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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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den Zustand der Patientin durch. »Sie kommen«,
sagte sie zu Nils und rief noch einmal Dr. Kunene an, um ihr Bescheid zu sagen.
    Â»Hol ein Kopfkissen für Nelly«, rief Nils ihr zu, und stellte einen Sonnenschirm so auf, dass die Zulu im Schatten lag.
    Jill kam in Windeseile mit einem flachen Kissen aus dem Haus gerannt, und er schob es der Kranken unter den Kopf.
    Jill nahm die Hand ihrer alten Nanny. »Thandi meint, es könnte eine Herzattacke sein … und das mit ihrem Asthma!«, flüsterte sie.
    Es dauerte nicht lange, bis das Wummern von Hubschrauberrotoren die Luft erfüllte. Nils öffnete die Tür, die vom Hof zum Vorplatz führte, und lief hinaus. Kurz darauf landete der Helikopter, und ein Arzt und zwei Sanitäter sprangen heraus. Während sie Nelly untersuchten und sie an den Tropf legten, gab Jill ihnen alle Informationen, die sie brauchten.
    Â»Dr. Kunene habe ich bereits gesprochen. Sie hat alles vorbereitet und erwartet auf sie.«
    Ohne viele Worte zu machen, hoben die Sanitäter die Kranke auf die Trage und, während der Arzt die Tropfflasche hochhielt, eilten mit ihr zum Hubschrauber, dessen Rotoren bereits langsam Schwung aufnahmen. Im Senkrechtflug erhob sich der Helikopter über die Baumkronen, drehte ab und war bald nur noch ein winziger Punkt im Blau des Sommerhimmels.
    Jill starrte ihm nach und klammerte sich an Nils’ Arm. »Sie darf nicht sterben«, wisperte sie. »Schon als junges Mädchen hat sie auf Inqaba gelebt. Von Geburt an hat sie mich durch mein Leben begleitet, und seit Papa letztes Jahr gestorben ist, ist sie die Einzige, die ich noch fragen kann, wie es damals war, die Einzige, die meine Mutter als junges Mädchen kannte. Und meinen kleinen Bruder … Sie ist meine schwarze Mutter.«
    Nils legte einen Arm um sie. »Nelly ist eine unglaublich starke Person, sie hat schon viele Kämpfe gewonnen. Sie wird es schaffen. Bestimmt.« Er bemühte sich, seine Worte zuversichtlicher
klingen zu lassen, als er es selbst war. Was Nelly Dlamini seiner Jill bedeutete, wusste er besser als jeder andere. Aber der Zustand der alten Zulu schien ihm sehr ernst gewesen zu sein.
    Â»Was ist bloß passiert? Ich habe nie bemerkt, dass ihr Herz ihr Probleme machte.« Jill fasste sich an den Kopf. »Wir müssen Duduzile Bescheid sagen, dass sie heute den ganzen Tag bei den Kindern bleiben muss. Eigentlich hat sie heute Nachmittag frei, und Nelly wollte die Kinder übernehmen.« Sie biss sich auf die Lippe. »Obendrein sagt Luca, dass er Bauchweh hat. Er hat geweint, und das tut er nicht so leicht. Ich habe sofort Fieber gemessen, es war zwar nicht sonderlich erhöht, aber das hat nichts zu sagen … Ich muss erst eine Kontrollfahrt durchs Gelände machen, aber hinterher bleibe ich bei den Kindern. Das ist mir lieber. Es ist nicht so, dass ich Duduzile nicht traue …«
    Â»Du kannst dir Zeit lassen«, unterbrach Nils sie. »Ich werde den Termin in Richards Bay absagen und hierbleiben. Ich passe auf unsere Kleinen auf. Das ist kein Problem. In Ordnung?«
    Sie warf ihm ein erleichtertes Lächeln zu. »Danke. Wollen wir zu Ende frühstücken? Wir können im Augenblick nichts weiter für Nelly tun. In einer Stunde werde ich Thandi mal anrufen. In der Zwischenzeit müssen uns überlegen, wer uns bis Nellys Rückkehr den Haushalt führt.«
    Keiner von beiden erwähnte die Möglichkeit, dass es für Nelly Dlamini keine Rückkehr geben könnte. Nils nahm Jills Hand, und sie gingen zurück an den Frühstückstisch. »Hast du Jackie schon angerufen? Sie sollte sich Luca wohl mal ansehen, oder?«
    Â»Nein, habe ich noch nicht, aber wenn es ihm in der nächsten Stunde nicht besser geht, mach ich das.«
    Â»Wie geht’s Kira?«, fragte er und reichte ihr die hausgemachte Guavenmarmelade.
    Sie schmierte die Marmelade fingerdick auf ein Croissant. »Putzmunter und nichts als Unsinn im Kopf.«

    Nils grinste. »Also wie immer.«
    Seine Frau stieß ein komisches Stöhnen aus. »Manchmal wünschte ich, die Ferien wären vorbei. Ein Sack voll Flöhe hat eine ganz neue Definition bekommen, kann ich dir versichern: Kira!«
    Â 
    Da weder Dirk noch Andy zu sehen war, hatte Anita allein gefrühstückt. Ausgiebig. Und dabei zu viel Papaya gegessen. Und nun saß sie hier fest und wagte nicht, sich mehr als einen Meter von der Toilette zu

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