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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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sich. »Morgen früh gehe ich zum Polizeirevier und erstatte Vermisstenanzeige.«
    Nils zog eine zweifelnde Grimasse. »Anita durch die Polizei suchen zu lassen, obwohl sie nur eine Nacht nicht in ihrem Bungalow hier geschlafen hat und du sie nicht auf dem Handy erreichen kannst, finde ich verfrüht. Außerdem glaube ich nicht, dass du viel Erfolg haben wirst. Unsere Polizei ist total überlastet, um nicht zu sagen, total überfordert. Sie werden dich fragen, ob du mit ihr verwandt bist, und darauf hinweisen, dass sie volljährig ist und sich bei niemandem abmelden muss. Wenn du sehr viel Glück hast, legen sie eine Akte an.«
    Dirk hörte auf, in seinem Salat zu stochern, und sah seinen Freund an. »Und was schlägst du vor?«
    Nils’ Antwort war ein hilfloses Schulterzucken. »Was ist, wenn sie einfach irgendwohin gefahren ist, zum St.-Lucia-See zum Beispiel oder nach Umhlanga Rocks? Vielleicht hat sie da für einen Tag ein Hotelzimmer gebucht und amüsiert sich gerade in einer Bar.«
    Dirk schüttelte sehr entschieden den Kopf. »Glaub ich nicht. Nicht Anita.«

    Â»Woher weißt du, dass sie hier nicht noch jemanden kennt, den sie gerade besucht?«, fragte Jill und sah ihm fest in die Augen.
    Mit gequältem Ausdruck starrte Dirk auf seinen Teller. »Natürlich ist die Möglichkeit, dass sie hier andere Kontakt hat, nicht von der Hand zu weisen, aber …« Er brach ab und wirkte, als sei ihm plötzlich übel gewordenn.
    Â»Und wenn sie das hat und du ihr die Polizei auf den Hals hetzt, wird sie darüber nicht gerade erfreut sein, um das mal gepflegt auszudrücken«, sagte Jill. »Ich würde schätzen, dass du dann alle Chancen bei ihr verspielt hast«, setzte sie mit einem winzigen Lächeln hinzu.
    Dirk erwiderte das Lächeln nicht, sondern schob frustriert seinen Teller weg. »Gut, ich warte noch den morgigen Tag ab. Wenn sie abends kein Lebenszeichen von sich gegeben hat, geh ich zur Polizei. Unwiderruflich. Und ich rufe alle Zeitungen der Region an.«
    Nils nickte, wollte etwas sagen, aber Jills Funkgerät erwachte plötzlich krächzend zum Leben. Sie nahm es auf. »Was ist, Mark?« Sie spielte mit ihrer Gabel, während sie Marks Stimme lauschte, die in abgehacktem Stakkato aus dem Gerät tönte.
    Â»Was?«, schrie sie plötzlich so laut, dass Nils und Dirk erschrocken zusammenzuckten. »Kamali? Wo?« Sie hatte die Gabel auf den Tisch geworfen und ihren Stuhl zurückgestoßen. »Okay, ich komme sofort.« Sie beendete das Gespräch. Aufgeregt wandte sie sich an Nils. »Mark sagt, dass die Wildererpatrouille offenbar Kamali gefunden hat. Sie wird gerade zur Lodge gebracht.«
    Â»Wer ist Kamali?«, fragte Dirk.
    Â»Komm mit, ich erklär’s dir unterwegs«, rief Nils. Er sprang auf, holte zwei Schirme aus dem Haus, und dann liefen sie zusammen seiner Frau nach, die eben durch den Regen über die Veranda sprintete.
    Mark kam vom Parkplatz hoch, als sie das Haupthaus erreichten.
In seinen Armen hielt er ein Mädchen, das sich, blanker Terror in ihren Augen, mit allen Kräften wehrte. »Ruhig, meine Kleine«, murmelte er, während er in einer Hand einen Schirm balancierte. »Ganz ruhig, wir tun dir nichts.« Das Mädchen schluchzte hemmungslos. Sie war schmutzig, spindeldürr und ihre Kleidung bestand nur aus einem verblichenen Fetzen, den sie sich wie eine Windel umgebunden hatte.
    Jill nahm Nils einen der Schirme ab. »Ihr beiden haltet euch im Hintergrund, die Kleine schlottert ja vor Angst«, befahl sie und ging langsam auf das Mädchen zu. Leise redete sie im Ndebele-Dialekt auf sie ein.
    Kamali schien ihn zu kennen, denn sie hörte sofort auf, sich gegen Marks Griff zu wehren, und richtete ihren Blick auf Jill, und als die begann, sie vorsichtig zu streicheln, zuckte sie nicht zurück. Wieder sprach Jill leise in ihrer Sprache zu ihr, bis Kamali langsam nickte.
    Â»Setz sie ab«, sagte sie zu Mark. »Ich nehme sie mit hinüber zum Haus.« Mark tat, was sie ihm gesagt hatte, und sie beugte sich zu dem Mädchen hinunter und fragte es etwas. Kamali antwortete ihr flüsternd und drängte sich dabei dicht an sie.
    Â»Sie hat Hunger«, sagte sie und schaute auf ihre Armbanduhr. »Es müsste noch jemand in der Küche sein«,. »Mark, laufe bitte hinüber und sag Bescheid, dass sie für Kamali Phutu und Gemüse

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