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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Schule zum Geburtstag bekamen.
    »Grau«, konnte ich sie beinahe sagen hören, »Grau ist genau Pierces Farbe.«
    »Steht dir«, meinte John nur, seine Stimme wieder polternd wie Donner. Er räusperte sich. »Ich musste sofort an ihn denken, als ich dich unten am Strand sah. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass du … nun ja, dass du tatsächlich du bist und dann auch noch mit mir kommen würdest.«
    Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon er redete. Vor dem weißen Stoff meines Kleides hatte der Diamant genau dieselbe Farbe wie der Himmel über Long Island an einem stürmischen Tag. Er erinnerte mich an den Blick von meinem Zimmerfenster zu Hause.
    »Kennst du dich ein bisschen mit farbigen Diamanten aus?«, fragte John.
    Immer noch sprachlos über das Geschenk, schüttelte ich den Kopf.
    John nickte und fuhr fort: »Es gibt sie in fast jeder Farbe, die man sich vorstellen kann: Rosa, Gelb, Rot, Grün, Schwarz, Grau. Aber sie sind sehr selten. Bläulichgraue, so wie dieser hier, sind die Begehrtesten von allen. Männer haben getötet wegen dieser Steine. Denn blaue Diamanten liegen so tief unter der Erde, dass man kaum an sie herankommt. Bis jetzt wurden überhaupt nur zwei oder drei gefunden, die auch nur annähernd so groß waren wie dieser hier.« Er griff noch einmal nach der Kette, hob sie etwas an und ließ den Diamanten vor meinen Augen baumeln.
    Ich wusste immer noch nicht, wie mir geschah. Ich konnte mich zwar erinnern, wie ich mir den Kopf angeschlagen und im Pool gegen das Ertrinken angekämpft hatte. Danach war ich irgendwann wieder aufgewacht und hatte mich in einer seltsamen Welt unter einem rosafarbenen Himmel aus Stein wiedergefunden, um schließlich einem Kerl wiederzubegegnen, den ich mit sieben das erste Mal gesehen hatte und der nicht nur tote Vögel wieder zum Leben erwecken konnte, sondern auch auf geheimnisvolle Weise Mädchen von einem Ort an einen anderen zaubern konnte. Aber das hier, wie er lässig jede Anstandsregel missachtete, sich mir bis auf wenige Zentimeter näherte und mich beinahe berührte, als wäre das sein gutes Recht, toppte alles, was bis dahin geschehen war.
    Wahrscheinlich sah er nicht mal, wie meine Wangen plötzlich rot wurden, denn er sprach einfach weiter, als wäre überhaupt nichts geschehen.
    Wusste er vielleicht gar nicht, dass hier etwas falschlief? Immerhin hatte er anscheinend nur Umgang mit Pferden, hünenhaften und am ganzen Körper tätowierten Aufsehern sowie siebenjährigen Mädchen.
    Trotzdem. Richtig war sein Verhalten deshalb noch lange nicht.
    »Ich habe gelesen, dass dieser Diamant ganz besondere Eigenschaften hat«, sagte er. »Er soll seinen Besitzer vor Bösem schützen und ihn sogar warnen, wenn es sich ihm nähert. Das ist eine ziemlich gute Sache, denn das Böse kommt oft in den unschuldigsten Verkleidungen daher. Manchmal stellt sich heraus, dass selbst die besten Freunde nichts Gutes für einen im Sinn haben. Und man selbst schöpft nie auch nur den geringsten Verdacht. Erst wenn es zu spät ist.«
    Die Bitterkeit, mit der er das sagte, schien auf eingehende persönliche Erfahrung auf diesem Gebiet hinzudeuten.
    »Jedenfalls kann ich mir niemanden vorstellen« – das wiederum sagte er in einem vollkommen anderen Tonfall, beinahe amüsiert sogar –, »der so ein Schutz- und Frühwarnsystem dringender brauchen könnte als du.«
    Ich hatte immer noch keine Ahnung, was er meinte. Nur eines war ganz deutlich: Der Stein, den er in seinen schwieligen Fingern hielt, hatte sich auf seltsame Weise verändert, während er sprach. Das Mitternachtsblau in seinem Inneren hatte sich in zartestes Grau verwandelt. In eine Farbe, wie ich sie nur von dem flauschigen Brustfell getigerter Kätzchen kannte.
    Mir ging das alles viel zu schnell. Ich war noch nicht mal mit einem Jungen im Kino gewesen. Ich war zwar bei den meisten von Hannahs Versuchen, das Interesse der Freunde ihres Bruders zu erregen, dabei gewesen – sie hatte mich mitgeschleift, könnte man sagen –, aber bei all den Unternehmungen war nie etwas herausgekommen. Und jetzt saß ich in der – Wohnung? – dieses unglaublich attraktiven Typen, der mir gerade eine Diamantenkette geschenkt hatte, und wusste nicht mal, wo meine Klamotten waren.
    Ich duckte mich unter seinem Arm hindurch und sprang von dem Stuhl auf. »Schön, John, vielen Dank für alles. Aber ich glaube, ich sollte jetzt lieber gehen. Meine Mutter macht sich bestimmt große Sorgen und sucht schon nach mir. Du weißt ja, wie

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