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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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machen sollen und ein wenig zartes Fleisch. Außerdem brauchen wir Milch und Brot, und lass alles zu meinem Haus bringen.«
    Mark vollführte eine militärische Kehrtwendung und eilte zur Küche, während Jill Kamali ihre Hand hinstreckte. Mit einem herzerweichend vertrauensvollen Augenaufschlag legte die Kleine ihre hinein und trippelte neben ihr her.
    Â»Ich schau mal nach Luca, ich glaube, ich habe ihn weinen hören«, flüsterte Nils, als sie das Haus betraten, und ging den Gang zu den Schlafzimmern der Kinder hinunter.

    Kamali zeigte deutliche Angst vor Dirk, und er blieb in der Tür des Hauses stehen. »Es ist wohl besser, dass ich nicht mit hineinkomme, damit die Kleine sich beruhigen kann. Viel Glück. Hoffentlich kann sie dir mit Kira weiterhelfen.«
    Â»Hoffentlich. Wir werden morgen kurz vor Sonnenaufgang mit allen Leuten, die wir mobilisieren können, Inqaba durchkämmen. Drück uns die Daumen!«
    Dirk lehnte sich schnell vor und küsste sie auf die Wange. »Worauf du dich verlassen kannst! Ich bin da, wenn ihr mich braucht.«
    Â»Danke«, flüsterte sie und wandte sich wieder Kamali zu. »Möchtest du dich waschen, Kamali? Ja, dann zeige ich dir etwas Schönes.« Sie nahm die Kleine an der Hand und führte sie ins Kinderbadezimmer. Nachdem sie herausgefunden hatte, dass Kamali lieber in die Badewanne als unter die Dusche gehen wollte, ließ sie lauwarmes Wasser in die Wanne ein und fügte einen großzügigen Schuss Schaumbad mit Orangenduft hinzu.
    Minuten später schaute nur noch das braune Gesicht Kamalis mit den riesigen Kirschaugen aus dem weißen Schaum heraus. Sie kicherte aufgeregt, ließ sich willig von Jill abseifen und hinterher in ein weiches weißes Handtuch wickeln. Kleine feuchte Fußabdrücke hinterlassend, lief sie ins Gästezimmer und setzte sich aufs Bett. Jill hatte ein kurzes Nachthemd von Kira herausgesucht, in Rosa, und Kamali ließ es sich überziehen.
    Als kurz darauf Thabali mit dem Essen erschien und mit ihr scherzte, begann die Kleine vollends aufzutauen.
    Â»Wo kommst du her?«, fragte Jill.
    Â»Hwali«, wisperte Kamali und schlug die Augen nieder.
    Jill kannte die Gegend. Hwali lag irgendwo im Nichts in Simbabwe, war eigentlich nur eine Ansammlung von Hofstätten und Farmen in der Nähe des Flusses Thuli, der sich durch endloses, leeres Land wand, wo man schon morgens sehen konnte,
wer abends zu Besuch kommen würde. Eine Gegend von kargem Reiz. »Wo sind deine Eltern?«
    Zeitlupenlangsam hob Kamali die Schultern, antwortete aber nicht.
    Â»In Südafrika?«
    Stummes Nicken, abgewandter Blick, zitternde Finger. Jill hörte auf zu fragen. Fürs Erste hatte das Mädchen wahrlich genug mitgemacht, alles andere hatte Zeit bis später. Sie stöberte einen Plüschteddy auf, den Luca verstoßen hatte, und hielt ihn Kamali hin, die ihn mit einem so strahlenden Lächeln in den Arm nahm, dass es Jill das Herz umdrehte. Sie blieb bei der Kleinen, bis sie aufgegessen hatte, deckte sie anschließend mit einem dünnen Laken zu und gab ihr einen Gutenachtkuss. Das Kuscheltier im Arm, schaute Kamali sie aus riesigen Augen wortlos an.
    Â»Gute Nacht«, sagte Jill und schloss leise die Tür hinter sich.
    Endlich konnte sich Jill um Luca kümmern, dem es glücklicherweise etwas besser ging. Weil sie dringend Schlaf brauchten, um bei Morgengrauen wieder voll funktionsfähig zu sein, hatte Nils die Tochter von Thabili aus dem Bett geholt, damit sie bei Luca und Kamali wachte, die wegen des unaufhörlich rollenden Donners unruhig waren.
    Um Viertel nach zwölf fielen Jill und Nils endlich auch ins Bett. Jill schluckte eine halbe Schlaftablette, die ihr Jackie Harrison für den Notfall verschrieben hatte. Diese Pillen hatten den Vorteil, dass sie schnell einschlief, aber vier, fünf Stunden später wieder putzmunter ohne Kater aufwachte. Sie schmiegte sich an ihren Mann, legte ihren Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen.
    Das Gewitter tobte direkt über ihnen, und sie spürte die Unruhe, die Nils immer erfasste, wenn ein solches Unwetter niederging. Die Wucht und Frequenz der Entladungen war gigantisch. Ein Blitz nach dem anderen entlud sich in ohrenbetäubendem
Krachen, sie sprangen von Wolke zu Wolke, vielfach verästelt und oft mehrere auf einmal, zerhackten das Innere ihres Schlafzimmers in Stroboskopbilder. Ein Blitz, so blendend, dass

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