Jenseits von Timbuktu
Lulu, Kamalis Baby. Und das ist noch nicht alles. Sie sagt, dass er ein Dutzend Mädchen in seiner Gewalt hat.«
Die Wirkung auf Nils war, als hätte ihm jemand in den Magen geboxt. Er wurde grau im Gesicht. Sie spürte, wie er seine Muskeln anspannte, wie er alles tat, um sich zu beherrschen, wie ihn die Angst um ihre Tochter zu brechen drohte.
»Ich bring ihn um«, sagte er überraschend ruhig und klar. »Das verspreche ich dir. Wenn ich ihn erwische, bringe ich ihn um. Dann ist ein für alle Mal Ruhe.«
Nach und nach kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. »Wir haben nicht mehr viel Zeit«, sagte er leise. »Wir sollten uns aufteilen. Du fährst mit Musa, und ich fahre zu Lias Farm und setz mich auf Pienaars Spur. Dirk nehme ich mit. Der ist in Notsituationen wirklich sehr gut zu gebrauchen.«
Sie zögerte nur kurz. Nils hatte recht. Es war einfach vernünftig, sich zu trennen, nur machte es ihr zu schaffen, dass sie keinerlei Telefonverbindung zu ihm halten konnte. Das Telefon war in Zululand für sie so etwas wie ihre Nabelschnur, ihre Rettungsleine zueinander. »Nimm Zak mit, Wilson wird mich und Musa begleiten. Er muss halt mit in den Busch, das kann ich ihm nicht ersparen. Hoffentlich hat er keine Angst vor Schlangen oder so.«
»Nein, Maâm, habe ich nicht.« Der baumlange Schwarze war lautlos hinter sie getreten. Die Spiegelgläser reflektierten die Umgebung. »Und ich kenne mich im Busch aus.«
Nils streifte ihn mit einem überaus erleichterten Blick. »Ich werde dich in Abständen auf dem Handy anrufen, um zu sehen, ob die Verbindungen wieder stehen, okay?« Er nahm ihr Gesicht
zwischen seine Hände und schaute ihr in die Augen. »Wir schaffen es!«, sagte er leise. »Hörst du, du und ich, wir schaffen das.«
Und Len Pienaar landet hoffentlich in den ewigen Jagdgründen, setzte er schweigend hinzu. Sowie er irgendwo Handy-Empfang hatte, musste er Kontakt mit Vilikazi aufnehmen, um zu erfahren, ob er schon etwas unternommen hatte, und wenn ja, was. Obwohl sich in ihm starkes Unbehagen bei der Vorstellung manifestierte, zu welcher Methode der alte ANC-Kämpfer gegriffen hatte. Eigentlich wollte er sich vor dieser Kenntnis drücken, aber um Kiras und ihrer aller Sicherheit willen blieb ihm nichts anderes übrig, als zu hören, was Vilikazi zu sagen hatte. Sollte Pienaar auf irgendeine Weise etwas von der Jagd auf ihn mitbekommen haben und im Untergrund verschwunden sein, würde er seine Familie auÃer Landes bringen, schwor er sich. Ein verwundeter Büffel war am gefährlichsten, das war eine alte Buschweisheit. Tief drinnen hegte er die Hoffnung, dass Pienaar einfach zurück ins Gefängnis wandern würde, aber ihm war klar, dass er die Möglichkeit so gut wie vergessen konnte. Wer immer dem Kerl zur Freiheit verholfen hatte, würde auch jetzt seine schützende Hand über ihn halten. Mit Macht blockierte er vorerst jeden Gedanken daran, was dieser Mann, der seine Familie zu zerstören drohte, ihnen antun könnte.
»Heute Abend ist Kira wieder bei uns«, flüsterte er und küsste Jill lange und sehr zärtlich, bevor er sie freigab, und es war ihm egal, wer zusah. »Sei vorsichtig, Liebling. Wilson, du haftest mit deinem Leben für sie, hast du das verstanden?« Er blockierte auch den Gedanken, dass ihr Unternehmen völlig nutzlos sein könnte, weil seine Tochter vielleicht ganz woanders war â wo, wollte er sich nicht vorstellen.
»Klar, Boss. Keine Sorge.« Wilson grinste entspannt und rückte seine Pistole zurecht.
Jill stülpte ihren Buschhut auf den Kopf, hängte das Gewehr über die Schulter und prüfte noch einmal ihr Funkgerät, indem
sie Mark anfunkte. Nachdem sie ihn erreicht hatte, schaltete sie ihr Gerät wieder aus. »Okay, die Dinger funktionieren. Wir können los.«
»Soll ich nicht fahren, Maâm?«, fragte Wilson.
Sie überlegte kurz. »Wir wechseln uns ab. Erst fahre ich, später dann du. Musa sitzt auf dem Scoutsitz. Er ist ein hervorragender Scout und kennt die Gegend wie sein eigenes Haus. Und nenne mich Jill.« Sie winkte Nils noch einmal zu, lief zu ihrem Wagen und stieg auf den Fahrersitz.
»Okay, Jill.« Geschmeidig schwang sich Wilson auf den Beifahrersitz.
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Len Pienaar entdeckte Kiras Flucht etwa nach einer Stunde. Ganz zufällig. Er hatte zu viel Kaffee getrunken, was bei ihm
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