musste sein Lächeln erwidern, und als er lachte, lachte sie auch. Noch schwerer fiel es ihr jetzt, den Raum zu verlassen, nicht einfach nur ein Gästezimmer, sondern ein winziges Fleckchen, wo sie tun konnte, was sie sonst nie tat: sich amüsieren, sich sorglos in ein Wortgefecht stürzen.
    Sie wandte sich erneut zur Tür, jedoch nicht, um ihn zu verlassen, sondern um sie zu schließen. Als sie dann zu ihm trat, war sie sich nicht sicher, was genau sie da ritt; sie genoss einfach nur, wie schwungvoll plötzlich ihre Schritte ausfielen.

    »Sag, Arthur«, fragte sie raunend, »wie verführst du eigentlich die Frauen?«
    Das Lachen schwand aus seinem Gesicht; sein kecker Ausdruck verwandelte sich in Unsicherheit. »Das kann man so nicht sagen … Es … es gibt kein Rezept dafür …«, stammelte er – sichtlich überrumpelt.
    »Aber Balthasar meinte, du seist es gewohnt, Herzen zu gewinnen. Wie machst du das genau? Wie öffnest du sie?«
    Verlegen zuckte er die Schultern. »Ich weiß nicht. Es … es … passiert einfach.«
    »Wie passiert es?«, fragte sie begierig und trat noch näher auf ihn zu. »Ist es dein Lächeln, das die Frauen besticht? Sind es neckische Worte? Ist es dein gieriger Blick? Oder ist es einfach das?« Ein einziger Schritt trennte sie noch, und ihr Körper hätte sich an seinen gepresst. Langsam hob sie die Hand und fuhr über sein Gesicht – fuhr erst über die Wangen, dann über das Kinn. Die Haut war von der vielen Sonne und dem Wind gegerbt worden. Arthur schien der Atem zu stocken, und auch ihr wurde die Brust eng, als ihr aufging, dass sie seit Ewigkeiten niemanden mehr so berührt hatte, dass ihr seit so langer Zeit keine Bartstoppeln mehr in die Haut gestochen hatten. Manuel … Manuel war der Letzte gewesen, doch der Gedanke an ihn beschwor nicht den üblichen Schmerz, sondern steigerte die Erregung. So nah war Arthur … so warm … Sie konnte seinen Atem fühlen, konnte nun, da ihre Hand tiefer glitt und über seine Brust streichelte, seinen Herzschlag spüren. Kurz war ihr, als würde ihr ein Schlag versetzt, ebenso schmerz- wie lustvoll.
    Er starrte sie reglos an, schien den Atem anzuhalten. Wahrscheinlich spürte er sie auch – diese flirrende Spannung, die zwischen ihnen und der übrigen Welt einen unsichtbaren Bannkreis zu ziehen schien.
    Endlich ließ sie die Hand wieder sinken, doch zurücktreten mochte sie nicht. Wortlos standen sie voreinander. Lange schien keiner gewillt, sich als Erster aus der Starre zu lösen, und als sie es

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