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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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ist mitten in der Nacht!«
    Eine laute, nervtötend fröhliche Männerstimme antwortete ihr. »Hier ist Mark, ihr Ranger«, sang der Mann. »Ich bin gekommen,
um Sie zu unserer Frühsafari abzuholen. In einer Viertelstunde fahren wir los. Kaffee habe ich für Sie schon heiß gemacht. Kekse gibt es auch.«
    Sie schluckte ein saftiges Schimpfwort herunter. Kaffee. Um diese Uhrzeit! »Lassen Sie mich in Ruhe. Ich bin hundemüde.«
    Â»Aber morgens sieht man die meisten Tiere!«
    Â»Haben Sie ein Bett an Bord?«
    Sie hörte ihn herzlich lachen. »Nein, das nicht. Aber Getränke und gute Laune.«
    Anita verzog ihr Gesicht, weil das Gelache ihren Kopf fast zum Platzen brachte. »Dann müssen Sie ohne mich auskommen.«
    Â»Aber wir werden im Busch einen kleinen Imbiss einnehmen, mit Sekt und Häppchen  – zwischen all den Tieren! Ein tolles Abenteuer.«
    Vor ihrem inneren Auge sah sich Anita von Elefanten umringt und von hungrigen Löwen eingekesselt. »Fragt sich, wer dann den Imbiss einnimmt. Oder haben die Löwen um diese Uhrzeit schon gefrühstückt?«
    Als Antwort erreichte sie nur eine weitere Lachsalve. Sie zuckte zusammen. »Auf derartige Erlebnisse verzichte ich dankend. Auf Wiedersehen.«
    Nach ein paar vergeblichen Versuchen, ihr den Ausflug doch schmackhaft zu machen, verstummte der Ranger endlich. Aber weil sie nun schon einmal wach war, stellte Anita ihm noch eine Frage. »Vorhin haben mich drei riesige Vögel, die groß wie Truthähne waren, mit Schreien geweckt, die Tote hätten auferstehen lassen können. Wie heißen die?«
    Mark lachte wieder sein lautes Lachen. »Das sind Hadidahs, und ihr Name beschreibt ihren Ruf. Ha-ha-ha-di-dah. Es sind Ibisse. Hübsche Vögel, oder? Schimmern bunt wie eine Ölpfütze. Sie fliegen vorzugsweise kurz vor Sonnenaufgang laut trompetend herum, bis sie sich sicher sind, dass kein Lebewesen in ihrem Königreich mehr schläft. So möchte man zumindest meinen.
Gewöhnen Sie sich lieber daran. Unsere ansässigen Hadidahs sind gnadenlos.« Wieder lachte er laut und vergnügt, dann lief er die Treppe hinunter.
    Anita wankte zurück ins Bett. Seine Schritte entfernten sich, und kurz darauf herrschte himmlische Ruhe. Sie schlief wieder ein.
    Um halb acht schallte ein Trompetenstoß durch den Busch und erreichte Anita in ihren Träumen. Sie schnellte aus den Kissen hoch und starrte verwirrt um sich. Der Schlafraum war vom Sonnenlicht durchflutet. Von ihrem Kissen lief ihr Blick ungehindert über die dunklen Bohlen der Terrasse, über saftig grüne Büsche, die mit schneeweißen Sternenblüten übersät waren und aus denen der betörendste Duft zu ihr aufstieg, weiter über den Abhang hinunter zu der silbrig glänzenden Fläche des Wasserlochs. Der Himmel war kristallblau, die Schatten schon scharf.
    Langsam stieg sie aus dem Bett, lief über die kühlen Fliesen zur Terrassentür und öffnete sie. Am Fuß des Abhangs glitzerte die Ausbuchtung des Flusslaufs, die das Wasserloch bildete, daneben stand ein riesiger Elefant, der noch einmal durchdringend trompetete. Im flachen Uferbereich planschten zwei winzige Ebenbilder des Riesen herum.
    Sie lehnte sich über die Brüstung und schaute den Elefantenkälbern zu. Weicher, warmer Wind strich über ihr Gesicht, Schmetterlinge umgaukelten die duftenden Sternenblüten. Aus der Palme, deren Wedel über das andere Ende der Terrasse hingen, lugte das schelmische Gesicht eines winzigen Äffchens. Über allem pulsierte das hohe Zirpen der Zikaden.
    Es war so friedlich, so paradiesisch unschuldig, dass sie glaubte, in einer Traumwelt gelandet zu sein. Nach einem Moment schüttelte sie sich energisch. So etwas gab es nicht, nirgendwo auf der Welt. Irgendwo lauerte immer eine Schlange im Paradies, und meist war die dann giftig.
    Sie ging ins Haus, stellte sich unter die Dusche und drehte sie
auf kalt. Das Wasser kam allerdings fast warm heraus. Sie ließ es über sich hinwegrauschen, legte den Kopf zurück, damit es ihr nicht in die Augen lief.
    Ein Gecko lugte mit glänzend schwarzen Augen vom Holzbalken zu ihr heran. Als eine fette schwarze Fliege Zentimeter entfernt von ihm landete, wurde er unvermittelt abgelenkt. Der winzige Drache beäugte das Insekt regungslos, dann stieß er urplötzlich zu, packte es und verschlang es. Genussvoll leckte sich der Gecko

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