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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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der Universität studieren, wenn sie wollte. Aber das will sie nicht, nicht wahr, mein Mohrenpüppchen?«
    Anita sah die junge Zulu überrascht an. »Warum denn das nicht?«

    Die Antwort war eindeutig und wurde mit einem eloquenten Schulterzucken serviert. »Es gibt keine ordentlichen Jobs hier in der Gegend, und Nappy zahlt gut. Ich kann meiner Mutter jeden Monat so viel Geld geben, dass sie ihr Rheuma behandeln lassen kann und dass meine kleinen Brüder in die Schule gehen können, statt Kühe hüten zu müssen. Deshalb ertrage ich ihn.« Der Besen schwang in Richtung ihres Arbeitgebers, ein vergnügtes Grinsen begleitete die Geste.
    Während Anita das noch verdauen musste, ließ Dirk seinen Blick mit unverhohlener Neugier zwischen de Villiers und Chrissie hin und her schnellen. »Und Sie sind Wirtschafterin bei Mr. de Villiers?«, fragte er mit harmlos wirkendem Gesichtsausdruck.
    Chrissie sah ihn ausdruckslos an und lächelte dann mit leiser Ironie. »Wenn Sie damit fragen wollen, ob Nappy und ich wie Mann und Frau zusammenleben, dann geht die Antwort Sie nichts an.«
    Dirk hatte den Anstand, mit offensichtlicher Verlegenheit eine Entschuldigung zu murmeln.
    Anita kicherte. »Man merkt die Absicht und ist verstimmt«, flüsterte sie. »Das war ziemlich blöd.«
    Nappy de Villiers zog seine buschigen Brauen zusammen, dass sie sich über seiner Nasenwurzel trafen, und fuchtelte mit seiner Pfeife herum. »Was glauben Sie, weswegen ich mich über diesen Boy so aufrege, he?« Er sah Chrissie an. »Dieser Pavian streicht schon wieder ums Haus. Ich will ihn hier nicht sehen, hörst du …?«
    Â»Du sollst nicht Boy und nicht Pavian sagen, Fischbauch«, fuhr ihn Chrissie an.
    Â»Ich sag, was ich will. Boy! Pavian! Wirf ihn raus, wenn er wiederkommt, oder noch besser, sag mir Bescheid, dann brenn ich ihm mit dem Gewehr eins auf den Pelz!«
    Chrissie knickste. »Ja, Baas, sofort, Baas. Soll ich die Nilpferdpeitsche
holen, Baas?« Ihr Spott war unüberhörbar. »Du benimmst dich schon wieder wie ein richtiger Scheißbure.«
    Â»Das kommt daher, mein Mohrenpüppchen, dass ich ein Scheißbure bin. Das weißt du doch.« Er grinste. »Könntest du uns bitte Tee machen und einige deiner konkurrenzlos leckeren Cookies dazulegen?«
    Â»Ha!«, machte Chrissie, konnte aber ein geschmeicheltes Lächeln nicht unterdrücken. »Tee in zehn Minuten.« Sie begab sich, den Besen schlenkernd und provokativ ihre Hüften schwingend, zurück ins Haus.
    Anita schwieg. Sie verspürte eine gewisse Verlegenheit, wie immer, wenn Paare in ihrer Gegenwart die Tür zu ihrem Intimbereich einen Spalt öffneten. Dirk beugte sich abrupt vor, und sie streifte ihn mit einem Blick. Die blanke Neugier stand ihm deutlich ins Gesicht. Vermutlich sabberte seine Reporterseele geradezu, mehr über den Schlangenfänger, das Mohrenpüppchen und allgemein über Leon de Villiers zu erfahren. Ihr ging es nicht anders.
    Der Hausherr war währenddessen damit beschäftigt, heftig in seiner Pfeife zu stochern, um die Glut wieder anzufachen. Schließlich gelang es ihm, und er nahm die wieder Rauchwolken produzierende Pfeife aus dem Mund. »Meine Ahnin Lulinda war im Übrigen die Schwester von Lulamani«, sagte er. »Der ersten Frau von Stefan Steinach, Jills Vorfahr …«
    Dirk sah hoch. »Dann sind Sie mit Jill Rogge verwandt?«
    Â»Nein, haarscharf dran vorbeigeschlittert. Lulamani und Stefan waren nicht lange genug verheiratet, als dass sie hätten Kinder bekommen können. Kurz nach der Hochzeit wurde sie hingerichtet …«
    Â»Hingerichtet?« Anita schüttelte sich voller Entsetzen. »Warum? Hat sie jemanden umgebracht?«
    Paffend schüttelte der Hausherr den Kopf. »Das nicht, nein«, quetschte er an der Pfeife vorbei. »Sie hat Stefan Steinach mit
einem seiner Zulu-Berater betrogen. Das Gesetz ihres Volkes verlangte diese Strafe für Ehebruch. Der Henker des Königs, ein hünenhafter Kerl von großer Grausamkeit namens Kikiza, brachte sie zur Strecke.«
    Â»Es war nicht der König, der den Hyänenmann auf sie gehetzt hat. Hast du das vergessen?« Chrissie war mit dem Teetablett aus der Küche gekommen und stellte es auf einem Tisch ab, der an der Hauswand stand. Sie füllte die Tassen und reichte sie herum.
    Â»Nein, habe ich nicht. Aber es tut

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