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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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»Aber …«
    »Was ist denn eigentlich los mit Ihnen?«, brauste ich auf. »Hören Sie den Donner da draußen nicht? Das ist auch er!«
    Mr. Smith schaute mich schweigend an. »Das Wetter kann er nun wirklich nicht kontrollieren.«
    »Okay«, meinte ich. Der Typ lebte eindeutig in einer Fantasiewelt. »Schön. Er kann es also nicht. Wie lange treibt er sich hier denn schon rum? War er während dieses schlimmen Hurrikans, von dem Sie erzählt haben, auch schon hier? Der, bei dem die Kette verschwunden ist?«
    Der Küster bekam große Augen. »Er ist ein Totengott, Miss Oliviera, kein Mörder oder Wettermacher. Gerade Sie sollten das wissen.«
    Ich hatte nicht den Eindruck, dass er John besonders gut kannte, aber ich sagte lieber nichts.
    »Doch soviel ich weiß«, fuhr er fort, »1846, im Jahr des großen Hurrikans, tauchte John zum ersten Mal auf … oder zumindest stammen die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Sichtungen auf Isla Huesos aus dieser Zeit.« Ich muss ihn wohl ziemlich erstaunt angesehen haben, denn er fügte noch hinzu: »Oh, ja. Auch andere haben ihn gesehen, nicht nur wir Friedhofsaufseher. Wenn er auch hier am häufigsten gesichtet wurde. Was glauben Sie, warum wir uns nie die Mühe machten, Geld für Überwachungskameras auszugeben? Weil jeder auf Isla Huesos genug Verstand hat, sich nachts von diesem Ort fernzuhalten, denn niemand möchte es riskieren, ihm zu begegnen.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Mit der Ausnahme von Teenagern natürlich, die ihre Lektion noch nicht gelernt haben … vor allem während der Tage kurz vor der Sargnacht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wieso das denn? Hat die Sargnacht etwa auch was mit John zu tun?«
    »Aber selbstverständlich, meine Liebe«, erwiderte er. Im Büro war es mittlerweile so dunkel geworden, dass ich kaum das Gesicht des Küsters sehen konnte. Der Wind draußen hatte sich wieder gelegt, und es war totenstill, so still, wie es nur direkt vor einem Wolkenbruch wurde. »Nur ist das schon so lange her, dass sich niemand mehr an die eigentliche Geschichte erinnert, oder zumindest nicht korrekt erinnert. Die meisten glauben, es ginge in der Hauptsache darum, einen Sarg zu bauen und diesen dann zu verstecken. Wobei das Verstecken selbstredend ein symbolischer Akt ist; tatsächlich ist damit nichts anderes gemeint als eine Beerdigung.«
    »Aber wozu ?«, fragte ich. »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Oh doch, das tut es«, widersprach Mr. Smith. »Denn kein Leben – solange es anständig gelebt wurde – sollte unerinnert bleiben. Wenn zum Beispiel ein Seefahrer von Menschen, die er eigentlich für seine Freunde gehalten hatte, verraten wird, und diese ihn dann, sagen wir, einfach über Bord werfen und ihn den Wellen überlassen, müssen seine Angehörigen sich auf ewig fragen, was mit ihm passiert ist, ob er noch am Leben ist, ob es ihm gut geht … und das ist auf eine ganz spezielle Weise auch eine Art von Hölle.«
    Ich blinzelte ihn an, während meine Gedanken zurückwanderten zu dem Moment am Boden des Pools, als ich dort unten gelegen und die Fransen meines Schals angestarrt hatte. Nicht über - sondern ver lassen. So hatte ich mich gefühlt. Auch wenn mich natürlich niemand verraten oder gar in den Pool geworfen hatte. Niemand war an meinem Tod schuld gewesen, nur ich selbst.
    »Ist es das, was mit ihm passiert ist?«, fragte ich und hatte plötzlich einen Kloß im Hals. John war mir natürlich egal, aber ich wollte auch nicht, dass ihm etwas derart Schreckliches zugestoßen war. Es muss schlimm sein, so von den Wellen herumgeworfen zu werden. Im Pool war es schön ruhig gewesen, und Mom hatte genau gewusst, wo sie nach mir suchen musste.
    »Denkst du, mir macht das Spaß?«, hatte John mich mit rasselnder Stimme an jenem Tag in seinem Haus gefragt. »Meinst du nicht, dass auch ich meine Mutter gerne mal wiedersehen würde?«
    Ich glaube, in diesem Moment, dort im Büro des Friedhofsaufsehers, brach mein Herz noch ein Stück mehr. Ich hatte es nicht gewusst. Hatte keine Ahnung gehabt, wovon John damals geredet hatte.
    Aber jetzt wusste ich es.
    Der Küster lehnte sich so abrupt in seinem Stuhl zurück, dass er wieder laut knarrte, und der Moment war zerstört. Er würde mir nicht eine einzige weitere Silbe über Johns Tod verraten, wenn es überhaupt das gewesen war, worauf er hinausgewollt hatte.
    »Wie alle anderen Überlieferungen auch«, fuhr er ganz geschäftsmäßig fort, »wurde die Geschichte im Laufe der Zeit verdreht, was in

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