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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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militärisch aus. Er schien es zu genießen, daß er wieder einmal dem Gesetz Genüge getan hatte. Ich hoffte, es würde ihm nicht noch einfallen, daß er vergessen hatte, meinen Passierschein zu verlangen, bevor ich hinter dem Horizont verschwunden war.
     
    Über eine schmale Gasse, in der sich ein lasterhaftes Etablissement an das andere reihte, wölbte sich ein vielfarbiger Lichtbogen. Ich blieb darunter stehen, um meine irdischen Güter zu sortieren. All die Kleinigkeiten, die ein Auftragskiller namens Gronski in seinen Taschen getragen hatte, als er sich zu seiner letzten Mission aufmachte. Es war nicht viel. Ein Schlüsselbund, ein vor Schmutz starrender weißer Plastikkamm, eine Brieftasche mit einer verbogenen UNSA-Identitätskarte, die ein unschmeichelhaftes Foto eines häßlichen Gesichts zeigte, ein paar verfallene Kreditkarten von billigen Restaurants und Sexläden rund um Charleston, Südkarolina. Und einige harmlose Pornofotos von einem müden Mädchen.
    Ich steckte das Geld in die Tasche, ging die Gasse entlang zu einem öffentlichen Abfallkanal und warf meine Beute hinab in den Geruch von verbranntem Papier und Obstschalen.
    Mein wichtigstes Problem war, mir Kleider zu beschaffen Wenn Tarleton erfuhr, daß ich verschwunden war, würde ein Truppenaufgebot so schnell wie das neueste Turbodüsenauto durch die Stadt rasen. Es wäre schön, wenn ich schon vorher heil über die Brücke und in den Regierungsdistrikt gelangen könnte. Aber heutzutage kommt kein Mensch mehr ohne ausreichenden Grund und ein paar militärische Rangabzeichen in diesen Stadtteil. Meine sackartigen Overalls verschafften mir höchstens den Zugang zu einem Rekrutendepot Klasse 2.
    Tarleton dachte vielleicht, ich würde in die Berge flüchten. Oder zur Westküste. Oder vielleicht in die Anonymität des Asphaltstaates, der einmal Land der Blumen genannt worden war. Er nahm vielleicht an, daß es vorerst mein einziges Ziel war, überhaupt zu überleben. Er würde nicht erwarten, daß ich mich noch tiefer in seinem Netz verfing. Noch nicht. Nicht, bevor ich mich eine Zeitlang verkrochen hatte, um meine Wunden zu lecken und meine weiteren Pläne zu überdenken …
    Aber vielleicht war es für ihn so durchscheinend klar wie das Nachthemd einer verliebten Braut, daß ich mich auf der Stelle zu verschiedenen hohen Persönlichkeiten begeben würde, um meine Geschichte loszuwerden. Möglicherweise warteten seine Revolvermänner schon hinter der nächsten Ecke auf mich. Vielleicht war ich schon ein toter Mann, der nur noch einen Platz suchte, wo er sich ausstrecken konnte.
    Und vielleicht war es am allerbesten, wenn ich aufhörte, so verdammt klug zu überlegen und mich beeilte, bevor ich noch wegen Herumstreunens geschnappt wurde.
    Die Straße war sicher einmal sehr fein, bevor die Seefahrer von Boston den Zusammenbruch der Zivilisation heraufbeschworen hatten. Ein schwach erleuchtetes Schaufenster weckte meine Aufmerksamkeit. Eine zweifarbige Leinensportjacke und dünne Schuhe stachen mir ins Auge. Eine staubverdunkelte Neonröhre beleuchtete die Pracht und verströmte die Heiterkeit eines Begräbnisses bei Regen. Sicher war es nicht das beste Herrenmodegeschäft der Stadt, aber dafür würde das Überwachungsnetz auch nicht so gut wie woanders funktionieren.
    Ich ging bis zum Ende der Straüe, wandte mich nach links und fand eine schmale Gasse, die mich zur Hinterfront meines Zieles führte. Außer daß ich auf ein paar verrostete Konservenbüchsen trat, mein Schienbein gegen einen Pfosten stieß und ich daraufhin so laut fluchte, daß am Ende des Blocks eine alte Dame aufwachte, kam ich glatt durch. So glatt wie ein Handlungsreisender, der einen späten Hausbesuch macht. Ein elektrischer Türöffner steckte in vermodernder Plastik. Ich drückte darauf, und der Türrahmen fiel mir beinahe auf den Kopf.
    Ich brauchte fünf Minuten, um einen einfachen schwarzen Anzug zu wählen, der hervorragend geeignet gewesen wäre, darin einen Fürsorgeempfänger zur letzten Ruhe zu betten. Dazu nahm ich ein graues Hemd, das sicher seine Form behalten würde, solange es niemand wusch, eine Krawatte mit dem Bildnis eines Balinesenmädchens und ein Paar Schuhe mit Stahlsohlen, die das einzige sein würden, was von dieser Fußbekleidung nach dem ersten Regen übrigbleiben dürfte.
    Das Kassenregister zeigte drei Dollar und ein paar Cent. Ich schrieb einen Schuldschein aus, unterzeichnete ihn und heftete ihn unter die Drahtklammer. Das bedeutete, daß

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