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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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war. Er schob es so weit auf, dass er hindurchschlüpfen konnte, orientierte sich kurz und flog dann den sich trichterförmig verengenden Weg entlang, bis er nach einer scharfen Rechtsbiegung unvermittelt auf ein weiteres Tor stieß, und das war fest eingerastet. Er untersuchte das Schloss. Da es sich um eine Art Sicherheitsschloss handelte, würde er es aufstemmen müssen, aber womit? Er kam nicht weiter. Halb wahnsinnig vor Angst um Anita, rüttelte er mit aller Kraft daran, aber nichts rührte sich.
    Der Dornenstich in seiner Handfläche blutete stark, und er verfluchte, dass er sein Hemd weggeworfen hatte. Er presste den Daumen auf die Stelle und warf einen Blick nach oben. Die obere Kante des Tors war mit rasiermesserscharfem Natodraht gesichert, und das traf wohl auch auf den Zaun zu, der sich zu beiden Seiten erstreckte. Während er abwesend an seiner Wunde lutschte, wurde ihm klar, dass er das Hindernis unmöglich überwinden konnte, ohne sich die Haut in Streifen zu schneiden. Dann wäre er kampfunfähig. Außerdem verliefen auf der Innenseite des Zauns, unterhalb der Natodrahtrolle, die berühmten feinen Drähte. Ein Elektrozaun. Zusätzlich wurde der Vorplatz unter den Bambusmatten zum Hof hin von einer außerordentlich soliden Sicherheitstür verschlossen, die wie das Metalltor zum Löwengehege auf Schienen lief.
    Wo sich Anita befand. Anita und Maurice.
    Er hetzte den Weg zurück. Draußen rannte er links an der Bretterwand entlang in Richtung des Zauns, der den Hof einfasste. Ohne auf die Dornen zu achten, die ihm den Oberarm aufschlitzten, ohne auf die Warzenschweinlöcher zu achten, die wie Fallen unter einem Blätterteppich lauerten, brach er durch das Gebüsch. Nur auf den letzten Metern bemühte er sich, leiser
zu sein. Und dann hatte er es geschafft. Er stand unmittelbar am Zaun vor dem Hof, und er konnte Anita sehen. Deutlich. Wie gebannt schaute er hinüber, wagte aber nicht, sich bemerkbar zu machen, weil er nicht abschätzen konnte, was er damit auslösen würde. Ihm war ja nicht einmal klar, ob sich lediglich Anita, Maurice und Pienaar im Hof aufhielten.
    Wie im Fieber zitternd stand Anita vor dem Sohn ihrer Schwester, die Waffe baumelte vom Zeigefinger der rechten Hand, die sie Maurice entgegenstreckte. »Ich habe ihn getötet, ich habe ihn getötet«, flüsterte sie immer wieder. »Ich habe einen Menschen getötet, Maurice.« Und dann schrie sie plötzlich los. »Hast du das verstanden?«
    Maurice griff wortlos zu, entwand ihr die Pistole mit einem kräftigen Ruck, sicherte sie und steckte sie in seinen Gürtel. »Quatsch. Du hast ihn nicht getötet, der lebt noch. Der hat noch ganz andere Sachen überlebt. Der ist zäh, wie alles Ungeziefer.« Er holte aus und trat dem Buren mit dem Fuß in die Seite, der daraufhin laut aufstöhnte.
    Â»Siehst du?«, grinste Maurice. »Putzmunter ist er. Und wir müssen hier schleunigst raus.« Er fasste sie energisch am Oberarm und schob sie in Richtung Ausgang.
    Anita wehrte sich heftig gegen seinen Griff. Schließlich gelang es ihr, sich loszureißen. Sie beugte sich über Pienaar. »Wir können ihn doch nicht einfach hier liegen lassen. Er verliert unheimlich viel Blut. Wenigstens eine Art Druckverband müssen wir ihm anlegen, sonst verblutet er noch, und dann habe ich ihn doch …«
    Maurice riss sie hoch und schob sie vor sich her. »Raus hier, Anita, und zwar plötzlich, oder willst du gefressen werden?« Er zeigte auf den Löwen, der bereits das Maul durch die Streben stecken konnte. Seine Reißzähne schimmerten im Licht. »Noch zwei Sekunden, und der springt uns an die Gurgel. Nun komm schon!«

    Mit Gewalt zerrte er sie zum offen stehenden Sicherheitstor, ohne dabei die großen Katzen aus den Augen zu lassen. Kaum hatte er sie auf die andere Seite bugsiert und war ihr gefolgt, drückte er auf den Schalter, der den Schließmechanismus aktivierte. Das Tor fuhr zu, und das Schloss rastete mit einem metallischen Klick ein. Er rüttelte kräftig an den Streben. »Okay, das ist zu!«, rief er ihr zu.
    Hinter den dicken Metallstäben strichen die Löwen ruhelos auf und ab, warfen sich wütend knurrend gegen die Öffnung, dass das Tor erzitterte. Immer aufgeregter versuchten die Tiere, die Lücke zu vergrößern.
    Dirk hielt es nicht mehr aus. »Anita!«, brüllte er »Ich

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