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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Tarleton in spätestens einer halben Stunde, nachdem der Laden geöffnet wurde, eine Beschreibung meiner neuen Eleganz haben würde. Aber bis dahin war ich entweder jenseits der Brücke oder tot.
     
    Drei Straßen weiter fand ich auf einem niederen Hügel neben dem Fluß, was ich suchte: ein dunkles Ziegelhaus mit zwei Fensterläden aus alterstrübem Plastik und einer Tür, die einmal rot gewesen war. Der linke Fensterladen trug ein Schild mit der Aufschrift IRV’S LADEN – MEISTER DER TÄTOWIERUNGSKUNST. Auf dem rechten prangte das Bild einer Meerjungfrau, die auf einem Anker saß und einen ertrunkenen Matrosen im Arm hielt. Ich ging zur Hausecke und blickte in den etwa zwei Fuß breiten Zwischenraum, der es vom nächsten Gebäude trennte. Aus einem Seitenfenster schimmerte Licht. In der Bar im Nachbarhaus schien kein Betrieb zu herrschen.
    Ich ging durch eine enge Gasse zur Hinterfront des Ladens, stieg über Flaschen und Büchsen, über weiche und harte undefinierbare Gegenstände. Wenn in der Gasse irgendwelche Leichen lagen, so bemerkte ich sie jedenfalls nicht.
    Ich kam in einen kleinen Hof, der von den Wänden der Nachbarhäuser und einem hohen Zaun begrenzt wurde, durch den eine Pforte in eine breitere Gasse führte. Das Licht aus dem Seitenfenster fiel auf ein paar grüne Grashalme, die aus dem Staub ragten. Zwei Betonstufen führten zur Hintertür hinauf. Auf der ersten blieb ich stehen und klopfte an die Tür. Zweimal kurz, einmal lang, zweimal kurz. Nichts rührte sich.
    Irgendwo zwitscherte ein Vogel und verstummte plötzlich, als ob er bemerkt hätte, daß er hier fehl am Platz war. Das ist ein unangenehmes Gefühl. Ich kenne es.
    Ich klopfte nochmals nach demselben System, aber lauter. Wieder rührte sich nichts. Ich trat in den Hof zurück, hob einen Kieselstein auf und warf ihn gegen einen geschlossenen Fensterladen über der Tür. Dann stieg ich wieder die Stufen hinauf und preßte ein Ohr gegen die Türfüllung. Endlich hörte ich widerwillige Schritte. Ein Riegel knarrte, dann öffnete sich die Tür einen halben Zoll. Ich hörte schwere Atemzüge.
    »Ein Spezialauftrag«, sagte ich rasch. »Lassen Sie mich ’rein, bevor es zu spät ist.«
    »Ha? Wa …?« stammelte eine heisere Stimme, brach ab und hustete. Ich lehnte mich gegen die Tür.
    »Ich muß Irv sprechen«, schnappte ich. »Ich brauche das Transit-Zeichen für heute nacht.« Die Tür gab nach. Es roch nach dem Kohl von einem ganzen Monat, nach dem gesamten Alkoholkonsum der letzten Wochen, nach dem ranzigen Speckfett eines Menschenalters und nach überfälliger Wäsche. Ein dicker Mann rn einem grauen Bademantel mit zerrissenem Ärmel wischte sich eine ungekämmte graue Haarsträhne aus einem roten Auge, das in graues Fett eingepolstert war. Auch seine Fingernägel waren grau, ebenso sein Hals. Er schien eine Vorliebe für Grau zu haben.
    »Sind Sie der Leiter der Tätowierungskunstgalerie?« fragte ich.
    »Wo brennt’s, Jack?« Er gürtete seinen Bademantel fester, warf einen Blick durch die offene Tür und stieß sie zu. Ich betrachtete seine rechte Hand.
    »Ich brauche Ihre Hilfe. Man hat mich zu Ihnen geschickt.«
    Er grunzte und musterte mich von oben bis unten. Seine Hand strich an seinem Gürtel entlang. Plötzlich schlüpfte sie in den Bademantel und zog die Hälfte eines Brownings hervor, bevor ich meine Faust auf sein Handgelenk sausen ließ. Er wich zur Seite und führte seine Linke gegen meinen Magen. Rasch drehte ich mich, und sein Hieb traf nur meine Hüfte. Ich packte seine Rechte, bog sie zurück und fing die Waffe auf, als er sie fallen ließ. Er gab keinen Laut von sich.
    »Wir brauchen das Schießeisen nicht«, sagte ich. »Ich brauche Papiere. Los, an die Arbeit! Die Zeit ist kostbar.«
    »Was soll das denn …?«
    Ich stieß ihm den Lauf des Brownings an den Kopf, daß er taumelte und fast das Gleichgewicht verlor.
    »Ich habe keine Zeit, lange herumzureden. Los! Tun Sie endlich etwas!« Ich zeigte zu dem Vorhang, der vor dem Kücheneingang hing.
    »Sie haben eine ganz falsche Auffassung von mir, Mister.« Er fuhr sich über das Gesicht, und seine rauhen Handflächen kratzten geräuschvoll über die Bartstoppeln. »Ich führe hier einen anständigen, kleinen Tätowiersalon …«
    Ich trat einen Schritt auf ihn zu und rammte ihm den Browning in den Bauch.
    »Haben Sie schon jemals gehört, daß ein Mann in äußerster Verzweiflung zu allem fähig sein kann, Irv? Ich bin so ein Mann. Vielleicht gibt sich nicht

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