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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Delfin schien sie angestrengt zu haben, auf jeden Fall war sie schrecklich müde. Dirk hielt sie kurz zurück.
    Â»Wollen wir morgen etwas zusammen unternehmen?«, fragte er hoffnungsfroh.
    Anita schüttelte den Kopf. »Ich bin mit Cordelia verabredet. Gleich nach dem Frühstück, und es könnte sein, dass ich den ganzen Tag dort bleibe. Aber ich melde mich, wenn ich zurück bin. Versprochen.« Sie legte ihre Hand auf seine und sah ihm in die Augen. »Und … danke«, flüsterte sie. »Das war sehr mutig.« Impulsiv beugte sie sich herunter und küsste ihn. Auf die Wange.
    Dirk, der sonst sofort schlief, wenn er das Kissen berührte, lag nach einer Stunde immer noch hellwach im Bett. Er stand auf, öffnete die Verandatür, zog einen Sessel heran und warf sich hinein. Bis in die frühen Morgenstunden saß er dort und starrte hinaus in die silbrig graue Regenwelt, atmete die regenfeuchte Nachtluft und wusste mit absoluter Sicherheit, dass sein Leben sich unwiderruflich geändert hatte. Als wäre er aus einem engen Kokon geschlüpft und würde in den goldenen Sommerhimmel fliegen. So wunderbar würde es von nun an sein, sein Leben.
    Als er endlich einschlief, lag ein Lächeln auf seinem Gesicht.

15
    A m nächsten Morgen war Anita gerade auf dem Weg zum Parkplatz, um allein zu Cordelia zu fahren, als ihr Kira mit einem Rucksack auf dem Rücken, dem strampelnden Jetlag unter einem Arm und ihrem Kopfkissen unter dem anderen vom Privathaus der Rogges entgegenkam. In ihrem hellblau-weiß gestreiften, ärmellosen Oberteil, das locker über ihre engen Bermudas hing, sah sie zum Anbeißen niedlich aus.
    Â»Hallo, Kira. Du siehst aber schick aus. Willst du verreisen?«
    Â»Hi, Anita«, grüßte die Kleine. »Ich besuche heute Lucy. Ist das nicht toll? Sie ist meine beste Freundin. Ihre Eltern haben einen Haufen Obstbäume, nicht nur langweiligen Busch wie wir. Guaven und Papaya und so. Und supersüße Ananas. Mami fährt mich hin, und mein blöder Bodyguard kommt nicht mit.«
    Vom Hahn behindert, fummelte sie umständlich in der Tasche ihrer Hose herum. Schließlich fischte sie einen fast geschmolzenen Schokoriegel heraus, riss die Verpackung mit den Zähnen auf und biss hinein. Jetlag pickte nach der Süßigkeit und kollerte dann empört vor sich hin, weil Kira sie ihm vorm Schnabel wegzog. »Hühner fressen keine Schokolade, also sei ruhig, du dummes Vieh!«, sagte sie mit vollem Mund.
    Â»Wirst du Jetlag mit zu deiner Freundin nehmen?«, fragte Anita.
    Kira schüttelte immer noch kauend den Kopf. »Der bleibt bei Luca, weil der krank ist.«
    Anita konnte sich kaum ein Lachen verbeißen. Kira hatte offenbar auf ganzer Front gegen ihre Eltern gewonnen. »Viel Spaß
bei Lucy! Stell nicht zu viel Unsinn an, sonst machst du deinen Eltern Kummer.«
    Â»Ach wo, das sind die gewohnt.« Kira grinste schokoladenverschmiert und drückte ihrem Vater, der ihr vom Haus gefolgt war, Jetlag in die Arme. »Luca passt auf Jetlag auf«, informierte sie ihn und hüpfte davon.
    Anita winkte Nils zu, der mit dem strampelnden Hahn unter dem Arm ein wenig hilflos grinsend seiner Tochter nachsah, und ging zu ihrem Wagen. Dort stieg sie auf einen der umliegenden Felsen, stellte sich auf die Zehenspitzen und suchte die Nummer auf dem Autodach, von der Jonas gesprochen hatte. Und tatsächlich! 102 war da in riesigen weißen Ziffern aufgemalt. Sie stellte sich vor, wie ein Hubschrauber im Tiefflug übers Land strich und Ausschau nach dem Auto mit dieser Nummer hielt. Ob irgendjemand daran gedacht hatte, dass ein Entführer, der einigermaßen auf Zack war, nichts weiter zu tun brauchte, als die Nummer zu überpinseln, um das Auto unauffindbar zu machen?
    Kopfschüttelnd stieg sie ein, stellte die Klimaanlage an, betätigte die Zentralverriegelung und fuhr los. Dass sie dabei versehentlich den Fensterheber berührte und das Fenster sich etwa zwei Zentimeter öffnete, entging ihr.
    Kurz vor dem Tor stand mitten auf der schmalen Straße ein Nashornkalb und erleichterte sich. Anita bremste und schaltete den Motor ab. Gebannt beobachtete sie die gepanzerte Miniausgabe eines Nashorns.
    Kotballen von Pampelmusengröße kullerten über den Asphalt, das Kalb zwirbelte die Ohren und schnaufte, worauf sich die Böschung unmittelbar neben Anitas Wagen in Bewegung setzte, sich als massive graue

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