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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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von Herablassung aufblitzen zu sehen. Doch dann wurde Anas Miene wieder ausdruckslos.
    »Er hat vor allem eine anstrengende Reise hinter sich«, erklärte Emilia knapp und blickte an Ana vorbei. »Und dann musste er dich obendrein vor Jerónimo und Esteban retten.«
    »Wie auch immer.« Ana lächelte schmal. »Er wollte dich auf jeden Fall nicht wecken. Ich hingegen dachte, es wäre dir peinlich, den Mittag zu verschlafen.«
    Emilia blickte zum Fenster, durch das Sonnenlicht fiel, zwar herbstlich blass und nicht mehr warm, aber doch ziemlich hoch vom Himmel. »Es ist wirklich schon Mittag?«, rief sie entsetzt.
    Ana verdrehte die Augen. »Nein, eben nicht! Weil ich dich doch rechtzeitig geweckt habe!«
    Sie ließ noch einmal ihren Blick vielsagend über Emilia schweifen und verließ dann den Raum.
    Rasch erhob sich Emilia aus dem Bett, schlüpfte in ihre Kleidung – und hatte das Gefühl, wieder in ihr altes Leben zurückzukehren, ein Leben ohne diese berauschende Freiheit, den Steppenwind, ohne Lust, Wärme, Nähe … Ihr Körper fühlte sich plötzlich klamm an.
    War es ein Fehler gewesen, ausgerechnet mit Arthur …?
    Aber nein, hielt sie selbst entschieden dagegen, es war ihre Entscheidung gewesen, nur die ihre. Sie hatte sich nicht verführen lassen, sondern freiwillig seine Nähe eingefordert. Und trotz allen Unbehagens, sich nach dem wilden Flug wieder im Alltag wiederzufinden, waren ihre Schritte beschwingt, als sie die Treppe hinunterlief und die Gaststube betrat. Sie errötete, als sie Arthur sah, und tat dennoch so, als hätte sie ihn nicht gesehen. Fast alle Tische waren besetzt, und sie räumte sie rasch leer. Erst als sie das Geschirr in die Küche gebracht hatte und wieder zurück in die Gaststube kehrte, nickte sie ihm zu und ließ sich schließlich auch dazu herab, sich hoheitsvoll an seinen Tisch zu setzen.
    Er hatte sie wohl die ganze Zeit beobachtet und grinste nun. Sie konnte seinen Blick nicht recht deuten: War er unsicher, belustigt, liebevoll, stolz?
    Als er nach ihrer Hand griff, zog sie sie rasch zurück. »Ich bin keine Trophäe, die man herumzeigt«, fuhr sie ihn an.
    Er seufzte. »Ich ahnte, dass du es bereuen würdest – aber ich ahnte nicht, dass das so schnell geschehen würde.«
    »Bereuen, von wegen!«, rief sie. »Ich wollte es!«
    »Und was willst du jetzt?«
    Genau genommen, wusste sie das nicht so recht, aber das wollte sie sich nicht eingestehen.
    Arthurs Grinsen verstärkte sich. »Also – falls du zufällig willst, dass ich noch etwas länger in Punta Arenas bleibe, dann verschiebe ich meine Weiterreise. Eigentlich legt mein Schiff noch heute ab, aber ich könnte auf ein späteres warten.«
    »Wenn du meinst«, murmelte sie knapp und unterdrückte ein Lächeln. Was sie nicht unterdrücken konnte, war das Gefühl von Wärme, das in ihr hochstieg.
    Er wollte bleiben … bei ihr … Er wollte noch weitere Nächte mit ihr verbringen … Nächte voller Begehren und Lust und Beben und Glühen. Nächte voller Träume von Freiheit und Weite und Geborgenheit.
    »Sehr begeistert klingst du nicht«, meinte er nachdenklich.
    »Erwartest du, dass ich dir um den Hals falle?«, zischte sie.
    Wieder seufzte er. »Machen wir es doch einfach so: Ich warte später am Hafen auf dich. Und dann können wir in Ruhe …«
    Er brachte Satz nicht zu Ende, sah sie nur vielsagend an, und sie wusste nicht, was er meinte. In Ruhe reden, sich in Ruhe anblicken, oder wieder …?
    Plötzlich stieg es ihr heiß ins Gesicht. »Ja«, sagte sie heiser, »ich komme bald nach zum Hafen. Aber nun … nun muss ich mich um die Gäste kümmern.«
    Sie erhob sich rasch, trug wieder Geschirr in die Küche, und als sie zurück in die Gaststube kam, war er schon gegangen. Sie kämpfte gegen die Regung, zur Tür zu laufen und ihm nachzublicken. Ich sehe ihn ja bald wieder, sagte sie sich, unterdrückte das plötzliche Gefühl von Sehnsucht und eilte hastig in die Küche. Während der ganzen Mittagszeit war sie dort beschäftigt, Zwiebel zu schneiden, Eier zu braten, frischen Kaffee zu brühen und Schinken zu kochen.
    Sie war dankbar, dass die Gäste ständig nach etwas Neuem forderten und sie nicht über Arthur nachdenken musste, über das, was geschehen war … geschehen würde. Wobei sie sich gar nicht sicher war, ob noch einmal etwas geschehen sollte.
    Als sich die Gaststube langsam leerte, fiel ihr auf, dass Rita sich heute noch nicht hatte blicken lassen. Zwar mied diese die Gaststube, wenn sie voll war,

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