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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Ast, schob Dirk ein paar Blätter beiseite, um erkennen zu können, welche neue Bedrohung auf seine Anita zukam. Eine Hand schob sich auf Anitas Schulter. Es war eine männliche Hand, von der Größe her zu urteilen. Wer war dieser Kerl? Wo kam er her?
    Während er gebannt auf die Hand starrte, trat der Mann langsam ins flimmernde Scheinwerferlicht. Seine Haut war karamellbraun, und er trug ein Hawaiihemd in grellen Farben, das ihm offen über die Khakibermudas hing. In der rechten Hand hielt er eine große, bedrohlich aussehende Pistole. Dirk erkannte ihn sofort.
    Â»Maurice?«, krächzte Anita vernehmlich. »Herrgott, Maurice!«

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    M aurice. Der Name schwebte in der feuchten Nachtluft hinauf zu Dirk im Tambotibaum. Er war wie gelähmt. Was hatte dieser Idiot vor? Gib mir das Ding, hatte er gerufen, und damit wohl die Pistole gemeint, die Anita noch immer umklammerte. Die beiden standen sich in zwei, drei Metern Entfernung gegenüber. Von der Gestik her, schien Maurice auf Anita einzureden. Er war ihr Neffe und hatte seiner neuen Tante bisher offene Zuneigung entgegengebracht. Hatte sich das geändert? War er jetzt Freund oder Feind? Bedeutete er eine neue Gefahr für sie? Oder würde er sie in Sicherheit bringen? Seine Anita.
    Ohne weitere Zeit zu verschwenden, sprang Dirk mit einem Satz vom Baum und kam aber mit beiden Füßen gleichzeitig auf. Der Aufprall stauchte ihm zwar die Wirbelsäule, dass es knackte und setzte sich in seinem Kopf fort, hatte aber wohl keine weiteren Folgen. Zu seiner Erleichterung lag der Scheinwerfer noch da, wo er ihn hingeworfen hatte, der Panga allerdings war nirgends zu sehen. Er hob den Scheinwerfer auf, schaltete ihn an und rannte los. Hin und her zuckte der Lichtkegel durch die samtdunkle Schwärze, rauf und runter. Über den Weg, über Büsche und Bäume ließ er den Strahl kreisen. Aber nirgendwo blieb er hängen. Nirgendwo entdeckte er den Eingang. Seine Angst steigerte sich, bis ihm das Herz aus der Brust zu springen drohte. Hier musste es ein Tor geben, und er musste es finden.
    Er hackte die Zweige eines dornenbewehrten Buschs auseinander und schlüpfte durch die Lücke. Verbissen hieb und hackte er weiter, arbeitete sich vorwärts, bis er plötzlich vor einem meterhohen
Maschendraht stand. Keuchend blieb er stehen, um sich zu orientieren, und leuchtete den Zaun an. Die elektrischen Drähte auf der Innenseite blinkten täuschend harmlos im Scheinwerferlicht. Gleichzeitig nahm er ein hohes Sirren wahr, das ihm sagte, dass sie unter Strom standen. Rechts schien der Busch undurchdringlich zu sein. Der Eingang musste demnach mehr links liegen.
    Nach ein paar Schritten in diese Richtung entdeckte er, dass direkt vor dem Maschendraht ein schmaler Streifen gerodet worden war. Geduckt, den Lichtkegel direkt vor sich auf den Boden gerichtet, schlich er weiter, bis er eine meterhohe, sehr solide wirkende Bretterwand erreichte, die mit Holzpfählen verstärkt worden war. An dieser Wand entlang war auch der buschfreie Streifen breiter, was es ihm ermöglichte, wesentlich schneller vorwärtszukommen.
    Er rannte, strauchelte, rappelte sich auf und rannte weiter, vorbei an einem Wust von grauen, vertrockneten Dornengesträuch. Aber Sekunden später blieb er wie angewurzelt stehen und drehte sich wieder um. Was hatte Nappy zu Nils über die Tarnung des Zugangs zur Futterstelle gesagt? Er ging zurück, bis er vor dem grauen Reisiggewirr stand. War das der Eingang? Diente das Gestrüpp nur zur Tarnung? Für ihn wirkte es völlig natürlich. Laut Jill hatte das Land seit Wochen unter einer ungewöhnlichen Trockenheit gelitten. Überall waren Bäume und Büsche vertrocknet. Aber mit Nappys Worten im Ohr ließ er den Lichtstrahl Zentimeter für Zentimeter über die toten Büsche wandern. Und dann sah er es. Ein kurzes Aufblinken von Metall zwischen den Zweigen. Das Eingangstor!
    Ungeachtet der heimtückischen Dornen, griff er ins Gebüsch und biss die Zähne zusammen, als sich ein Stachel in seine Handfläche bohrte. Schnell stieß er dann auf Maschendraht, der mit einem Gitter aus kräftigem Metall verstärkt war. Ein Tor, ganz offensichtlich. Hoffentlich.

    Er legte den Scheinwerfer so auf den Boden, dass er hochleuchtete, und arbeitete sich ohne Rücksicht auf die riesigen Dornen vor. Als er das Tor erreichte, stellte er fest, dass es nicht vollständig verschlossen

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