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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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sage er mit gelangweilter Stimme. Ich gab ihm den Daumen. Er preßte ihn auf die sensitivierte Platte, schob sie in denselben Schlitz und erhielt dieselbe Antwort. So weit lief alles bestens. Wenn er jetzt aufhörte, kam ich durch. Wenn er aber das Wasserzeichen auf meinem Ausweis untersuchte …
    »He!« rief mein Fahrer. »Er sagt, er sei Pulsters Schwager!«
    »So?«
    »Ich habe noch nie gehört, daß Pulsier keinen Schwager haben sollte.«
    Der Inspektor blickte ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Hören Sie mir gut zu, Mister. Ich tu hier meinen Job, und Sie kümmern sich gefälligst um ihre Verkehrszeichen. Einverstanden?« Er gab mir meine gefälschten Papiere zurück, drückte auf den Knopf, der die Sperre hochgehen ließ, und bedeutete uns, weiterzufahren. Der Fahrer fuhr schnell. Er hatte den Kopf zwischen den Schultern eingezogen. Bis zur Eisenhowerstraße sprach er kein Wort mehr.
     
    Wir erreichten die Nummer 9 – 58. Ein großes Schmiedeeisentor mit zwei Scheinwerfern inmitten einer acht Fuß hohen Betonmauer, die stabil genug aussah, um einem zweitägigen Granatwerferfeuer standzuhalten. Eine Kiesstraße führte zwischen hundertjährigen Eichen hindurch zu einer stattlichen, dreistöckigen Fassade, die das schwache Sternenlicht in dezentem Austernweiß schimmern ließ. Davor erhob sich ein Torweg, hoch genug, um die stehenden Lakaien auf einer vierspännigen Kutsche durchzulassen, und breit genug, daß drei Cadillacs bequem Seite an Seite hindurchfahren konnten. Es gab mehr Fenster als an der Westfront von Versailles, und der Eingang erinnerte mich an das Haupttor des Petersdoms. Die Stufen sahen aus, als würde sie ein englischer Butler fünfmal am Tag mit Zahnbürsten schrubben.
    Ich drückte auf einen Knopf inmitten einer schwarzen Eisenplatte und zuckte zusammen, als beinahe in derselben Sekunde eine weibliche Stimme fragte: »Bitte, Sir?«
    »Wie können Sie denn wissen, daß ich keine Dame bin?« schnappte ich.
    »Sie haben nicht ganz die Figur danach, Sweetheart«, erwiderte die Stimme scharf. »Sagen Sie mir jetzt endlich, was Sie wollen! Oder soll ich Sie hinauswerfen lassen?«
    Ich blinzelte und blickte zu den schmiedeeisernen Windungen empor, die die obere Torlinie zierten.
    »Ich möchte mit dem Senator sprechen«, sagte ich. »Wenn es notwendig ist, wecken Sie ihn bitte auf. Es ist sehr wichtig.«
    »Haben Sie bitte auch einen Namen?«
    »Maclamore.«
    »Oh! Armee?«
    »Marine. Captain Maclamore. Kommando 6 – 1. Braune Haare, braune Augen und in miserabler Verfassung. Beeilen Sie sich!«
    »Captains empfangen wir für gewöhnlich in neun Schichten an verschiedenen Mittwochen. Und heute ist Donnerstag. Sie sehen also  …«
    »Sie sind hinreißend. Wenn ich noch ein paar Mädchen wie Sie fände, könnte ich eine Hochschule für Klapperschlangencharme gründen. Und jetzt laufen Sie und erzählen Sie Albert, wie lange Sie seinen Lieblingsverwandten in der heißen Sonne haben warten lassen.«
    »Oh, so ist das«, sagte die Stimme kühl. »Das hätten Sie mir schon früher sagen können. Was haben Sie eigentlich vor? Wollen Sie, daß ich meinen Job verliere?«
    »Gar kein übler Gedanke«, gab ich zu. Es kam keine Antwort mehr. Ich ging ein paar Schritte auf und ab. Meine innere Spannung wuchs, und meine kleinen Schnitt- und Brandwunden begannen plötzlich wie große zu schmerzen. Es war höchste Zeit, daß ich wieder eine neue Ladung der hübschen Medikamente zu mir nahm, mit denen Purdys Arzt mich gefüttert hatte. Doch statt dessen fühlte ich nur die Müdigkeit, die diese letzten paar energiegeladenen Stunden hinterließen, meinen vibrierenden Kopf, und zu allem Übel mußte ich mich noch mit körperlosen Stimmen herumstreiten …
    Da war ein Summen und dann ein Klicken, und das Tor glitt zurück. Ich trat ein und sah ein kleines weißlackiertes Auto auf dicken Gummirädern über den Kiesweg auf mich zurollen. Es blieb stehen, und die Stimme erklang wieder.
    »Wenn Sie bitte einsteigen würden, Sir …«
    Das tat ich, und das Roboterauto führte mich an den Stufen vorbei zu einer Rampe, die hinter einer Reihe von Ziersträuchern zu einem geöffneten Eingang anstieg. Ich kletterte aus dem Auto und trat in eine weite, luftige Halle, in der fleckenlose Leuchttafeln über einer weißen Schmiedeeisengalerie melancholisches gelbes Licht verbreiteten. Ein gekonnt zurechtgemachtes Mädchen mit frischem, braunem Gesicht, purpurrotem Schmollmund und Plastikperücke trat aus einer

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