Jenseits von Timbuktu
schob den Teller weg. »Gibt es noch Kaffee?«
»Klar«, sagte Dirk nach einer spannungsgeladenen Pause. Er goss ihr ein und schob das Milchkännchen hinüber, wobei er sie nicht aus den Augen lieÃ.
Die Ellenbogen aufgestützt, nahm sie die Tasse in beide Hände und starrte lange auf die Milchblasen, die auf der Oberfläche schwammen. »Es hat nichts mit dir zu tun«, flüsterte sie schlieÃlich. »Ich kann einfach nicht darüber reden.«
»Ich weiÃ. Aber ich bin da, wenn du mich brauchst.« Der weiche Blick, der ihn daraufhin streifte, das flüchtige Lächeln, das ihre Mundwinkel kräuselte, verursachten ihm zu seiner Verwirrung plötzliches Herzklopfen und einen papiertrockenen Mund. Um die überraschende Reaktion zu überspielen, fragte er, ob sie ihn zu Nappy de Villiers begleiten würde. »Oder hast du heute etwas anderes vor?«
»Okay. Aber ich wollte die Abendsafari mitmachen. Es soll sehr aufregend sein. Mitten in der Nacht von einer Elefantenherde umringt zu werden, auf ein Rudel Löwen zu stoÃen, die noch kein Abendessen gehabt haben â so etwas in der Art. Bis dahin müssen wir zurück sein. Komm doch mit.«
Nachdem er ihr versichert hatte, dass es nichts gebe, was er lieber tue â was er auch getan hätte, hätte sie ihn zum Latrinensäubern oder zu einem Kampf gegen eine Kobra aufgefordert â, fragte er, ob sie sich schon Gedanken über eine Fortsetzung zu ihrem Buch gemacht habe.
Mit einer gequälten Grimasse hob sie beide Hände. »Ganz schlechtes Thema. Den Abgabetermin habe ich längst, den Vorschuss auch, was fehlt, sind schlicht nur noch etwa sechshundert Seiten Handlung. Ich will nicht darüber reden.«
Dirk spielte mit dem Salzfass, rollte es zwischen den Fingern hin und her und überlegte, ob er sie mit der Nase daraufstoÃen
sollte, dass sie nur aufzuschreiben brauchte, was zwischen ihr und Cordelia ablief. Er dachte nach, das Salzfass rotierte. SchlieÃlich setzte er es mit einem leisen Knall auf dem Tisch ab. Die Geschichte war einfach zu gut. Ganz vorsichtig würde er sich am äuÃeren Rand des Themas entlangtasten.
»Ich finde es immer noch unglaublich, dass es eure alte Farm Timbuktu wirklich gibt«, begann er behutsam. »Hast du damit gerechnet, es zu finden? Und dann so schnell?«
Wortlos schüttelte sie den Kopf. Er wartete eine Weile, aber es kam keinerlei Kommentar.
»Wie ist das eigentlich rechtlich: Gehört dir auch ein Teil davon?«
Wieder war die Antwort ein wortloses Kopfschütteln. Das Salzfass kam erneut zum Einsatz, wirbelte zwischen seinen Fingern. Er versuchte es aus einer anderen Richtung. Mit Flavio hatte er zwar über die Möglichkeit einer Forsetzung des Films gesprochen, aber natürlich noch nichts von der eigentlichen Geschichte verraten. Das war Anitas Sache. Und Cordelias. Das Salzfass kullerte über die Tischplatte. Kurz vor dem Rand fing er es ein.
»Flavio wird vor Aufregung Herzstolpern bekommen, wenn er hört, dass du auÃer der Farm auch noch eine verschollene Schwester gefunden hast â¦Â«
Sie blinzelte ihn an. »Dann werde ich ihm das ersparen und es nicht erzählen.« Mit beiden Handflächen schlug sie auf den Tisch. »Hör auf, mich zu nerven. Ich werde die Geschichte von Cordelia und Maurice auf keinen Fall als Fortsetzung verwursten, wenn du darauf hinauswillst.«
Mit keinem Lidzucken verriet er, dass sie ihn durchschaut hatte. »Hast du sie denn gefragt? Vielleicht würde sie für eine bestimmte Summe Geld gern ihre Zustimmung geben. Timbuktu wirkt ein bisschenâ¦Â« Er zögerte und suchte nach unverfänglichen Begriffen. »Man bekommt den Eindruck, dass die Besitzer
nicht ausreichend Geld für den Unterhalt haben. Du könntest sie am Buch beteiligen.«
»Halt dich da raus, hörst du?«, fuhr sie ihn an. »Wage ja nicht, mit meiner Schwester darüber zu reden! Oder mit Maurice.« Sie sprühte vor Zorn.
Am liebsten hätte er sie geküsst, zog aber sofort ein betretenes Gesicht und machte einen Rückzieher. »Okay, okay. Beruhige dich. Es war nur so eine Idee von mir für dein nächstes Buch.« Und eine, die er sicherlich nicht aufgeben würde. Er würde warten. Darin war er gut. Der Abgabetermin des Verlags war dabei ein perfekter Verbündeter. Sie war eine gute Schriftstellerin, und er hatte nicht vor, ihr
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