Jenseits von Timbuktu
über das Land und bis hinunter zum Wasserloch bot. Eine Herde zierlicher Impalas zog grasend an ihr vorbei. Mit einem unbewussten Seufzer stützte sie das Kinn auf die Hände und ergab sich dem Zauber Afrikas.
Kurze Zeit später strömten die Gäste, die an der Frühsafari teilgenommen hatten, vom Parkplatz auf die Restaurantveranda und machten sich sofort hungrig über das Buffet her. Lautstark unterhielt man sich in mehreren Sprachen über die Erlebnisse während der Safari. Dirk Konrad und Andy Kaminski erreichten als Letzte die Terrasse und setzten sich abseits an den Tisch, der am weitesten von den übrigen Gästen entfernt war.
»Die nächste Safarifahrt machen wir allein«, knurrte Dirk. »Diese Aufschneiderei, wer wie viel Löwen gesehen hat, wer den gröÃten Elefanten, und wer schon wo gewesen ist, und vor allen Dingen wie viel das Ganze dann gekostet hat, geht mir gründlich auf die Nerven.«
Andy grinste so breit, dass die Sommersprossen auf seiner sonnengeröteten weiÃen Haut tanzten. »Hast du gemerkt, wie die kleine Blonde mit dem roten Schmollmund dich angemacht hat? Von mir wollte sie wissen, wie viel Filme du schon gedreht hast und welche. Warum die immer glauben, dass du sie zum Film bringen kannst, ist mir schleierhaft. Mich macht niemand an.«
Dirk sah ihn amüsiert von der Seite an. »Und was hast du der Dame gesagt?«
Andy zog ein seliges Gesicht. »Dass sie unbedingt mit Flavio reden sollte. Dass er der Regisseur ist und ständig neue Stars sucht, besonders solche, die so hinreiÃend aussehen wie sie.«
Dirk prustete los. »Flavio wird dich massakrieren.«
»Das ist mir der Spaà wert.« Andy grinste. »Allein die Vorstellung, wie Flavio auf sie reagieren wird, und vor allen Dingen, wie sich La Muro dabei verhält, wird mir den Tag versüÃen. Die Blonde kann einem fast schon leidtun.«
Eine Kellnerin kam an den Tisch, zog einen Kuli aus ihrem Kraushaar und zückte einen Block. »Was sollâs sein? Kaffee oder Tee? Rühreier, Spiegeleier, gekochte Eier oder verlorene Eier?«, leierte sie herunter und warf dabei einen verlangenden Blick auf Philani, der eben in der Küche verschwand.
Nachdem Dirk und Andy Kaffee und Rühreier bestellt hatten, begaben sie sich zum Buffet. Dirk hatte von Nils gehört, dass das Buffet auf Inqaba für seine Vielfalt berühmt sei, und er musste ihm recht geben. Mit übervollen Tellern kehrten sie zu ihrem Tisch zurück. Erst jetzt entdeckte er Anita, die zwei Tische entfernt saà und ihn offensichtlich auch noch nicht bemerkt hatte. Unauffällig betrachtete er sie. Sie sah heute sensationell aus, wie er fand. Das Haar glänzte goldbraun, die sonnengebräunte Haut schimmerte, nur die Schatten unter ihren erstaunlichen Augen verrieten, dass sie noch ein bisschen angegriffen war.
Sie hatte ihr Kinn auf die Hände gestützt. An der rechten Hand trug sie einen breiten Ring aus mattem Gold, die wie hingestreut eingesetzten Diamanten schossen im Sonnenlicht Blitze. Nach der Art, wie sie ihn unbewusst streichelte, war es wohl der Ring von ihrem verunglückten Verlobten. Er schien locker zu sitzen, offenbar hatte sie in der letzten Zeit einiges abgenommen. Er setzte seinen Teller ab, ging zu ihr hinüber und grüÃte sie mit jenem Lächeln, das Andy Kaminski sein Raubtierlächeln nannte.
»Hallo, Anita. Willst du allein sein, oder bist du nur schüchtern?«
Anita schaute hoch, musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf und überlegte einige Zeit demonstrativ. »Allein sein«, sagte sie dann, ohne eine Miene zu verziehen.
Dirks Grinsen war schlagartig wie weggewischt. Andy Kaminski, der das Ganze offenbar mitbekommen hatte, lachte in sich hinein.
»Geschieht dir recht«, murmelte er grinsend. »Mal eine, die du nicht mit einem Fingerschnipsen kriegen kannst.« Die nackte Schadenfreude war ihm vom Gesicht abzulesen.
Dirk zögerte. Eine höchst ungewohnte Verlegenheit überfiel ihn. »Ich dachte nur ⦠du kennst hier offensichtlich niemanden â¦Â« Er brach verwirrt ab, ärgerte sich, dass er stotterte, ärgerte sich, dass er sich unbeholfen wie ein Bauerntölpel benahm. »Na, dann â¦Â«, sagte er und wollte wieder an seinen Tisch zurückkehren.
Anita sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Du könntest mich ja einfach fragen, ob ich mit euch essen möchte.« Ihre
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