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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Mütter so sind. Wenn du mir also bitte sagen würdest, wie ich wieder nach Hause komme, damit ich von hier verschwinden kann …«
    Ein Teil von mir wusste, dass es sinnlos war. Aber ich musste es zumindest versuchen. Vielleicht gab es ja so eine Art Taxiservice. Mein Dad hatte immer gesagt, ich sollte einfach ein Taxi rufen, wenn ich irgendwo gestrandet war. Er würde die Fahrt bezahlen, selbst von New Jersey aus.
    »Dann hast du auch wieder Zeit«, beendete ich den Satz, »um dich um deine Firma, oder was immer das hier ist, zu kümmern.«
    Doch als ich sah, wie sein Gesichtsausdruck sich von leicht amüsiert zu todernst veränderte, verstummte ich. »Was?«, fragte ich schließlich, denn seine versteinerte Miene gefiel mir überhaupt nicht. »Was ist denn los?«
    »Es … es tut mir leid, Pierce«, erwiderte er. »Ich dachte, du wüsstest es.«
    Ich hörte, wie er mich daran erinnerte, dass ich gestürzt war und mir den Kopf angeschlagen hatte, dass ich in den Pool gefallen und darin ertrunken war, weshalb meine Kleidung so nass gewesen sei und …
    Tot . Vor allem das hörte ich. Ich war tot .
    Und das war auch der Zeitpunkt, ab dem ich nicht mehr zuhörte. Ich schätze, ein Teil von mir hatte es die ganze Zeit über gewusst. Aber zu hören, wie er das Wort aussprach – tot, ich war unweigerlich tot –, war ein absoluter Schock, schlimmer als alles andere. Schlimmer als der Schlag gegen meinen Kopf. Schlimmer als all das Wasser, das ich in meine Lunge gesaugt hatte. Schlimmer als auf dem Boden des Beckens zu liegen und zu wissen, dass mein Dad nicht rechtzeitig auftauchen würde, um mich zu retten. Schlimmer sogar als das Wissen, dass ich wegen eines Vogels gestorben war. Wegen eines Vogels! Ein Vogel, der nicht einmal verletzt gewesen war, sondern nur kurzzeitig gelähmt wegen der Kälte oder so, denn nachdem ich auf der Poolabdeckung gelandet war, war er sofort wieder aufgeflogen. Ich hatte es gesehen, während ich ertrank.
    Tot. Ich war tot.
    Vieles ergab plötzlich einen Sinn. Deshalb hatte also das Handy nicht funktioniert. Denn alle Netze waren tot, genauso wie wir.
    Mein ganzer Körper fühlte sich plötzlich wieder an wie steifgefroren. Als läge ich immer noch in dem eisig kalten Wasser des Pools. Ich war erst fünfzehn, erst vor ein paar Stunden hatte ich mich noch am Telefon mit Hannah verabredet. Wir hatten später in die Stadt gehen wollen, um uns einen Film anzusehen. Es war mir sogar gelungen, sie zu überreden, uns vor dem Kinobesuch von ihrer Mom noch mit dem Auto zum Reitstall, zu Mutprobe, fahren zu …
    Mom! Meine Mom wusste nicht mal, wo ich war. Ich musste es ihr unbedingt sagen.
    »Ich …« Mein Mund schien das Einzige zu sein, das nicht steifgefroren war.
    »Danke«, sagte ich zu John und unterbrach ihn damit in seinen Ausführungen. Worüber hatte er gerade gesprochen? Irgendwie sah er wieder nervös aus.
    »Vielen, vielen Dank für alles«, meinte ich weiter. »Aber ich muss jetzt wirklich los. Wiedersehen.« Ich drehte mich von ihm weg und ging auf die durchschimmernden Vorhänge und den dahinterliegenden Innenhof zu.
    John sprang dazwischen und versperrte mir den Weg. »Ich weiß, dass es ein ziemlicher Schock ist«, sagte er. »Aber so, wie du dir das denkst, funktioniert es leider nicht. Wenn du erst mal hier bist, kannst du nicht mehr weg.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber ich muss«, widersprach ich. »Ich muss meiner Mom sagen, dass mir nichts passiert ist. Außer, dass ich tot bin, vielleicht«, fügte ich hinzu. Ich war nicht ganz sicher, wie sie diesen Teil aufnehmen würde.
    »Deiner Mom geht es gut«, versprach er mir. Dann legte er mir die Hände auf die Schultern und schob mich zurück zu meinem Stuhl. »Wie ich schon sagte, du kannst hier nicht weg. Und ich denke, du solltest dich lieber wieder hinsetzen. Du stehst sicher unter Schock.«
    »Was meinst du damit, ich kann hier nicht weg?« Ich drehte mich um und schaute ihm direkt ins Gesicht. Plötzlich war all meine Unsicherheit wie weggeblasen. »Und was ist mit den Leuten unten am See?«, fragte ich. »Die fahren doch auch weg, oder etwa nicht?«
    John zuckte die Achseln. »In gewisser Weise. Ihrer Bestimmung entgegen.«
    »Und was soll das heißen?«, wollte ich weiter wissen.
    »Dorthin, wo sie ihre gerechte Belohnung erhalten werden«, antwortete er mit einer gewissen Bitterkeit in der Stimme.
    »Ist das der Ort, an den die Fähre sie bringt? Sollte ich nicht eigentlich auch auf dieser Fähre sein? Auf der, die

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