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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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vielleicht ernst gemeint, als er Brazes Vorschlag ablehnte. Aber er hatte mir zuviel erzählt. Mehr, als ein Mann hören durfte, der auf einer anderen Seite stand als der Geschwaderkommandant. Ich mußte gar nicht aus meiner Zelle ausbrechen, um mich in Schwierigkeiten zu bringen. Sie würden von selbst zu mir kommen. Braze war ein Mann, der immer den direkten, einfachsten Weg einschlug. Auf diese Weise hatte er sich seinen Rang erkämpft. Er würde bei seiner Technik bleiben. Er würde in letzter Minute handeln, bevor die Männer das Schiff verließen, um die Chance zu verringern, daß Tarleton davon erfuhr. Später würde er sich auf einen Fluchtversuch herausreden, den ich unternommen hätte – für den Fall, daß Tarleton neugierig werden sollte, was unwahrscheinlich war. Der Admiral würde alle Hände voll zu tun haben, seine Angelegenheiten zu ordnen. Und er würde keine Zeit haben, sich um das Schicksal ehemaliger Freunde zu kümmern.
    Sie würden abends das Schiff verlassen, hatte Tarleton gesagt. Er würde eine Schar Gleichgesinnter mitnehmen. All seine wichtigsten Berater – oder wie immer sich die rattengesichtigen kleinen Typen wie Walters auch nennen mochten – und dazu eine respektheischende Truppe bewaffneter Soldaten in schmucker blauschwarzer Uniform. Eine sanfte Erinnerung an die zerstörerische Macht, die in zehntausend Meilen Umkreis alles ausgelöscht hatte.
    Auf dem Flaggschiff befanden sich zweitausendelf Männer, deren Zuverlässigkeit zweifellos jahrelang erprobt worden war. Wie ich Banny Tarleton kenne, würde ihn sicher die Hälfte davon auf seinem Triumphmarsch begleiten. Sie brauchten also zwanzig schwere Spähschiffe. Sicher würde Tarleton zum Ausbooten die Öffnungen auf dem oberen Bootsdeck benutzen, das groß genug war, um die Abfahrt rasch und reibungslos abzuwickeln.
    Auf der schwachen Basis von Vermutungen entwickelte ich meinen Plan. Ich mußte vorausdenken, so weit ich konnte. Eine zweite Chance würde ich kaum erhalten. Vielleicht nicht einmal eine einzige. Vielleicht war meine Fehlerquote schon beim erstenmal restlos verbraucht.
    Ich stand auf und ging in der Zelle auf und ab. Mein Kopf war noch immer benommen, aber das Essen, das Bad, die frischen Kleider, die Injektionen und Pillen hatten mir sehr geholfen. Die einfache Uniform, die Purdy mir gebracht hatte, saß bequem. Aber ich vermißte den Inhalt von ein paar Spezialtaschen, die sich in meiner alten Uniform befunden hatten. Sie war verbrannt worden. Die Waffen hatten sie mir abgenommen. Aber mit etwas Glück gelang es mir vielleicht, passende Ersatzwaffen zu improvisieren.
    In der Zelle standen ein leerer Schrank, ein Kästchen mit vier leeren Schubladen und ein Sessel aus Schaumgummi, der vielleicht zwei Pfund wog, wenn man ihn in Wasser tauchte. An der Wand hingen ein Spiegel und die gerahmte dreidimensionale Graphik des Kennedy-Monuments, das mit Schrapnellnarben verziert war. Und außerdem gab es noch das Bett, auf das mich die Sanitäter vor zehn Minuten ächzend gesetzt hatten. Da war also nicht viel, womit ich mich bewaffnen konnte …
    Und dann spürte ich die kaum merkliche Erschütterung. Das leise Zittern, als ein Spähschiff vom Flaggschiff ablegte. Mein Mund wurde plötzlich trocken. Das zweite Boot startete – das dritte. Tarleton verschwendete keine Zeit. Wenigstens blieb mir eine lange quälende Wartezeit erspart. Die Zeit zum Handeln war da. Ich beschleunigte meinen Herzschlag, sandte einen Schuß Adrenalin in meinen Kreislauf und ging zur Tür. Dann preßte ich mein Ohr an die Wand links vom Türrahmen und wartete.
    Sieben Boote waren bereits abgefahren. Ein paar Minuten dehnten sich endlos wie Äonen. Und dann vernahm ich ein leises Geräusch auf der anderen Seite der Tür. Ich preßte mein Ohr noch fester gegen die Wand und hörte Stimmen.
    Sanft glitt die Tür zur Seite, und ein Mann trat rasch ein – ein großer, breitschultriger Marinesoldat mit rotem Haarschopf und pidcelübersätem Gesicht. In seiner sommersprossigen Faust, die einem Schwergewichtsboxer alle Ehre gemacht hätte, hielt er einen abgewetzten Revolver.
    Ich machte eine halbe Drehung nach links und jagte meine Rechte in seine Seite, dicht über der Halfter. Der Schlag war nicht sehr kunstreich, aber wirkungsvoll. Er stieß ein Grunzen aus, seine Finger krallten sich in seinen Bauch, und er ging zu Boden. Ich warf mich über ihn hinweg und hechtete nach dem Revolver, der gegen die Wand schlug und mir wieder entgegensprang. Ich

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