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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Anita es hier verloren hat. Die Frage ist nur, was sie hier zu suchen hatte.« Er drehte sich im Kreis und suchte die Gegend ab. »Ich kann nirgendwo ihr Auto entdecken.«
    Dirk war bereits dabei, den Draht, mit dem das Loch im Zaun geflickt worden war, wieder zu entflechten. Schließlich zog er ihn heraus, und die Lücke wurde sichtbar. Mit der Hand befühlte er das Gras darunter. »Hier ist eine Art Kuhle …«, er berührte ein paar weiße, textile Fasern, die sich am Draht verfangen hatte. Aufgeregt sah er zu seinem Freund hoch. »Anita besitzt ein weißes Top.«
    Nils hockte sich neben Dirk und zwirbelte eine Faser zwischen den Fingern. »Die müssen aber nicht von ihrem Oberteil stammen. Weiß ist eine ziemlich übliche Farbe …«
    Dirk hörte schon nicht mehr zu. Auf dem Rücken liegend, stieß er sich ächzend mit den Füßen unter dem scharfzackigen Draht hindurch. Auf der anderen Seite sprang er auf und sah sich um. Wenige Meter vor ihm schlängelte sich ein schmaler Pfad durch dichtes Gestrüpp. Nach links, da war er sich sicher, führte der Pfad zum Haus von Cordelia Carvalho. Es ergab keinen Sinn, dass Anita dort hingegangen war. Dazu hätte sie nicht unter dem Zaun hindurchzukriechen brauchen. Also beschloss er, nach rechts zu gehen. Er setzte sich in Bewegung.
    Â»Warte, wir kommen mit«, rief Nils. Er schloss den Wagen ab und hielt dann den Draht für Zak hoch, der für ihn anschließend das Gleiche tat. Gemeinsam rannten sie hinter Dirk her und holten ihn schnell ein. Schweigend marschierten sie hintereinander den engen Weg entlang. Irgendwann blieb Dirk, der voranging, stehen.
    Â»Da vorn ist eine Mauer. Mit Natodrahtrollen obendrauf. Es würde mich interessieren, was Cordelia dahinter aufbewahrt, was sie derartig sichern muss.«

    An der Mauer angekommen, standen sie vor einer verschlossenen Tür. Dirk rüttelte ein paarmal heftig daran, aber sie saß bombenfest. Er sah hoch und untersuchte die Drahtrollen mit den Augen. »Kein Elektrodraht. Aber da hochzukraxeln erscheint mir nicht praktisch. Der Draht hat sehr scharfe Widerhaken. Die zerfetzten uns den Pelz. Nils, hast du eine Brechstange oder so etwas im Auto?«
    Â»Klar. Zak?« Er warf dem Bodyguard den Autoschlüssel zu, der ihn geschickt auffing. »Hinten im Auto liegt ein Kuhfuß. Bitte hol ihn.«
    Zak schlängelte sich trotz seiner Muskelpakete erstaunlich agil unter dem Draht hindurch und kehrte innerhalb von Minuten mit dem Kuhfuß zurück. Nils trieb den flachen, gegabelten Kopf zwischen Rahmen und Tür, stemmte ein Bein gegen die Wand und ruckte mit aller Kraft. Seine Armmuskeln schwollen an, der Rahmen splitterte, die Tür knarzte, und dann sprang sie aus dem Schloss.
    Â»Voilà!«, sagte Nils und trat dagegen.
    Ein leerer Hof lag vor ihnen, und ein kurzer Blick in das kleine Gebäude gegenüber zeigte, dass auch dieses leer war.
    Â»Da sind Löwen«, rief Zak und zeigte auf das schwere Metallgitter, das am anderen Ende des Hofs in die Steinmauer eingelassen war. Er beugte sich vor. »Dahinten ist einer, dort, unter dem Busch. Ein Männchen, soweit ich sehen kann.«
    Nils und Dirk sahen flüchtig zu den Raubkatzen hinüber, richteten ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder auf den Hof. Ohne sich abzusprechen, verteilten sich die drei und suchten den kahlen Betonboden Zentimeter für Zentimeter ab. In einer Spalte im aufgebrochenen Beton leuchtete etwas Rotes. Nils bückte sich und zog eine zerrissene Kette aus korallenroten Samenkörnern hervor.
    Â»Kaffirboomsamen«, murmelte er.
    Â»Korallenbaumsamen heißt das heute«, korrigierte ihn Zak.

    Â»Meinetwegen«, sagte Nils mit abwesender Miene. »Könnte einem der Mädchen gehört haben.«
    Währenddessen wuchtete Dirk den Deckel von einer Art Abfallbehälter hoch, schaute hinein und verzog das Gesicht. »Herrgott, das stinkt bestialisch«, knurrte er und hielt sich ein Taschentuch vor die Nase. Anschließend öffnete er den Deckel so weit, dass die Sonne hineinschien und er den Boden erkennen konnte. Weit vornübergelehnt, spähte er hinunter, und was er sah, traf ihn wie ein Schlag in den Magen.
    Halb im Dreck vergraben, lag ein Schlüsselbund, an dessen Ring ein winziger Igel befestigt war. Einer mit glitzernden Strassaugen.

20
    N achdem der Lieferwagen mit seiner unglücklichen menschlichen Fracht

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