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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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dornigen Ast hängen geblieben sein. Sie stand auf, um sich umzuziehen, warf aber vorher noch einen Blick nach draußen. Die Ranger bewegten sich im Hundert-Meter-Radius um den Bungalow. Bis auf Mark und Jenny waren es durchweg Zulus, und alle verständigten sich in dieser Sprache. Scheinwerferlicht geisterte über Busch und Bäume, Baumstämme verwandelten sich in den huschenden Strahlen zu gespenstischen Figuren, und einmal glaubte sie, die aufglühenden Augen eines Tiers gesehen zu haben. Jetzt, wo Phumile mit einem Gewehr neben
ihr stand, war es aufregend. Ein Erlebnis, von dem man später auf Partys erzählen konnte, ein Erlebnis, das einmal zum Geflecht ihres Lebens gehören würde. Sie blieb am Fenster stehen.
    Plötzlich wurden die Rufe draußen lauter und dringlicher, die Gestik der Ranger hektischer. Dann brüllte Mark etwas, und die übrigen Ranger versammelten sich um ihn. Leider verdeckten Büsche diesen Bereich, und Anita konnte nicht erkennen, was dort vor sich ging. Phumile stellte sich neben sie, Gewehr über die Schulter gehängt, Hände in die Hüften gestemmt, konzentrierter Blick. Sie war eine stramme Person mit kräftigen Armmuskeln. Ihr dunkles Gesicht zeigte keine Regung.
    Â»Was ist los? Ich verstehe kein Zulu.« Anita bemühte sich, die Dunkelheit mit den Augen zu durchbohren.
    Die Rangerin antwortete lediglich mit einem Schulterzucken, und Anita blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie Phumiles Kollegen wie Suchhunde immer im Kreis um eine Stelle herumliefen, bis sie endlich etwas gefunden zu haben schienen, was sie anschließend zu einem der Geländewagen trugen.
    Erst nach einer gefühlten Ewigkeit lief Jill endlich wieder die Treppe hinauf zu ihnen. Im Gehen schulterte sie ihr Gewehr, das sie vorher unter dem Arm getragen hatte. Sie war ungewohnt blass geworden und wirkte sehr angespannt. Phumile fragte leise etwas auf Zulu. Jill antwortete ein paar Worte in derselben Sprache, worauf Phumile die Luft scharf durch die Zähne zog und die Augen entsetzt verdrehte.
    Anitas Blick sprang von einer zur anderen. »Was ist los, Jill?«, rief sie. Als keine der Frauen antwortete, stemmte Anita die Arme in die Hüften. »Du kannst mich hier nicht so stehen lassen. Ihr habt doch etwas gefunden  – ich kann es dir vom Gesicht ablesen. Also bitte, was ist da unten passiert? Nach dem, was ich erlebt habe, habe ich ein Recht darauf, es zu erfahren.«
    Jill Rogge schien sich schnell wieder im Griff zu haben, denn auch ihr Gesicht bekam endlich wieder etwas Farbe. »Du hattest
recht, es waren Löwen, zwei junge Männchen, um genau zu sein. Kürzlich sind einige Löwen aus dem Hluhluwe-Wildreservat ausgebrochen und zu uns herübergekommen. Das ist schon öfter passiert. Sie graben sich unter den Zäunen durch, die an einer Stelle unmittelbar nebeneinander liegen. Es hat etwas mit Revierkämpfen zu tun.«
    Anita starrte sie entsetzt an. »Ja, aber … was ist, wenn sie sich nicht nach Inqaba durchgraben, sondern einfach … nach draußen gelangen? In die Dörfer?«
    Â»Dann schwärmen zig Jäger aus, um sie zu erlegen«, erklärte Jill trocken.
    Â»Könnte es nicht auch sein, dass die Löwen von Maurice’ Farm ausgebrochen sind?«
    Die Eigentümerin Inqabas schüttelte langsam den Kopf. »Glaube ich nicht, aber sicher sein kann ich mir ehrlich gesagt nicht. Ich werde ihn gleich anrufen, damit er das nachprüft. Im Endeffekt macht es ja auch keinen Unterschied, woher die Löwen gekommen sind, oder? Natürlich war das jetzt auch ein Schreck für mich, und glaube mir, ich kann mir ziemlich gut vorstellen, wie du dich fühlen musst. Es ist noch nie vorgekommen, dass Raubkatzen so nahe an der Lodge waren, ob unsere eigenen oder eingewanderte. Ich kann dir nur anbieten, sofort in eine Suite im Haupthaus oder einen Bungalow direkt neben unserem Privathaus umzuziehen. Wenn du die Lodge verlassen willst, würde ich das bedauern, aber auch das wäre natürlich völlig in Ordnung. Und verständlich.«
    Â»Und das war alles? Löwen?« Anita schaute wieder misstrauisch von einer zur anderen. »Deswegen siehst du aus, als hättest du einen Geist gesehen? Das nehme ich dir nicht ab. Löwen siehst du hier doch sicher häufiger.«
    Jill wechselte einen schnellen Blick mit ihrer Rangerin. Die hob nur die Schultern. »Nein«, antwortete

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