Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
Vom Netzwerk:
in der Hütte umgesehen, und auf einmal schien Leben in sie zu kommen. Sie starrte hinüber zu der winzigen, schwachen Lichtpfütze am Fuß der Wand.
    Â»Da ist eine Lücke«, flüsterte sie plötzlich aufgeregt. Eiligst kroch sie hinüber, schob die Grasmatten zur Seite und patschte mit der Hand in die Pfütze. »Hier hat’s durchgeregnet.« Sie beugte sich tief hinunter und bohrte mit den Fingern weiter den durchnässten Lehm aus den Fugen. »Matsch«, verkündete sie. »Der Stein fällt bald raus.«
    Sie rüttelte daran, und tatsächlich löste sich der Lehmziegel, die Lichtpfütze vergrößerte sich und wurde leuchtender. Kira lachte laut, schlug dann aber die Hand vor den Mund, und ihr Lachen wurde zu einem erstickten Glucksen.
    Anita folgte ihr und ließ ihre Finger über die Wand gleiten. Es war ein Loch, und sie konnte schon ihre Faust hindurchstecken, und der Stein war tatsächlich locker. Im Lauf der Nacht hatte der Regenfluss die Lehmziegel um das Loch offenbar zerfressen. Graues Licht fiel durch die Öffnung, die ihr jetzt deutlich größer erschien als zuvor. Sie vergegenwärtigte sich die Lage der Hütte und schätzte, dass das Loch direkt vor dem höchstens einen Meter entfernten Staketenzaun lag. Sollte es ihnen gelingen, es so weit zu vergrößern, dass sie dort hindurchkriechen konnten, würde niemand ihren Fluchtversuch beobachten können. Ihr Pulsschlag erhöhte sich.
    Â»Warte einen Moment«, flüsterte sie Kira zu. »Ich muss nachdenken.«

    Â»Das wird ganz leicht«, sagte Kira, »ich hau durchs Loch ab und renn dann hinüber zum Zaun …«
    Â»Und wie willst du dann durch den Zaun hindurchkommen?«
    Â»Easy. Der dumme Africa hat zu dünne Stöcker genommen, das hab ich gesehen, der Zaun hat viele Löcher. Da komm ich locker durch. Dann buddle ich ein Loch unter Inqabas Zaun, und schon bin ich zu Hause.« Sie strahlte Anita an. »Oder ich halt ein Auto an und frag, ob ich mal das Handy benutzen kann. Hier haben alle Handys.« Kira klang vor Aufregung leicht überdreht.
    Anita erschrak. »Das ist keine gute Idee. Zu gefährlich. Wie weit ist es überhaupt von hier aus zur Lodge? Ungefähr?« Im morgendlichen Zwielicht sah sie, wie Kira auf ihrem Daumen kaute.
    Â»Fast einen Tag. Glaub ich.«
    Einen Tag. Du lieber Gott! Anita hockte sich auf die Fersen, um zu überlegen. Lange drehte sie Kiras Vorschlag, sich allein nach Inqaba durchzuschlagen, hin und her. Konnte sie das verantworten? Draußen war das Mädchen Len Pienaar schutzlos ausgeliefert. Ihr kribbelte es den Rücken hinunter, als sie sich die Konsequenzen ausmalte, sollte Usathane Kira Rogge bei ihrem Fluchtversuch erwischen. Gleichzeitig war Kira wirklich ein ganz außergewöhnliches Mädchen. Mutig, erfindungsreich, sie sprach fließend Zulu und kannte sich in der Gegend bestens aus.
    Hinter ihr raschelte das Rinderfell. Sie fuhr erschrocken herum, erwartete schon, Pienaar zu sehen. Aber es war Naki, der offenbar klein und wendig genug war, um sich an allen Hindernissen vorbei in die Hütte zu zwängen. Seine tiefschwarzen Augen glitzerten aufgeregt. Er raunte etwas auf Zulu. Kira drehte sich um, und ihr Gesicht leuchtete auf.
    Â»Yebo«, flüsterte sie, während sie einen fingerdicken, schokoladenbraun glänzenden Tausendfüßler von ungefähr zwanzig Zentimeter Länge ohne jegliches Anzeichen von Furcht oder
Ekel mit spitzen Fingern von der Grasmatte hob und durch das Loch in die Freiheit beförderte.
    Anita schüttelte sich unwillkürlich. »Was hat Naki gesagt?« Sie schaute die beiden Kinder an. »Was habt ihr vor?« Obwohl sie nicht viel Erfahrung mit Kindern besaß, war ihr klar, dass Kira etwas im Schilde führte. »Frag ihn bitte, womit unser Eingang verschlossen wird. Ob es ein Felsen ist.«
    Kira übersetzte flüsternd. Nakis Antwort war länger und von lebhaften Gesten begleitet.
    Kira wandte sich an Anita. »Kein Felsen. Eine Kiste mit Kürbissen. Tiki hatte nichts anderes, sie wusste ja nicht, dass der Schweinekerl uns hier einsperren würde.«
    Anita setzte an, aus Kira herauszulocken, was sie mit Naki ausgeheckt hatte, aber sie kam nicht dazu. Die Kürbiskiste wurde weggeschoben, und Tiki erschien gebückt mit den zwei Blechtellern.
    Â»Phuthu«, sagte sie und hielt Anita einen der Teller hin.
    Sie nahm

Weitere Kostenlose Bücher