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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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hatte ihn auf einem der Mausoleen gesehen, als Mom und ich auf unserer kleinen Fahrradtour über die Insel über den Friedhof gefahren waren. Der Marmor war auf Hochglanz poliert gewesen, und im Gegensatz zu den Grabstätten rundherum stand das Mausoleum der Rectors auf seinem eigenen kleinen Stück Friedhofsgrund, durch einen Maschendrahtzaun von den anderen abgetrennt. Es hatte zwei Stockwerke, und die Namen der Verstorbenen waren in Schilder aus glänzendem Messing eingraviert. Die Rectors hatten sich für ihre verblichene Verwandtschaft wirklich mächtig ins Zeug gelegt.
    »Da scheint jemand zu viel Geld zu haben«, hatte ich angemerkt und mich nebenbei gewundert, warum der Diamant im V-Ausschnitt meines T-Shirts sich zu einem stürmischen Grau verfärbt hatte.
    »Ja«, hatte Mom in einem seltsamen Tonfall erwidert. »Das haben sie.«
    »Was ist denn los, Mom?« Ich hatte von meiner Halskette aufgeblickt und zu ihr hinübergeschaut. Ihr Gesicht war genauso weiß geworden wie das Sommerkleid, das sie trug. »Kennst du die Familie?«
    »Früher einmal«, hatte sie geistesabwesend geantwortet. »Vor langer Zeit.«
    Sie schien sich noch einmal kurz zu schütteln, dann war sie wieder in die Pedale getreten und hatte lächelnd gesagt: »Was fällt uns eigentlich ein, einen so wunderschönen Tag auf dem Friedhof zu verbringen? Lass uns irgendwo eine kühle Limonade trinken.«
    »Und deshalb«, ging Direktor Alvarez’ langweilige Ansprache weiter, »werden wir für dieses Schuljahr Maßnahmen ergreifen, die derlei Aktivitäten von vornherein verhindern. Denkt also daran: Die Polizei von Isla Huesos, unterstützt von den Mitarbeitern des landesweit anerkannten und preisgekrönten innovativen Neue-Wege-Programms, wird die nächsten Tage – und Nächte – in einem Großeinsatz unterwegs sein und Augen und Ohren offen halten …«
    Das war der Zeitpunkt, zu dem die Buhrufe anfingen. Ich erschrak dermaßen, dass ich beinahe von meinem Stuhl aufgesprungen wäre. Denn ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was da gerade vor sich ging. Eben war noch von Lagerfeuern und der Polizei und, aus welchem Grund auch immer, von den Mitarbeitern des Neue-Wege-Programms die Rede gewesen, und jetzt ging es um Aktivitäten, die von vornherein verhindert werden sollten?
    Noch nie hatte ich eine so aufgebrachte Menschenmenge erlebt. An meiner alten Schule hatte es so was einfach nicht gegeben … bis auf den Skandal vielleicht, den mein Versuch nach sich gezogen hatte, zu beweisen, dass meine ehemals beste Freundin wegen einer Affäre mit ihrem Basketball-Trainer Selbstmord begangen hatte.
    »Wir können nicht zulassen, dass irgendjemand zu Schaden kommt!«, brüllte Direktor Alvarez ins Mikrofon. »Ihr solltet wissen, dass all dies nur eurem Schutz dient! Ungesetzliches Verhalten, Vandalismus und Brandstiftung werden ab diesem Jahr nicht mehr toleriert und mit aller Härte bestraft. Jeder, der erwischt wird, wird sich sowohl vor Gericht als auch vor der Schuldirektion zu verantworten haben. Wir werden uns nicht scheuen, die Betreffenden wegen Sachbeschädigung und Brandstiftung anzuzeigen und, nicht zu vergessen, sie gegebenenfalls von der Schule aus …«
    Die Buhrufe wurden zu offenem Spott. Beleidigungen wurden durch den Saal gebrüllt, und diesmal nicht nur über Direktor Alvarez’ Mutter, sondern auch über seine Ehefrau – allerdings nicht alle auf Englisch, sodass ich nicht alle geschmacklosen Details mitbekam.
    Alex und Kayla hingegen sahen einfach nur gelangweilt aus. Oder zumindest Kayla, denn sie beschäftigte sich inzwischen wieder mit ihrer Facebook-Seite.
    Alex war eindeutig angewidert.
    Andererseits schien Alex die meiste Zeit über angewidert zu sein. Aber wer konnte ihm das schon zum Vorwurf machen? Das Leben hatte es nicht gerade gut gemeint mit ihm. Nicht nur, dass er bei Oma leben musste, sein Dad hatte auch noch die meiste Zeit seines Lebens im Gefängnis verbracht, und die gelegentlichen Besuche seiner Mutter erwähnte Alex nicht mal. Er hatte lediglich gesagt, dass es damit vorbei wäre. Jetzt, da sein Vater wieder aus dem Knast raus war, würde er alle weiteren Besuche unterbinden.
    Alex’ Mutter arbeitete für eine Internetseite, deren Inhalte nur Leute über achtzehn ansehen durften.
    Pass auf dich auf, sonst gehst du drauf .
    »Des Weiteren …«, fuhr Direktor Alvarez fort und hob seine Stimme, als könnte er sein Publikum mit erhöhter Lautstärke zum Zuhören zwingen. Seine Stirn glänzte bereits und, ja,

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