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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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ein großer Hund an, der zu Anitas Erleichterung aber unsichtbar blieb.
    Der Hausherr kam aus dem Haus und blinzelte ins grelle Licht. Erst als er die Augen mit einer Hand schützte, erkannte er Anita und den Kameramann und winkte heftig mit beiden Armen. »Kommt her, kommt her. Ich will gerade meinen Vormittagstee einnehmen. Setzen Sie sich, meine hübsche Anita.« Er klopfte auf den Stuhl neben sich und stand auf. »Ich werde drinnen Bescheid sagen, dass wir Gäste haben. Tee, beide?«
    Beide nickten gehorsam. Nappy de Villiers ging zur Tür, brüllte ein paar Worte ins Haus und ließ sich dann in seinem
Schaukelstuhl nieder. Umständlich zündete er sich seine Pfeife an. »Was gibt’s?« Er plierte durch den Rauch.
    Bevor Dirk eine passende Antwort geben konnte, hechtete ihr Gastgeber völlig überraschend und so heftig aus seinem Schaukelstuhl, dass dieser klappernd hin und her schlug. Mit der Pfeife in der Luft herumfuchtelnd, stürzte er ans Ende der Veranda und brüllte los. »He, hau ab, du geiler Bock! Chrissie ist nicht zu verkaufen! Mach, dass du wegkommst!«
    Anita drehte sich erschrocken um und entdeckte einen dunkelhäutigen Ranger in Khakiuniform, der ihr bekannt vorkam. Sie sah genauer hin. Es war Africa, der neue Ranger von Inqaba , der unter gesenkten Brauen kampfeslustig zu ihnen herüberanstarrte.
    Â»Was macht der denn hier?«, fragte Dirk halblaut.
    Nach einer erneuten Schimpftirade des Hausherrn trollte sich der Zulu. Hände in die Taschen seiner Rangeruniform vergraben, Kopf zwischen die Schultern geduckt, als erwartete er Prügel, entschwand er um die Hausecke in den hinteren Teil des Grundstücks.
    De Villiers war völlig außer sich. »Zisch ab, hab ich gesagt, und lass dich hier nicht wieder blicken, sonst sag ich es Tiki, und die macht dir die Hölle heiß, aber wie!«, schrie er dem Mann hinterher und warf sich dann krachend wieder in seinen Schaukelstuhl. »Der Kerl will sich eine zweite Frau kaufen, damit er sich faul unter den Indababaum legen, Bier saufen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen kann. Schleicht hier rum, wie ein liebestoller Köter … will meine Chrissie kaufen … ich werd ihn…« Er schüttelte wütend die Faust. »Das ist mein Mohrenpüppchen, hörst du!«, brüllte er.
    Als Anita peinlich berührt dreinschaute und Dirks Brauen in die Höhe schossen, gluckste er vergnügt. »Das war für euch Europäer wohl nicht politisch korrekt genug, was?« Er brüllte vor Lachen. »Ach, stellen Sie sich nicht so an, meine Hübsche. Ich darf das, ich gehöre zu ihnen. Das Mohrenpüppchen war meine
Ururgroßmutter. Lulinda hieß sie und war eine Häuptlingstochter, ein ganz entzückendes Wesen, soweit man das auf einem vergilbten Foto erkennen kann, mit riesengroßen Kulleraugen, und mein Vorfahr, Daniel der Schlangenfänger, war ihr völlig verfallen. Chrissie gehört zu ihrem Clan, und ich nenne alle Mohrenpüppchen. Wenn sie hübsch sind. Das wissen sie.« Er drehte sich in dem Stuhl um. »Komm her, Mohrenpüppchen, und begrüße unsere Gäste!«, rief er ins Haus.
    Anita schaute gespannt zum Eingang, wusste nicht ganz, was sie erwarten sollte. Es dauerte eine Weile, bis eine junge Frau erschien. Ihre Haut war glänzend dunkelbraun, und ihre verführerischen Kurven steckten in einem tief ausgeschnittenen, roten Top und bis zu den Knien aufgerollten Jeans. Einen Besen schwingend, betrat sie mit energischen Schritten die Veranda.
    Â»Du brauchst nicht so zu schreien, ich bin nicht taub«, sagte sie im Ton einer Mutter, die ihr Kind tadelte. Dann ließ sie ihre Zähne blitzen. »Sanibona«, grüßte sie die Besucher und schob ihre Goldrand-Sonnenbrille von der Nase ins gelglänzende, glatt gezogene, steif vom Hals abstehende Haar.
    Â»Sawubona«, antwortete Anita leicht verblüfft. Sie wusste nicht, ob das die korrekte Antwort war. Aber das schien so zu sein, jedenfalls Chrissie nickte anerkennend.
    Â»Yebo, Ma’am. Usapila na?« Sie stützte sich auf den Besen und betrachtete die Besucherin.
    Anita lachte hilflos. »Ich habe keine Ahnung, was das heißt, Chrissie.«
    Â»Nur, ob es Ihnen gut geht«, übersetzte Napoleon. »Sie können ruhig Englisch mit Chrissie sprechen. Sie hat die Schule mit dem Matric abgeschlossen, das heißt, sie könnte sogar an

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