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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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schützen.
    Jill sah sie an, und langsam kroch ein Verdacht in ihr hoch. Herrgott, dachte sie, das kann doch nicht sein. Das kann ich das Kind doch nicht fragen. Aber sie brauchte es nicht, Kamali kam ihr zuvor.
    Â»Pienaar«, stieß die Kleine wieder hervor. »Lulu … ihr Vater …«
Sie warf sich ins Kissen, und ein Schluchzen lief durch sie hindurch, so harsch, so heftig, dass es den zierlichen Körper schier zu zerreißen drohte.
    Es dauerte, bis Jill die Worte in sich aufgenommen hatte, und erst nach und nach wurde ihr die Bedeutung wirklich klar. Sie nahm Kamali in die Arme, schon um zu verbergen, dass ihr nun selbst die Tränen aus den Augen strömten. Erst nach Minuten hatte sie sich so weit gefasst, dass sie Marina holen und ihr Kamali übergeben konnte. Glücklicherweise zeigte die Kleine sofort volles Zutrauen zu der Schauspielerin.
    Â»Ich bin so schnell wie möglich zurück, Marina. Wenn du mich brauchst, bitte Jonas, mich anzufunken. Und egal, was du benötigst, er wird es dir besorgen.«
    Doch bevor sie das Zimmer verlassen konnte, zupfte Kamali sie am Arm. Jill beugte sich zu ihr hinunter.
    Â»Da waren noch andere Mädchen«, wisperte ihr die Kleine ins Ohr. »Zwölf. Ich bin die älteste.«
    Stumm vor Entsetzen starrte Jill sie an. »Kira?« Es kostete sie ungeheure Kraft, den Namen ihrer Tochter zu sagen.
    Aber Kamali schüttelte den Kopf, ganz entschieden. »Cha«, sagte sie. »Nein.«
    Jill riss sich zusammen. »Ngiyabonga kakhulu, Kamali. Du bist ein sehr tapferes Mädchen. Ich komme nachher wieder.« Sie küsste die Kleine auf die Wange, nickte Marina zu und rannte dann hinunter zum Parkplatz. Im Laufen stopfte sie ihre Khaki-Bluse mit dem Inqaba -Logo auf dem Ärmel in die Shorts.
    Schon aus einiger Entfernung hörte sie, dass Nils und die Ranger testeten, ob ihre Funkgeräte funktionierten. Für eine Minute quakten alle sinnlose Satzfetzen wie »testing, testing« oder »hört ihr mich, hört ihr mich, roger und over und out« durcheinander. Etwas atemlos erreichte sie die Autos. Glücklicherweise stellte sich schnell heraus, dass es keine Probleme gab. Alle Geräte waren in bestem Zustand.

    Nils strich ihr kurz aufmunternd über die Wange, eine intime Berührung, die ihm ein Lächeln einbrachte, dann hob er die Hand, und alle verstummten. Zwischenzeitlich hatte er Jills Zeichnung auf dem Kopierer vervielfältigt und reichte sie jetzt jeweils dem Scout im Team, der den Fahrer danach dirigieren konnte.
    Â»Wir fahren wie immer zu zweit«, verkündete er und teilte die Partner ein, wie sie Jill notiert hatte. »Da ich kein erfahrener Ranger bin, fährt Musa mit Jill und mir.« Für ihren Wagen hatte Jill die Route eingeteilt, die am dichtesten an der westlichen Grenze entlangführte, eingeteilt.
    Â»Ich hab da so ein Bauchgefühl, dass wir sie dort am ehesten finden werden«, hatte sie gemurmelt. Er hatte hatte sofort zugestimmt.
    Sie wartete, bis er mit seiner kurzen Ansprache fertig war, und zog ihn dann zur Seite. Hastig berichtete sie ihm auf Deutsch, was sie von Kamali erfahren hatte. Aber plötzlich stockte sie, und jetzt erinnerte sie sich wieder an das, was ihrem Gedächtnis entfallen war: die Identität des Mannes neben dem Porschefahrer, auf dessen Kühlerhaube ein zähnefletschender Löwenkopf gemalt war und dem nachgesagt wurde, dass er illegal Frauen und Kinder aus dem Ausland ins Land brachte und zur Prostitution zwang.
    Es war Len Pienaar gewesen. Ohne irgendwelchen Zweifel, und deswegen war er ihr so bekannt vorgekommen. Jetzt ergab alles Sinn. Sarahs Worte hallten in ihrem Kopf wider. »Er stiehlt Kinder! Menschenhandel!« Ihr sackte das Blut in die Beine, ihre Hände wurden klamm.
    Nils sah sie an. »Was ist? Warum redest du nicht weiter? Du bist kreideweiß geworden.« Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Dir ist gerade etwas eingefallen, nicht? Was ist es, Honey?«
    Mit brüchiger Stimme beschrieb sie, was sie damals gesehen hatte, beschrieb den Mann mit dem Pferdeschwanz und dem
Diamanten im Ohr und den, der neben ihm gesessen hatte. »Es war Len Pienaar. Absolut sicher. Er war nur aus meinem Alltag herausgefallen, deswegen bin ich nicht gleich auf ihn gekommen. Sarah sagt, dass Pienaar seine Finger mit in dem Bordellgeschäft hat …« Sie musste trocken schlucken. »Und er war der Vater von

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