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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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die Straßen ab. Haltet immer wieder an, und ruft nach ihr. Hupt, ausnahmsweise mal, und meldet euch in regelmäßigen Abständen bei mir.«
    Â»Yebo, Mama«, schnarrte Ziko und rückte den Gürtel über seinem Bauch zurecht. Mark hob bestätigend den Daumen. Dann rannten die Ranger zum Wagen, was zeigte, welche Sorgen auch sie sich machten. Sonst bevorzugten sie in der Hitze bedächtigere Bewegungen.
    Â»Wartet, nehmt Wasser und etwas zu essen mit!« Thabilis Stimme.
    Jill wandte sich um. Thabili tauchte im Laufschritt aus dem sonnengesprenkelten Grün des Blättertunnels auf, gefolgt von vier Serviererinnen in dottergelben Uniformen, die zwei Kisten mit Wasserflaschen und Stapel von Lunchpaketen trugen. Auf Thabilis Geheiß verteilten sie alles unter den Rangern. Jeder bekam eine Flasche Wasser und ein Lunchpaket.
    Dankbar nahm Jill den Proviant entgegen. »Danke, Thabili. Daran habe ich in der Aufregung nicht gedacht. Du bist ein Engel.«
    Â»Eh«, bemerkte Thabili stirnrunzelnd. »Schwarze Engel habe
ich noch nicht gesehen. In den Büchern sind sie immer rosa.« Sie lächelte. »Ihr werdet sie finden, Jill, ich weiß es, ich habe mit meinen Ahnen geredet.« Sie berührte Jills Arm. »Sie werden über unsere Kleine wachen«, setzte sie leise auf Zulu hinzu.
    Â»Ngiyabonga kakhulu«, antwortete Jill rau. »Ich danke dir sehr.« Dann vergewisserte sie sich, dass genügend Funkgeräte vorhanden waren, teilte die verbliebenen Männer in Gruppen ein und hob anschließend die Hand. »Philani und ich fahren zusammen  – hambani!«, befahl sie.
    Â»Yebo«, murmelten die Männer im Chor und wandten sich ab.
    Jill wollte sich schon in Bewegung setzen, da fiel ihr etwas ein. Sie blieb abrupt stehen. »Himmel, ich habe Luca noch gar nicht gefragt, ob er vielleicht gesehen hat, wohin Kira gegangen ist. Wartet hier  – Mark und Ziko auch  –, ich bin gleich wieder zurück … Vielleicht wissen wir dann genauer, wo wir zu suchen haben«, rief sie, während sie schon mit ausgreifenden Schritten durch den Blättertunnel eilte.
    Vor dem Restaurant bog sie nach rechts zu ihrem Privathaus ab, rannte den Weg entlang, die Stufen hoch und über die Terrasse, die die gesamte Breite des Hauses einnahm. Sonnenflecken tanzten über rosa Bougainvilleakaskaden, von den schneeweißen Blütensternen der Amatunguluhecke unterhalb der Veranda schlug ihr intensiver Jasminduft entgegen. Auf dem tief heruntergezogenen Rieddach turnten zwei goldgelbe Webervögel und mühten sich, Halme herauszuziehen, um ihre tropfenförmigen Nester weben zu können.
    Für gewöhnlich wäre sie jetzt stehen geblieben, hätte den Vögeln zugesehen, hätte die Schönheit ihres Anwesens genossen, aber heute war sie blind für dieses Paradies. Ihre Schritte hallten wie Axtschläge auf den Holzbohlen der Terrasse. Die hohe Glastür, die in den Raum, den ihre Familie seit Generationen das Geschichtenzimmer nannte, führte, stand weit offen. Deckenhohe Bücherregale bedeckten die Wände, die Luft war mit dem süßen
Honigduft des gewachsten Holzbodens und dem dumpfen Geruch von alten Ledereinbänden geschwängert, Staub tanzte wie Goldflitter in den einfallenden Sonnenstrahlen. Es war ein wunderschönes Zimmer, eines, das für Jill seit ihrer Kindheit eine Zuflucht war. Jetzt aber hetzte sie hindurch und riss die Tür zum Gang auf.
    Â»Nelly, Luca, wo seid ihr?«
    Â»In der Küche, Mami!« Lucas helle Stimme kam aus der Tiefe des Hauses. Sekunden später folgte das leise Klatschen seiner nackten Füße auf dem Fliesenboden. In vollem Lauf kam er um die Ecke aus dem Anbau gefegt, in dem schon Jills Ururgroßmutter Catherine ihre Küche gehabt hatte, und warf sich ihr in die Arme. Nellys schwerfällige Tritte folgten ihm.
    Â»Luca, mein Kleiner!« Jill fing ihren Sohn auf und drückte ihn so fest, dass er empört quietschte. Er stemmte sich gegen ihre Brust, um sich aus ihrem Griff zu winden. Sie lockerte ihn, behielt Luca aber auf dem Arm und hob sein Kinn, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. Zärtlich strich sie ihm die hellblonde Tolle aus dem Gesicht.
    Â»Luca, Schatz, ich suche Kira. Weißt du, wo sie ist?« Sie hielt den Atem an, während sie auf seine Antwort wartete.
    Â»Klar«, sagte Luca und grinste mit seiner neuen Zahnlücke vorne

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