Jenseits von Timbuktu
schlieÃlich nichts zur Sache. Das Ergebnis blieb gleich. Sie war tot.« Nappy de Villiers lehnte sich vor und nahm ihr seine Tasse ab. »Komm, setz dich zu uns.« Lächelnd zeigte er auf den Stuhl neben ihm.
Die junge Zulu schüttelte mit bedauerndem Ausdruck den Kopf. »Würde ich gern, aber Thandi Kunene wartet auf mich. Ich habe ihr versprochen, den Kleinen auf der Kinderstation vorzulesen, damit diese armen Würmchen von ihren Schmerzen abgelenkt werden.« Sie stellte einen Teller mit Cookies auf den Tisch und verabschiedete sich mit einem Lächeln von den Besuchern. »Salani kahle ⦠bis später«, sagte sie zu Nappy de Villiers.
»Grüà Thandi von mir. Sag ihr, ich brauche keinen Checkup. Mir gehtâs prima! Und das bleibt so.«
Chrissie drehte sich noch einmal um. »Glaub bloà nicht, dass ich dich pflege, wenn du zusammenklappst. Da kannst du jammern, so viel du willst! Du bist sturer als ein Rhinozeros!« Mit ihrem aufreizenden Hüftschwung verschwand sie im Haus. Kurz darauf sprang ein Motor an, und Chrissie fuhr mit einem Geländewagen vom Grundstück.
Nappy de Villiers sah ihr blinzelnd nach, kicherte vergnügt und stieà Rauchwolken aus.
»Welch eine hübsche Frau«, sagte Anita.
Der Ausdruck des Stolzes, der wie ein Sonnenstrahl über Nappy de Villiersâ Gesicht huschte, verriet Anita einiges. Ihre
Neugier stieg. Charaktere wie Nappy und Chrissie waren genau das, was eine Geschichte farbig machte. Dirk schaute abwesend drein, und sie war überzeugt, dass er in Gedanken Nappys Geschichte bereits als Filmsequenzen vor sich sah.
Dirk lehnte sich im Stuhl vor und stützte die Unterarme auf seine Knie. »Und?«, sagte er. »Wie ging es weiter?«
»Lulamani war tot, und Stefan Steinach brach es das Herz â das war alles«, erklärte Napoleon de Villiers trocken und widmete sich wieder intensiv seiner Pfeife, die erneut auszugehen drohte. SchlieÃlich wandte er sich wieder seinen Gästen zu. »So, nun zu euch. Warum seid ihr hier?«
»Ich würde mir gern Ihr ganzes Anwesen ansehen«, antwortete Dirk, »und dann an einem anderen Tag mit meinem Regisseur herkommenâ¦Â«
Das Klingeln eines Mobiltelefons unterbrach ihn.
»Das ist meins«, murmelte de Villiers. Er fischte sein Handy aus der Brusttasche, las die Nummer auf dem Display und hievte sich dann aus dem Schaukelstuhl. »Entschuldigt bitte. Ein Freund will etwas von mir.« Nach ein paar Schritten nahm er den Anruf an.
»Vilikazi, sawubona«, verstand Anita noch, aber das war auch schon alles. Die Unterhaltung wurde in leisem Zulu geführt. Nur einmal meinte sie, dass de Villiers Lias Farm erwähnte, aber Zulu war für sie so fremdartig, dass sie die einzelnen Worte akustisch nicht trennen konnte. Da war es mehr als wahrscheinlich, dass sie sich getäuscht hatte. Der Hausherr beendete den Anruf, steckte das Telefon weg und blickte sie bedauernd an.
»Mein Freund braucht mich. Ich muss unser Gespräch auf morgen verschieben. Oder gibt es etwas, was brandeilig ist?«
Anita bemerkte verblüfft, dass mit ihrem Gastgeber eine erstaunliche Wandlung vor sich ging. Hatte sie ihn vorher auf Mitte sechzig geschätzt, stand da jetzt ein Mann, der zehn Jahre jünger wirkte. Während sie sich noch Gedanken darüber machte,
beteuerte Dirk, dass es nichts gebe, was nicht ohne Weiteres bis morgen warten könne. Danach verabschiedeten sie sich rasch. De Villiers ging ins Haus und schloss die Tür hinter sich.
Kurz darauf rumpelten sie über die SchotterstraÃe davon. »Hast du auch gehört, mit wem er telefoniert hat?«,sagte Anita.
»Ja, Vilikazi. Es wäre ungewöhnlich, wenn de Villiers und er sich nicht kennen würden. Beide haben ihr ganzes Leben hier verbracht.«
Anita nickte abwesend. »Ich könnte schwören, dass er Lias Farm erwähnt hat â¦Â«
Nach kurzem Nachdenken zuckte Dirk mit den Schultern. »Das habe ich nicht mitbekommen. Zulu ist für mich nur ein Klangbrei. Einzelne Worte kann ich nicht rauspicken.« Er streifte sie mit einem schnellen Seitenblick. »Und was machen wir nun mit unserem angebrochenen Tag? Soll ich dir die Gegend zeigen? Wir könnten ans Meer fahren. Der Indische Ozean ist wirklich von beeindruckender Wildheit. Hast du einen Bikini mit?«
»Habe ich nicht, der ist im Bungalow. Aber ein Ausflug ans Meer wäre sehr
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