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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Mund. »Jonas, bitte kommen.«
    Es knisterte, und gleich darauf ertönte Jonas’ tiefe Stimme. »Jill. Ich hätte dich auch gleich angefunkt. Wir haben Kira noch nicht gefunden. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    Jill griff blindlings nach Philani und hielt sich an ihm fest. »Ich komme«, keuchte sie. »Over and out.«

    Sie rannte los, stolperte über Geröll, trat in Löcher, knickte um, fiel hin, rappelte sich auf und rannte weiter, erreichte endlich das Auto und riss die Tür auf.
    Â»Philani, sag den anderen, sie sollen abbrechen und zum Haus kommen«, rief sie und ließ den Motor aufheulen. »Masinya. Sofort!« Die Reifen rutschten auf dem Geröll, der Wagen schleuderte, sie fing ihn ab und brauste davon.
    Im Rückspiegel sah sie Philanis besorgtes Gesicht. Sie fuhr viel zu schnell für ein Wildreservat, wo hinter jeder Biegung ein Nashorn oder ein Elefant den Weg versperren konnte, darüber war sie sich im Klaren. Und auch dass bei einem derartigen Zusammenprall meist Fahrzeug und Fahrer den Kürzeren zogen. Es hatte schon Tote gegeben. Aber heute war ihr das egal. Kira war verschwunden. Sie trat aufs Gas, und Philani verschwand in einer Staubwolke.
    Sie hatte Glück. Ohne Unfall erreichte sie Inqabas Parkplatz, bremste rutschend, sprang aus dem Auto und rannte wie gehetzt durch den grün schimmernden Blättertunnel über den gepflasterten Weg hinauf zum Haus.
    Es war Mittagszeit. Jonas, das sah sie sofort, saß nicht in der Rezeption, und ein Blick um die Hausecke zur Restaurantveranda zeigte ihr, dass die meisten Tische besetzt waren. Einige Gäste hatten sie bereits erspäht und winkten ihr zu. Sie setzte ein routiniertes Lächeln auf, grüßte in die Runde und signalisierte dann Thabili, ihrer Restaurant-Managerin. Die dralle Zulu, adrett in weißer Bluse mit weinroter Weste und gleichfarbigem Rock, schlängelte sich eilig zwischen den Tischen durch. Schon von Weitem war die Sorge auf ihrem runden Gesicht deutlich. Sie schüttelte leicht den Kopf.
    Jill traf es im Magen. Also war Kira noch nicht gefunden worden. »Wo ist Luca?«, fragte sie, ihr Ton rau vor Angst.
    Â»Ich habe Nelly gebeten, im Haus auf ihn aufzupassen. Diese Duduzile ist völlig nutzlos.« Thabili schnalzte verächtlich mit
der Zunge. »Duduzile! Welch ein dummer Name für eine Zulu. Sie ist rumgerannt und hat gejammert und die Gäste erschreckt.«
    Â»Und Kira?«, zwang sich Jill zu fragen, obwohl sie wusste, wie die Antwort lauten würde.
    Thabili sah sie traurig an. »Wir haben überall nach itshitshi yethu gesucht. Jeder hier. Es tut mir leid.«
    Jill ertrug diesen Schlag mit unbewegter Miene. In Panik zu geraten war ein Luxus, den sie sich ausgerechnet jetzt nicht erlauben konnte. Sie brauchte einen klaren Kopf. »Danke, Thabili«, sagte sie, drehte sich auf den Absätzen ihrer Buschstiefel um und lief zur Rezeption. Vielleicht war Jonas mittlerweile wieder anwesend.
    Er saß an seinem Arbeitsplatz hinter dem Tresen, hatte die Brille auf die Nasenspitze geschoben und sprach ins Funkgerät, während er mit der linken Hand seinen Computer bediente. Er warf ihr einen kurzen Blick zu.
    Â»Einen Moment«, las sie ihm von den Lippen ab und nickte, dass sie verstanden hatte, gleichzeitig stemmte sie sich gegen die heranrollende Angstwelle, bemühte sich, ihr rasendes Herz zu beruhigen.
    Â»Okay, sofort, hier auf dem Parkplatz«, sagte Jonas ins Funkgerät, dann legte er es auf den Schreibtisch und stand auf. »Ich habe alle zusammengetrommelt, die verfügbar sind. Wir versammeln uns innerhalb von fünfzehn Minuten unten auf dem Parkplatz.«
    Â»Danke, mein lieber Freund«, wisperte sie und berührte kurz seine Hand. »Wer begleitet heute Nachmittag die Touristen auf der Nachmittags- und Abendsafari?«
    Â»Jenny und Phumile.«
    Â»Gut.« Beide Frauen waren sehr fähige Ranger. Absolut vertrauenswürdig. »Sag ihnen, sie sollen die Augen offen halten!«
    Â»Das tun sie ohnehin. Jeder hier liebt Kira. Außerdem habe ich die Buschtrommel aktiviert und die Nachricht in alle umliegenden Dörfer geschickt.«

    Â»Haben die nicht alle Mobiltelefone?«
    Â»Nicht alle, und zu denen habe ich jemand aus meiner Familie geschickt.«
    Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Züge. Jonas’ Familie bildete ein Wurzelwerk, das in die hintersten Ecken von Zululand und

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